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Ahevenhüller 226 Khevenhüller
der Belagerung Widdins beauftragt,
hatte er bereits seine Maßregeln getroffen,
als er einreihender Krankheiten und der
vorgerückten Jahreszeit wegen Befeh
erhielt, alle Arbeiten einzustellen und
sich an den Timok zu ziehen. In der
Ausführung dieses Befehls begriffen,
wurde sein nur 4000 Mann starkes Corps
von der 24.000 Mann zahlenden türki.
schen Hauptmacht angegriffen. Zwei Tage
währte der Kampf, aber durch gute Auf-
stellung der Artillerie hielt er den Feind
im Schach und schlug sich glücklich zur
Hauptarmee durch, die Plünderung eines
Theiles seines Lagers konnte er aber nicht
verhüten. Nun erhielt er die Berufung zum
Hofkriegsrathe nach Wien, mußte aber
zu Ende des Feldzuges 1738 wieder zur
Armee zurückkehren, um, nachdem unge>
schickte Operationen Alles verdorben
hatten, das Obercommando in einem
Zeitpuncte zu übernehmen, in welchem
nichts mehr zu gewinnen war. Welchen
Respect aber der Feind vor seinem Namen
hatte, dafür spricht die Thatsache, daß
mit dem Tage von Kh.'s Ankunft im
Lager der Großvezier alle Truppen aus
den festen Plätzen Ujpalanka, Pancsowa
und Racsa mit Zurücklaffung großer
Vorräthe nach Orsowa zog und den
Kaiserlichen ruhige Winterquartiere ließ.
Kh. kehrte nun wieder nach Wien zurück
und wurde im Cabinete verwendet.
Noch Kaiser K a r l VI. hatte Kh. zum
Commandanten von Wien ernannt und er
bekleidete diese Stelle, als mit dem Tode
des Kaisers (20. October 1740) die Lage
der Monarchie eine bedenkliche Wendung
nahm. Noch waren Maria There.
sienS Augen von Trauer feuckt über
den Hingang ihres Vaters, als Graf
Tör r ing , Gesandter Bayerns in
Wien, die Huldigung der Stände für
seinen Herrn beanspruchte!! Sachsen, Spanien, Frankreich, Preußen traten
wie Bayern mit ihren Ansprüchen hervor
und griffen zu den Waffen, um mit
diesen durchzusetzen, was guiwillig nicht
zu erhalten war. Die Bayern marschir-
ten auf Wien zu. Maria Theresia,
von ihren Feinden spottweise nach ihrem
Gatten nur „die Großherzogin" genannt
und die sich eben Mutter fühlte, schrieb
in ihrer verzweifelten Lage an ihre
Schwiegermutter, die Großherzogin von
Toscana: „Sie wisse keinen Ort, an dem
fie ihre neuerliche Entbindung ruhig
abwarten könne". Wien war von einer
bayerisch«französischen Belagerung be<
droht. Da trat der Stadtcommmandaut
Feldmarschall Ludwig Andreas GrafK h e-
venhüller vor und übernahm die Orga«
nisirung der Vertheidigungsanftalten. Es
ist unnöthig darzustellen, wie energisch der
Graf zu Werke ging, denn die Maßregeln
waren vor der Hand überflüssig, da am
24. October 1741 die Nachricht einlief,
der Churfürst von Bayern sei bei Mau»
tern über die Donau gegangen, um in
Prag die Königskrone sich aufzusetzen,
und das französische Corps habe
sich über
die Tnns gezogen. Nun zog Kh. in merk»
würdiger Schnelligkeit ein Kriegsheer
zusammen, dessen Befehl ihm die Kaise»
rin übertrug, und gelobte ihr, an Bayern
das Wiedervergeltungsrecht zu üben und
den ersten Bericht von München zu
datiren. Kh. hielt Wort. Am 23. Decem-
ber waren bereits die Vorstädte von Linz,
wo sich der Churfürst von Bayern hatte
huldigen lassen, erstürmt, und die Stadt
capitulirte, nachdem die 12.000 Mann
starke Besatzung sich tapfer vertheidigt
hatte. Nun drang Kh. unaufgehalten
in's Bayerische hinein. Graf Tör r ing
wurde bei Schärding geschlagen (17. Jan»
ner 1742), Passau nebst den festen Schlös-
sern Ober« und Niederhaus wurden ein-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon