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lebten sie mehrere Tage flott im Gast.
hause, und als es zur Zahlung der Zeche
kam, war der reiche Kamerad verschwun«
dm und Ie lky als Landlaufer an Bord
eines Transportschiffes gebracht. Dieses
Schiff war nach Ostindien bestimmt,
scheiterte aber bereits im Canal von
Calais. Ie lky rettete sich auf einem
Balken schwimmend und fand in einem
Maltheserschiffe, welches gegen die Bar»
baresken kreuzte, Aufnahme. Aber schon
nach vier Tagen wird dasselbe von einem
Algier'schen Caper genommen, Ie lky
an die Ruderbank geschmiedet und in
Algier auf den Sclavenmarkt gebracht.
Doit wurde er von einem Türken gekauft,
dessen Sklavenaufseher ihn mit cillen
ersmnlichcn Qualen auf das Grausamste
peinigte. Als aber der Ausseher eines
Tages, um zu fischen, ein Fahrzeug be-
stieg, Ie lky und einen Mohrenknaben
mit sich nehmend, benutzte jener die Ge»
legenheit, und als sie mit dem Schiffe
auf der hohen See sich befanden, ergriff
er den Aufseher und stürzte ihn in's Meer.
Während er nun mit dem Mohrenknaben
auf gut Glück fortsteuerte, ward er von
einem portugiesischen Kauffahrer entdeckt,
und nachdem er diesem den Mohrenknaben
verkauft, zum Matrosen geworben. Mit
dem Kauffahrer segelte er nach Canton,
nahm dort unter den Truppen der ver-
einigten Staaten Dienste, schiffte sich,
1788, nach Batavia ein und fand dort
im Hause des Vorstehers der ostindischen
Handelscompagnie eine Freistätte, an
welcher er sein Handwerk betreiben
konnte. Im Hause Peter Albert's von der
Parra, so hieß sein Gönner, fand I .
vielen Zuspruch und es gelang ihm bald,
in den Bürgerstand aufgenommen zu
werden. Durch die Heirath mit der
Tochter eines englischen Pächters Namens
Sequin hoffte I . seine Vermögens- umstände noch mehr zu bessern; aber
diese Hoffnung schlug ihm fehl; dazu
gesellte sich noch der mißliche Umstand,
daß er das Brautkleid der Tochter seines
Gönners, welches von dem kostbarsten
Sammt war, durch Ungeschicklichkeit mit
Lampenöl überschüttet hatte und in ganz
Batavia einen ähnlichen Stoff aufzutrei-
ben nicht im Stande war. Dieser Unfall
verdrängte ihn aus dem Hause seines
Wohlthäters. I . gab nun wieder das
Handwerk auf, ließ seine Frau ihrem
Vater zurück und sich bei der Miliz
anwerben; mit dieser kam er nach Cey-
lon und von dort zu einer Abtheilung,
welche mit der Fällung von Nelkenbäu«
mm auf einer der nächstgelegenen Inseln
beauftragt war. Bei diesem Geschäfte
wurde er von einem Haufen Indianer
überfallen, ein großer Theil seiner Ge«
fährten niedergehauen. er aber mit
noch Einigen gefangen, in kleine Käsige
gesteckt und zu gelegentlichem Opfer für
die Götzen gefüttert. Von sicherem Tode
rettete ihn nur die Tochter eines vor»
nehmen Indianers, die für ihn Liebe
empfand, ihn aus dem Käfig befreite und
mit ihm in eine ferne Wüstenei floh. I n
dieser lebte I . mit seiner Retterin über
ein Jahr von Früchten. Fischen, Krebsen
u. dgl. m., als seine Befreierin erkrankte
und in wenigen Tagen auch starb. I n
dieser trostlosen Lage harrte I . tagelang
am Meeressirande auf ein vorübersegeln«
des Schiff, endlich gewahrte ihn ein
solches, welches nach Batavia fuhr und
ihn mitnahm. Mit offenen Armen nahm
ihn dort seine Frau auf und auch sein
ehemaliger Wohlthäter von-der Parra,
welcher mittlerweile Statthalter von
Batavia geworden, hatte ihm verziehen
und sich ihm wie das erste Mal liebreich
zugewendet. Nun ging fürI . der Glücks»
stern von Neuem auf. Mit von der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Jablonowski-Karolina, Band 10
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Jablonowski-Karolina
- Band
- 10
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 524
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon