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24? Kienmayer
fingen (am 24. Mai) aus. Er befehligte
die aus 2^/2 Bataillons und 8 Escadrons
leichten Truppen bestehende Avantgarde,
welche hinter der Töß aufgestellt waren
und die Ortschaften Very, Buch, Esch,
Hettlingen und Huningen besetzt hielten.
Die Franzofen unter General Pa i l la rd
griffen ihn an. Mehrere Stürme der
Franzosen wurden von ihm bereits abge»
schlagen, als er Nachricht erhielt, daß
ihm Gefahr drohe, von der Brücke über
die Thür bei Andelfingen, seiner einzigen
Rückzugslinie, abgeschnitten zu werden.
Er gab also die weitere Vertheidigung
der genannten Ortschaften auf und zog
sich, mit dem heftig andrangenden Feinde
in ununterbrochenem Kampfe, jedoch in
bester Ordnung gegen Andelfingen zu»
rück. Dort erhielt er von dem zwischen
Altikon und Pfyn aufgestellten General
Piaczek Nachricht, daß ihn der über»
legene Feind gegen Andelfingen dränge.
Um den Rückzug der Truppen des Ge>
nerals Piaczek zu ermöglichen, leistete
K. auf den Anhöhen vorwärts von An-
delfmgen durch zwei Stunden den Helden»
müthigsten Widerstand. Endlich, nachdem
sein Geschütz demontirt war, ließ er
dasselbe und den größten Theil seiner
Truppen durch die Stadt und über die
Brücke sich zurückziehen, wahrend er mit
li0 Mann Wenkheim-Infanterie und
Tiroler-Schützen und einem Zuge Husza»
ren, um diesen Rückzug zu decken, das
obere Thor von Andelsingen gegen den
andringenden Gegner vertheidigte. Miti«
lerweile aber waren die Franzosen durch
die rückwärtigen Garten theils gegen,
theils über die Brücke gedrungen, hatten
derselben sich bemächtigt und die in Andel«
fingen befindlichen Truppen waren ganz«
lich abgeschnitten. K., dem sich noch ein
von der Brigade Piaczek abgedrängter
Zug Huszaren angeschlossen hatte, ver« ließ nun das Thor und eilte an die
Brücke. Aber die durch das eben ver«
lafsene Thor einstürmenden Schwadronen
Chafseurs und andere feindliche Truppen
jagten ihm nach und holten ihn ein. K.
wendet
sich
mit seinenHuszaren entschlossen,
um, haut durch die feindlichen Haufen sich
durch und sprengt dem eben verlassenen
Thore zu. Dann wendet er sich links
gegen die Thür, aber auch hier war
bereits daS steile felsige Ufer mit feind-
lichen Schützen besetzt. Von allen Seiten
von dem Feinde heftig verfolgt, nirgends
ein Ausweg zur Rettung und doch fest
entschlossen, sich nicht zu ergeben, begei-
stert K. seine Reiter zum Außerordent>
lichen, stürzt sich mit seinem Pferde von
einem haushohen Felsen in die reißende
Thür, wahrend seineHuszaren an anderen
minder gefährlichen Stellen des steilen,
übrigens überall hohen Ufers diesem he«
roischen Beispiele folgen. Mit mehreren
Huszaren hatte K. glücklich das jenseitige
Ufer erreicht, während die anderen theils
im Flusse, theils beim Durchhauen ihr Le-
ben einbüßten. Diese That, bekannt unter
dem Namen des „Kienmayer.Sprunges",
ist poetisch (von Ioh. Nep. Vog l 1831)
verherrlicht worden. Unverletzt ging K.
aus diesem heißen Kampfe, nur sein
Pferd wurde durch einen Bajonnetstich
verwundet. Durch die am jenseitigen
Nfer aufgeführten Batterien, so wie durch
den Brand der Brücke wurden die Fran«
zosen au weiterem Vordringen abge»
halten. Bei K.'s im Herbste 1799 erfolg,
ten Ernennung zum Feldmarschall-3ieu>
tenant erhielt er eine Division bei der
Armee in Deutschland. Im Feldzuge deS>
Jahres 1800 hatte seine 5330 Mann und
3300 Pferde starke Division die Aufgabe,
das bei Kehl stehende französische Corps
zu beobachten, während unsere Haupt»
armee sich noch in den rückwärtigen Can>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon