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führen. So gelang es ihm, die erste
Filiale zu Iamnitz in Mähren und zu
Trieft im Jahre 1852 zu gründen, an
die stch bald andere in Mähren (17), in
Böhmen (9), Ungarn (4), Siebenbüv
gen (1), Steiermark (1), Galizien (1)
und im Banate (3) anschlössen. Dem
stärksten Widerstände in seinen Anstre>
bungen begegnete er in Niederösterreich,
wo sich erst später einige Schulmänner (9)
fanden, die der Tendenz des Vereins
huldigten. Dermalen zählt der Verein
43 Fil ialen und Delegationen.
Um seinen Bestrebungen für den Thier«
schütz dauernden Nachdruck zu geben,
versuchte er mit einigen gleich gesinnten
Lehrern „Schulvereine im Interesse
des ThierschutzeS" in'S Leben zu rufen.
Auch diesem Unternehmen stellten sich
nicht geringe Hindernisse entgegen, doch
aber drang er mit seiner Idee durch,
und schon 1839 zählte der Schulderem
33 Filialen mit ein paar Tausend Kin»
dein. Diese Vereine der Kleinen haben
zwar keine Rechte, aber Pflichten, die
denselben von der Wand der Schul-
zimmer in einem kurzen „Mahnruf" stets
in das Gedächtniß gerufen werden. Für
jene Kinder, die
sich durch eine besondere
thieifreundliche Handlung bemerkbar ge»
macht haben, stiftete
er durch einen hohen
fürstlichen Gönner eine silberne „Denk«
münze". Einen Fingerzeig aber, wie
viel den Thierschutzvereinen noch zu
wirken übrig bleibt, gibt der Umstand,
daß nicht alle Kinder einer Schule
sich in daS zu diesem Ende eingeführte
„Gedächtnißbuch" einschreiben, weil
sie dem Vogel- und Fischfange, dem
Werfen und Schlagen nach Thieren, dem
Besuche der Schlachthäuser u. s. w. ent.
sagen müssen. Nicht ungesagt darf bleiben
— denn es gehört zur Geschichte all'
dieser Bestrebungen — daß gegen den Verein fortwährend Gegner auftraten.
Die ersten Angriffe erfolgten von Seite
deS „Humoristen" (Saphir) und der
Volksschrift „Hans Iörgl" (Weiß); die
Genannten wurden von Kh. in dem Ver«
einsblatte widerlegt; aber bedenklicher
und ernster waren die Angrisse von einer
anderen Seite, denn zwei theologische
deutsche Zeitschriften traten zugleich gegen
die Thierschutzvereine auf. Dr. Sebastian
Brunner schrieb in der von ihm redi»
girten „Wiener katholischen Kirchenzei-
tung" 1837, Nr. 44 und 43, einen Ar-
tikel über die Thierschutzvereine, der mit
den Worten schloß, „daß sich hinter der
Maske der Thierschutzvereine kuriose
Grimmassm zeigen, die auf ganz andere
Dinge hindeuten", er legte diesen Ver<
einen zur Last, sowohl in katholischen
wie protestantischen Ländern, krassen
Materialismus zu verbreiten, so eine
gewichtige Grundlage des Christenthums
zu untergraben und indirect alles gesunde
Staatenleben unmöglich zu machen. Kh.
entgegnete in seinem Blatte „Der Thier,
freund", Nr. 7 vom Jahre 1837, in einer
für die damaligen Verhältnisse so ener»
gischen Weise, daß unter seinen Anhän-
gern Besorgnisse entstanden. Sämmtliche-
Journale in Wien, voran „Die Presse",
und einige außerösterreichische Blätter
brachten schon am nächsten Tage diese
Entgegnung und traten so zu sagen da»
durch für Kh. ein. Die Kirchenzeitung.
setzte zwar ihre Angriffe fort, doch auf
ihren Lesekreis beschränkt, blieben die»
selben ohne merkliche Wirkung. Später
klagte „Das österreichisch . pädagogische
Wochenblatt" Kh. wegen eines Vor»
träges „Ueber Erziehung und Schule"
bei dem Unterrichtsministerium an, daß
er es an der schuldigen Achtung gegen
daS österreichische Schulwesen fehlen
lasse. Kh. wandte sich auf diese Anklage
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon