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Schooße der Bureaukratie die Angriffe
gegen dieselbe statthatten und Niemand
aus diesem Körper sich fand, der sie
entkräftete, der außerhalb derselben ste«
hende unabhängige österreichische Frei«
heitssänger ihr warmer begeisterter Ver»
treter wurde. Sein bedingter Beitritt
zum Majoritatsantrage des verstärkten
, Reichsrathes findet in seinen eigenen
Worten die Aufklarung: „AuS dem
historischen Rechte, ebenso wie aus der
Machtstellung Oesterreichs und aus der
Entwickelung des Staatslebens geht als
ein berechtigtes Postulat der Gegenwart,
das oberste Pr incip der Staats»
und «Reichseinheit und somi t
auch jenes der über denLander«
Autonomien in höherer Ordnung
stehenden Reichsautonomie her-
vor". Und bezüglich des Minoritäts»
votums sagt der Graf ausdrücklich:
„Treu der mir beobachteten Richtschnur,
suche ich auch darin nicht das was uns
trennt, sondern nur das was uns ver«
einigt". Der Graf ist also — wenn die
Anwendung der philosophischen Ter-
minologie für politische Verhältnisse
gestattet ist — der Repräsentant des
Eklekticismus in staatsrechtlichen, auf
Oesterreich bezüglichen Fragen, und möchte
in dieser rechten Mitte wohl zunächst die
Losung der schwierigen politischen Fragen
im Innern gefunden werden. Als Mit«
glied des Herrenhauses des später ge-
bildeten Reichsrathes gehört K. zur
liberalen Partei in der Versammlung,
und unterläßt es nie, seinen Mahnruf
zu erheben, wenn Gefahr dem Vater-
lande und der durch kaiserliches Wort
fest besiegelten Verfassung droht. Eine
seiner bedeutungsvollsten Reden war
die in der Sitzung des Herrenhauses
vom 11. Jänner 4864, in welcher
er anläßlich der Budgetberathung das Wort nahm, weniger um über das
Budget zu sprechen, als um das, was er
schon lange auf dem Herzen trug, sich
von demselben wegzureden. Er richtete
seine Worte gegen jene, die wider den
Liberalismus eifern und zeichnete mit
scharfenZügen, was er unter Liberalismus
verstehe; er regte die Concordatfrage an
und bemerkte, daß sie am 11. Jänner
1864 dort stehe, wo sie am 20. Juni
1862 gestanden; insbesondere aber findet
er das Verhältniß beider Häuser des
Reichsrathes, des Herren- und Abge-
ordnetenhauses gegeneinander, wie es
wenigstens jetzt sei, bedenklich, indem der
Conflict bei einer längeren Fortsetzung
dieses Verhältnisses ein unausbleiblicher
sei. Und indem er seine gewichtigen Worte
der besonderen Erwägung deS Hauses
empfiehlt, schließt er mit dem Ausspruche:
„Das Räderwerk an der Zeitenuhr kann
in's Stocken kommen, der Mechanismus
kann zerbrochen werden, allein der Gang
der Zeit läßt sich nicht aufhalten, sie wird
unaufhaltsam weiter schreiten". In Folge
dieser Nede wurden dem Grafen aus
mehreren Städten und von mehreren
Vereinen in Kram und Steiermark
Glückwunschadrefsen übersendet. — Was
den Grafen A. als Dichter betrifft, so
erschienen seither (1836) die 1l. und
12. Auflage der „Gedichte" (Berlin 1867
und 1868. Weidmann, 10".); die 2. Auf-
läge der „NieÖlungen im Kack" (ebd. 1853,
16".); die l t . Auflage deS „Schutt" (ebd.
1836, 16".); die 8. Auflage des „letzten
Nittrr" (ebd. 1860). Demnächst, wie die
Journale berichten, soll seine deutsche
Bearbeitung des Robin Hood im Drucke
erscheinen. Originalien seiner Poesien
brachten nur zeitweise einige Almanache,
darunter daS von Emil Kuh 1861
herausgegebene „Oesterreichische Dich-
terbuch" den Romanzenkranz „Prinz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon