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neben der Pflege der Naturwissenschaften
dem Studium der Classiker zugethan
blieb. Noch aber hatte I . nicht den
mehrjährigen Lehrmrs beendet, als sein
väterliches Haus von einem schweren
Unglück, dem Verluste eines großen
Theiles des Vermögens, betroffen ward.
Ein noch größeres traf den Jüngling
selbst, als ihm bald darauf der Tod
den Vater entriß und er nun, der noch
vor Kurzem mit allen Glücksgütern
Gesegnete, mit einem Male verwaist,
arm. von allen Hilfsmitteln entblößt und
auf sich selbst angewiesen dastand. Diesel»
ben Wissenschaften, die ihm bisher zur
Verschönerung des Daseins ein geistiger
Schmuck waren, mußten ihm Grund«
bedingung seines ferneren Fortkommens
werden und gaben ihm die Mittel an die
Hand, den nöthigen Lebensunterhalt
zu verdienen. Er verließ nach beendetem
Gymnasium Antwerpen und bezog die
hohe Schule zu Löwen, wo er philo«
sovhische und Vorbereitungsstudien für
seinen künftigen Beruf trieb. I n der
Folge kehrte er nach seiner Vaterstadt
zurück und widmete sich der Heilkunde,
aber treu hielt er an den Classikern des
Alterthums fest, besuchte in den freien
Stunden die öffentliche Bibliothek und
sammelte mit beharrlichem Eifer Lesearten
zu einer neuen Ausgabe der Classiker,
wie auch Materialien zu einer griechischen
Blumenlese. Mit dem Hause der Gro«
novius, bei denen classische Gelehr«
samkeit erblich war, durch Freundschaft
verbunden, schloß sich Iacquin an
jenen berühmten Theodor Gronovius.
ersten Schüler des großen 3inn6 in Hol-
land an und machte so auch mit diesem
Gelehrten Bekanntschaft. Er begleitete
ihn oft auf seinen botanischen Wanderun«
gen um Leyden; und Gronovius
war es auch, der in Iacqu in den Eifer für das Studium der Botanik weckte.
Als er eines Tages mit Gronovius
einen öffentlichen Garten besuchte, bewun»
derte er einen oaotus 5peoic>5U3. der in
der ganzen Pracht seine Blüthe enlfaltete.
Entzückt stand er vor diesem Prachtwerke
der Natur' als aber Gronovius an
dieser Prachtpftanze die Geheimnisse und
die Forschungen der Pflanzenwelt erklärte,
erglühte in Iacquin's Seele die Liebe
für das Studium der Botanik, das
später seinen Ruhm begründete und nur
mit seinem Leben erlosch. Mit ganzer
Seele verlegte er sich seither auf die
Pflanzenkunde. Je vertrauter er mit der-
selben wurde, desto mehr entfaltete sich
in ihm auch die Liebe für die Heilkunde.
Er hörte nun bei Muschenbroek die
Vortrage aus der Natmlehre, bei Gau»
bius jene aus der Scheidekunst, bei
den Brüdern Bernhard und Siegfried
Albinus die aus der Anatomie. Eine
Scheu gegen innere Krankheiten bestimmte
ihn für das Studium der Wundarznei«
künde und zu seiner vollständigen Aus»
bildung in diesem Fache unternahm er
eine Reise nach Frankreich. I n Paris
trat er eine Wundarzt. Gehilfenstelle
an und besuchte zugleich Anton Ius«
sieu's Vorlesungen über Pflanzenkunde
und Bernhard Iussieu's Anlagen.
Nun lud ihn ein alter Freund seines
väterlichen Hauses, Freiherr van Swie«
ten, zu sich nach Wien ein, daß er an
der Wiener Universität die medicinischen
Studien weiter fortsetze. Von Frankreich
bis nach Oesterreich botanisirend, kam er
im Jahre 1752 nach Wien, besuchte
de Haen's un-d van Swieten's Vor>
lesungen, knüpfte Freundschaft mit den
Fähigsten seiner Mitschüler, mit dem nach.
her so berühmt gewordenen Freiherrn
Störk, mit Lagus ius , Joseph
Schreibers und erklärte ihnen oft den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Jablonowski-Karolina, Band 10
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Jablonowski-Karolina
- Band
- 10
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 524
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon