Seite - 252 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Band 11
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Kiesewetter 282 Aiesewetter
haltend alle von 1750 bis Ende 1832 in
Deutschland und in den angrenzenden Ländern
gedruckten Bücher (Leipzig 1833, Schumann,
4°.) Theil I I I , S. 335 ^nllch diesem heißt er
Alois Ferdinands
Kiesewetter Edler von Wiesenbrunn,
Raphael Georg (gelehrterMusikschrift-
steller, geb. zu Holleschau in Mäh-
ren 29. August 1773, gest. zu Baden
bei Wien 1. Jänner 1880). Sohn des
Kreisphysicus Alois Ferdinand K.
s^. d. Vorigen^, kam, nach zu Olmütz
beendeten philosophischen Studien, nach
Wien, wo er die Rechte hörte, und dann
im Jahre 1794 bei der Reichsarmee in
der Kriegskanzlei angestellt wurde. Bis
1801 diente er daselbst als Kanzlift. Re
gistrator und Concipist, im letztgenannten
Jahre kam er als Hofconcipist zum Hof>
kriegsrathe, wurde Hofsecretär und mit
Allerh. Entschließung vom 4. November
1807 Hofrath und Referent bei dem Hof»
kriegsrathe. Er führte anfänglich das
NormalieN'Departemenr, später die Kanz.
leioirection und die Militär«Erziehungs»
und Bildungsanstalten, in den Jahren
1813 und 1814 das Sanitätsreferat,
und entwickelte in letzterem in den denk«
würdigen Kriegsjahren bei der Aufstel-
lung von 39Haupt- und einer ungewöhn«
Uch großen Anzahl von Garnisons» und
Depotspitälern eine so energische Thätig-
keit, daß ein amtlicher Bericht über sein
Departement schreibt: „es sei in demselben
unter Leitung des Hofrathes K. in jenen
drangvollen Verhältnissen geleistet wor-
den, was menschliche Kräfte nur immer
zu leisten vermögen". Aber eine andere
Seite der Thätigkeit, als die amtliche,
ist es, welche im Leben Kiesewetter's
eigentlich näher zu beleuchten kommt.
Von früher Jugend an betrieb K. die
Musik. Erspielte die Flöte vortrefflich, gab
sie aber spater auf, und mit einer kräftigen Baßstimme begabt, sang er in musikalischen
Kreisen. Nun übte er auch das Fagott,
dann die Guitarre; jedoch vornehmlich
zum wissenschaftlichen Theile der Musik
hingezogen, begann er bei Albrechts-
berg er das Studium des Generalbaffss,
später bei Hartmann jenes des Con»
trapunctes. Im Jahre 1816 begann er
seine Sammlung von Partituren alter
Musik, wobei ihn hauptsächlich einige
damals in Italien lebende musikalische
Freunde thätig unterstützten; er ergänzte
dieselbe fleißig durch sein ganzes Leben
und erwarb manchen kostbaren Schatz.
Dabei war sein Haus durch 30 Jahre
so zu sagen die Akademie der alten
Musik in Wien. wo jährlich einige Male,
gewöhnlich im Advent, in der Fasten»
zeit und besonders in der Charwoche die
Meisterwerke eines Palestrina, Alle-
gri, Vittoria, Carissimi, Scar»
latt i, Iomell i , Durante, Pergo»
lese, Lotti, Caldara, Sebastian
Bach, Graun u. v. A. aufgeführt wur»
den. Seine Neigung für das Sammeln
führte ihn endlich zur schriftstellerischen
Thätigkeit, und diese ist es, welcher wir
mehrere sehr schätzbare Arbeiten verdan»
ken, welche theils selbstständig, theils
in einigen in Zeitschriften erschienenen
Abhandlungen in die Oeffentlichkeit ka«
men. Erstere sind: „Ueber die Verdienste der
Niederländer nm die Tnnknnst" (Amsterdam
1828. 4".); diese mit vielen Notenbeila-
gen ausgestattete Abhandlung wurde von
der vierten Classe des königlichen Insti«
tutes der Wissenschaften, der Literatur
und schönen Künste zu Amsterdam mit
dem ersten Preise (der großen goldenen
Medaille) gekrönt und auf Kosten dieses
Institutes gedruckt', durch sie wurde K.
auch mit dem BibliothekscustoS der Wie>
ner Hofbibliothek, A. Schmid, bekannt,
welcher ihn auf die eben geordnete Ab«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon