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Mcel, Franz, mit dem Kloster»
namen Matthäus (öechischer Poet, geb.
zuBöhmisch.Trübau 7.April1808).
Studirte zu Leitomischl, trat 1828 in
den Orden der Augustiner. Ch 01 Herren
in Altbrünn. legte 1830 die Gelübde
ab, erhielt 1833 die h. Weihen, wurde
dann Bibliothekar und R6F6Q3 okori
im Stifte und 1838 Professor der Philo-
sophie an dem Brünner Lyceum. Im
Jahre 1836 ließ er zuerst seine öechischen
Dichtungen erscheinen, welche damals
ungewöhnliche Aufmerksamkeit erregten.
ES war aber weniger der poetische Werth,
als die sittliche Kraft dieser Schöpfungen
seines Geistes, welche fesselnd wirkte.
Auch lag darin, wiewohl noch versteckt,
der Keim jener national<eiclusiven Rich»
tung, welche, sobald das Jahr 1848 die
nationalen Geister entfesselte ohne Maske
zu Tage trat. Oder sollte, wenn er die
Jugend mit hohem Ernste vor Verun»
reinigung ihreS BluteS warnt, daS dem
Vaterlande gehöre, dieses anders zu
deuten sein? Die antideutsche Stimmung,
welche der öechische Poet hie und da
durchschimmern lassen mochte, insbeson-
dere aber seine Begeisterung für daS
Slaventhum, welche ihm unter der sla»
vischen Jugend einen großen Anhang
verschaffte, verwickelte ihn immer mehr
in Unannehmlichkeiten, und es kam so
weit, daß er im Jahre 1845 von seinem
Lehramte entfernt werden mußte. Er
begab sich nun nach Prag, wo er bei
einigen Freunden in stiller Zurückgezo-
v. Würz dach, biogr. Lcnton. XII. ^Get: genheit lebte, bis ihn daS Kloster wieder
zurückberief. Als aber das Jahr 1848
die nationalen Geister entfesselte und nun
auch K. mit seiner Farbe nicht länger
zurückhielt, wurden ihm in dem vorzugs-
weise deutschen Brunn manche Verlegen»
heiten bereitet, insbesondere aber, als durch
die Wahlen für das Frankfurter Parlament
die deutsche Bewegung einen entschiedene«
ren Charakter anzunehmen begann und es
an Reibungen der beiden entgegengesetzten
Elemente, Deutsche und Slaven, nicht
fehlte. Ja es kam so weit, daß ihm zu
verstehen gegeben wurde, die National«
garde sei außer Stande, seine Person
und daS Kloster, in welchem er lebe,
ferner zu schützen. So verließ er denn am
8. April1848 neuerdingsBrünn und begab
sich nach Prag, wo er von der öechischen
Partei mit offenen Armen empfangen
wurde. Dort wurde er sogleich in das
PragerNationalcomits (?r2ZLkF nä.roäui
v)'bor) gewählt und trat am 1. Mai
1848 in die vierte Section, welche sich
mit den Schulangelegenheiten beschäftigte.
Auch wurde er am 19. Mai 1848 von
dem Nationalrathe zugleich mit Camillo
Fürsten N o h a n und Ludwig Rup«
pert zum Mitgliede jener Deputation
gewählt, welche anlaßlich der Wiener
Ereignisse vom 14. und 13. Mai von
der Stadt Prag an Se. Majestät den
Kaiser F e r d i n a n d entsendet wurde.
Auf dem Slavencongreße, welcher im
genannten Jahre zu Prag abgehalten
wurde, war K. Mitglied des größeren
-. 26. März l3ll4.H 1
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon