Seite - 157 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Band 11
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sale und seine ausgebreitete Gelehrsam»
keit denkwürdig. Zeigte in früher Iu»
gmd großes Talent für die Mathematik,
betrieb aber nicht minder eifrig Sprachen
und historische Studien. Nachdem er in
Tyrnau die Philosophie beendet, begab
er sich nach Wien, wo er die Rechts«
Wissenschaften hörte, und sein Unterricht,
da er die classischen Sprachen und die
wichtigsten der neueren trefflich verstand,
in Hausern des hohen Adels sehr gesucht
wurde. Bald erhielt er ein öffentliches
Lehramt in Liegnitz. wurde aber in kurzer
Zeit nach Wien an die Theresianische
Ritterakademie berufen, wo er die Lei.
tung des Institutes, nachdem der Di»
rector gestorben, übernahm. Ein Jahr
führte er dieselbe, als Graf Ulefeld.
der als Gesandter nach Constantinopel
geschickt wurde, sich ihn als Gesandt-
schafts« Secretär und Historiographen
erbat. K. folgte diesem ehrenvollen Rufe
und vermehrte seine reiche Kenntniß der
Sprachen noch um eine, die türkische.
Nach feiner Rückkehr von Constantinopel
trat er als Hauptmann in die Forgach'sche
Legion und zeichnete sich in Deutschland
bei Lauterburg, in Italien bei Piacenza
aus, wurde beide Male schwer verwun»
det und gerieth bei Lauterburg in Folge
seiner Verwundung in feindliche Gefan-
genschaft. Nach hergestelltem Frieden
des Soldatenlebens überdrüssig, erbat er
sich die Erlaubniß, die Compagnie ver«
kaufen zu dürfen, die ihm gewährt wurde,
worauf er sich nach Rom begab und mit
einem jährlichen Gnadengehalte von
600 fl. sich daselbst dem Studium der
Theologie unterzog. Auch darin leistete
er Ausgezeichnetes. Den jungen Gelehrten
nahmen die Arcadier alsbald in ihren
Kreis auf unter dem Namen LideliinuZ.
Jedoch schien ihm der Aufenthalt in Ita-
lien nicht zuzusagen und mit einem Em« pfehlungsschreiben des Papstes B e n e»
dict XIV. an die Kaiserin kehrte K. als
Doctor der Theologie und ^otonotarius
axoLtoliauL nach Oesterreich zurück und
war auselsehen, die Erziehung des Krön«
Prinzen zu leiten. Aber seine sehr ge»
schwächte Gesundheit hinderte ihn, diese
ihm zugedachte Stellung zu überneh»
rnen, und so begab er sich als Domherr
nach Preßburg. Als sich ungeachtet aller
ärztlichen Pflege seine Gesundheit nicht
besserte und die Ansicht ausgesprochen
wurde, die Schwefelquellen zu Puteoli
dürften ihm Heilung gewähren, gab ihm
die Kaiserin 3000 fi. zu dieser Reise.
Aber die Bäder brachten die entgegen»
gesetzte Wirkung hervor; leidender, ge»
schwächter als er dahin gereist war,
kehrte er zurück und kam Mitte Mai
1732 in Preßburg an, aber schon wenige
Wochen später erlag er, erst 36 Jahre
alt, semem Leiden. - Im Drucke ist nur
Weniges von ihm erschienen, und zwar:
tiis 1748, 8".); — „Ds lM?)5tt?wöl7/ia?s
1749, 40.); — „2)s «5«
(ebd. 1730, 40.); ungleich
Schätzbareres hinterließ er in Handschrift,
und zwar die Beschreibung seiner Gesandt»
aftsreise nach Constantinopcl, welche
in der k. k. Hofbibliothek zu Wien auf-
bewahrt sein soll; außerdem ausführ«
lichere Nachrichten von orientalischen
Alterthümern und mehrere historische Ar«
beiten, welche von seiner Familie auf>
bewahrt wurden.
Bal lus (Paul von), Preßburg und seine Um<
gedungen (Preßburg 1823, A. Schwaiger und
I . Landes, 8°.) S. 169. — H>?-c5n7,l 5<4?6X.^ ,
Aisiuoi-ia Hunga.i'oi'uin et !?lovinci3.Uuin
«eriptiL eäitiö; natoi'lim (Visnuas 1776,
^nt. 1.06^6, 8".) 2?c>m. I I , ?. 315—326. —
Poggendorf f ( I . C.), Biographisch'literari-
schcö Handwörterbuch zur Geschichte der eracien
Wissenschaften (Leipzig 1559. I . Ambr. Barth,
Ler. 8«.) Tp. «241.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon