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Khevenhüller 227 Khcvtnhüller
genommen; in zwei Colonnen drang e
nun siegreich vorwärts, und währenc
Kh. selbst bereits am 13. Februar sein
Hauptquartier in Landshut aufschlug,
rückte am nämlichen Tage der bekannt
österreichische Parteigänger Menzel in
München ein. Die Generale Barn kl au
^Bd. I, S. 117^ und Menzel besetzten
Ried, Vilshofen, Landau, Schärding
und Wasserburg. Kh. nahm Braunau
und Burghausen, zog am 27. in Mün
chen ein, schlug den General Törring
nochmals bei Mainburg und bemächtigt«
sich des ganzen Landes. Kh. hatte Wor
gehalten, aus München erhielt die
Kaiserin Nachricht. Indessen wahrend
Bayern in wenig Wochen eine östev
reichische Provinz geworden und Peter
Graf Goeß zum Statthalter des ganzen
Landes ernannt worden war, ließ
sich der Churfürst zu Frankfurt zum
Kaiser krönen, verlustig seines eigenen
Landes und von dem in Anspruch genoin<
menen Königreich Böhmen abgeschnitten.
Die Freude in Wien war grenzenlos, die
Kaiserin schrieb sogleich eigenhändig
an Kh., den sie ihren Retter nannte,
schickte ihm ihr und des Erzherzogs
Joseph Bildniß, dankte in einem zwei»
ten Schreiben der tapferen Armee und
schickte 130.000 Ducaten zur Vcrtheilung
an die Mannschaft nach Verhältniß der
Auszeichnung vor dem Feinde. Beide
Schreiben wurden öffentlich verlesen, die
Bildnisse ausgestellt und der Wiener
Jubel fand in Khevenhüller's
Armee ein begeistertes Echo. Aber der
Kampf war noch lange nicht zu Ende.
Die französischen Hilfstruppen rückten
unter dem Herzoge d'Harcourt heran.
Der westliche Theil Bayerns mußte
nun wohl geräumt werden, im übrigen
aber traf Kh. seine Aufstellung so, daß
alle anderen Eroberungen durch eine Truppenkette, welche von Tirol über
München bis an die Grenze Böhmens
fortlief, gesichert und Kh. mit den Unter«
nehmungen an den einzelnen Puncten
ununterbrochen in Verbindung blieb.
Als der französische Marschall Maille>
bois in Böhmen eindringen wollte, war
ihm KH. bereits zur Seite. Maillebo is
kam nicht über Eger und mußte
sich auch
von da bald der überall undurchdring-
lichen Pässe wegen in die Oberpfalz zu-
rückziehen. Indessen belagerte der Prinz
Karl von Lothringen, welcher sich
in Kh.'s. Heer befand, Prag. gab aber
auf Kh.'s Vorstellungen die Belagerung
auf und zog vereint mit ihm nach Bayern,
welches nun von Neuem besetzt wurde.
Bei dieser zweiten Besetzung wurde nicht
die bei der ersten beobachtete Schonung
wiederholt. Bayerische und französische
Truppen hatten in Böhmen unmenschlich
gehaust, in Bayern sind an den kaiser«
lichen Soldaten Feindseligkeiten haarsträu»
bender Art von den Einwohnern verübt
worden. Der Tag der Wiedervergeltung
war gekommen und
siel um so härter aus.
als der Krieg kein anderes Gesetzbuch als
das Recht des Stärkeren anerkennt. Für
eine kurze Zeit war Bayern in den Besitz
des Churfürsten zurückgelangt, aber schon
am 9. Mai 1743 wurde General M i-
nuzzi geschlagen und gefangen. Nach dem
Gefechte bei Simbach, unweit Braunau,
gab aber der Churfürst jeden weiteren
Widerstand auf. Graf Kh. und mit
hm Seckend orf leiteten (27. Juni
743) den Vertrag von Niederschönfeld
in, in Folge dessen sich Karl VII. zur
Neutralität verpflichtete, und sein Erb«
and von österreichischen Truppen, welche
Veneral Bärnklau befehligte, besetzt
lvurde. Kh. begleitete nun noch den
Prinzen Kar l von Lothr ingen
. VI, S. 336, Nr. 139^ an den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon