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Perlen der Vorzeit", von Ladislaus
Pyrker, u. d. T.: „.
4830) und der von Ioh. Grafen
äth gesammelten Volksmärchen
u. d. T . : ^I^HF'l/HT' T'SZ'sH, 7tt<37?i?a^ 6s
1833, .80.). Der Raum gestattet
eS uns nicht, Kazinczy's umfassende
schrifstellörische Thätigkeit in jeder einzelnen
Richtung zu verfolgen; jedenfalls ist das
Bedeutendste in den bisher angeführten
Werken aufgezählt worden. Von feinen
übrigen Lebensmomenten ist noch zu
erwähnen, daß er unter den Deputirten
sich befand, von welchen der Plan der
ungarischen gelehrten Akademie in Pesth
ausgearbeitet wurde, und daß, als die
Akademie in'S Leben trat, dieselbe sich
dadurch selbst und den Dichter ehrte,
als fie ihn in die Reihe der ordentlichen
(mit. einem Iahresgehalte dotirten) Mit-
glieder in der historischen Classe aufnahm.
Die letzten Lebensjahre wurden ihm durch
einen Proceß mit einem Anverwandten
vergällt, der in beispielloser und nur bei
der ungarischen Gerichtsverfassung mög/
licher Weise gegen K. vorging. Dieser
nahm sich das weniger feinet» als seiner
zahlreichen, dadurch bitterer Noth auSge«
setzten Familie wegen sehr zu Herzen. Als
im August 1831 im Abujvarer und Zem-
pliner Comitate die Cholera ausbrach,
wurde leider K. eines ihrer Opfer, und
er starb auf seinem Landsitze bei Szöpha«
lom bald nach seiner Rückkehr von Pesth,
wo er in Angelegenheiten der Akademie
einige Zeit wieder verweilt hatte. Ka«
zinczy war T'H' Jahre alt geworden.
Seine Frau hatte ihm 8 Kinder, vier
Söhne und vier Töchter, geboren, bei
der Geburt des letzten Sohnes. Lud-
w i g (1820), war der Dichter bereits
62 Jahre alt. K. nimmt in der ungari- schen Literatur eine hervorragende Stelle
ein, als Dichter ist er in den Gattungen
der Epistel und des Epigramms
wohl noch nicht erreicht; schwungvoll
sind seine Oden und lieblich seine Lieder,
das Sonett hat er der Erste auf den un«
garischen Boden verpflanzt. Seine zer>
streuten, in verschiedenen Zeitschriften und
Albums erschienenen Originaldichtungen
wurden wenige Jahre nach seinem Tode
von Bajza und Schedel gesammelt
und unter dem Titel: ^XaLino^^yrsnox
orsäSti Nunicai" (Vuäa 1836 u f., 8".)
herausgegeben. Was Kazinczy's Be>
dmtung und Stellung in der Literatur
seines Vaterlandes betrifft, so möchten
wohl die Worte eines ihm ebenbürtigen
Gewährsmannes, des Baron Eötvös
<M. IV, S. 33^, in der bei der akademi-
schen Sacularfeier Kazinczy's gehalte»
nm Gedachtnißrede das Bezeichnendste
enthalten. „Mögen wir, sprach EötvöS,
die lange Reihe von Jahren berücksichtigen,
durch welche Kazin czy seine ganze Thä«
tigkeit der Literatur geweiht, oder den
inneren W^AH seiner Werke und die
wundervolle, noch jetzt bezaubernde
Schönheit seiner Darstellung, so gibt es
wenige in unserer gesammten Literatur,
die wir ihm an die Seite stellen könnten.
In der Ausdauer und männlichen Festig«
keit, mit der er von seinem 16. Jahre,
wo er seine erste Schrift herausgab, bis
nahe an seinen Sterbetag, zwischen den
Wanden des Kerkers und unter der Last
schwerer Sorgen, seine Laufbahn verfolgte,
steht er allein da. Ohne Gleichen
ist er auch bezüglich jenes Einflusses,
welchen seine Werke und seine Person»
lichkeit auf die Literatur seiner Zeit auS-
geübt haben. Unter seinen Zeitgenossen
ist keiner, der, wenn wir auch nur die 35er«
dienste des Schriftstellers in Erwägung
ziehen, den Wettkampf mit ihm bestehen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon