Seite - 78 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Band 11
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Aaunitz 78
hat. Auf des Fürsten'"'unmittelbare Au
forderung schrieb Lenoir das Memoire
„Detail sur ^nsl^uss stabÜLZerneut
äs 1a vills äs ?aris, äsmanäe
3. N. ^. 1a. ksius äs NonFrie", au
deffen Grundlage die geheime Pol
zei in Oesterreich eingeführt wurde,
und die Treulosigkeit der europaische
Mächte, welche planvoll auf Oesterreich
Ruin arbeiteten, hatten den Staatskanz
ler genöthigt, eine planvolle Verlchun
des Briefgeheimnisses zu organisiren
die'abzuleugnen in Fällen, wenn Ander«
dahinter kamen.-K. unter seiner Würd
fand. wofür die Thatsache einen interessaw
ten Beleg gibt, als sich der französisch!
Gesandte über einen, durch Ungeschicklich
keit bei der Eröffnung geschehene Ver
wechslung der Actenstücke bei Kaunitz
beschwerte. Der Fürst hörte den entrüsteten
Botschafter ruhig an und bemerkte nur,
er werde den Beamten, der sich die
Ungeschicklichkeit der Verwechselung habe
zu schulden kommen lassen, zu Verant»
wortung ziehen. Und damit war die
Sache abgethan. Kaun itz war bis an
sein Lebensende in Activität geblieben,
aber nur unter Mar ia Theresia
glänzte sein Stern am hellsten. Unter
Joseph war sein Einfluß und Nath
wohl noch maßgebend, aber letzterer
ward doch nur ausnahmsweise eingeholt.
Aber Joseph's I I . auf dem Todtenbette
an den Fürsten gerichteter Abschiedsbrief
gibt Zeugniß, was ihm Kaun itz galt:
,Ich bedauere, schreibt der Kaiser, daß ich
Ihren klugen Rath nicht länger nützen
kann. Ich umarme Sie und empfehle
Ihnen in diesem Augenblicke der Gcfahr
mein 3and, welches mir immer das
Theuerste gewesen ist." Wohl eifuhr auch
K. das bci alternden Größen— war
es ja dem Prinzen Eugen nicht besser
ergangen — so häusig wiederkehrende bittere Los, von erbärmlichen Intri«
guanten und naseweisen Knaben geneckt
und verspottet zu werden. So hatte man
lange schon das Wichtigste ohne ihn
gethan, ja soll man unter, seiner Sinnes«
art ganz entgegenstrebende De>
peschen seine Unterschrist gesetzt haben,
und diese unwürdige Behandlung zu
Kaunitz' unwidersprechlichen Kenntniß
gekommen sein. Ungeachtet einer fast
schwächlichen und höchst empfindlichen
Leibesbeschaffenheit hatte K. daS hohe
Alter von 83 Jahren erreicht und war
an dem Tage verschieden, an welchem
durch die Schlacht bei Fleurus Belgiens
Verlust für immer entschieden wurde.
Der Fürst war, wie vor ihm schon Vater
und Großvater und wie zwei seiner Söhne,
Ritter des goldenen Vließes; außerdem
Großkreuz des St. Stephan « OcdenS
und seit der Stiftung des Maria There»
sien-Ordens Kanzler desselben, also sein
erster Kanzler; überdieß Curator der
Akademie der bildenden Künste und jener
der orientalischen Sprachen. Er war seit
6. Mai 1736 mit Mar ia Ernestine
Grasin Starhemberg (geb. 10. Octo>
er 1718, gest. 6. September 1749)
ermält. I n einer dreizehnjährigen
Ehe gebar sie ihm sieben Kinder,
nd zwar sechs Söhne und eine Tochter,
letztere, MariaAntoinette, mit Ioh.
Christoph Wilhelm Grafen von Thür«
eim vermalt', von Ersteren starben
Moriz Qu i r in und Maximi l ian
lrich in jungen Jahren, von den übri«
en: Ernst Christoph ssiehe: Hervor«
agende Sproßendes Fürsten« und Grafen«
>auses Kaunitz. S.64, N. 6.^. Dominik
63,Nr.4^, Franz Wenzel
undIoseph Clemens i.S.65,
ltr. 13^, ward Ersterer, der den Vater
um drei Jahre überlebte, durch Hei»
ach seiner Tochter Maria Eleonora,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon