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der Dampfmühle zu Tscheitsch zugeführt
und verbacken, und es geschah Alles, um
den Arbeitern billigere Nahrung zu ver-
schaffen. Zur Behandlung der Erkrank«
ten unter diesen wurden einige Aerzte
verpflichtet, und auch die nöthigen Arze«
neien auf Kosten der Brüder unentgeltlich
verabreicht. I n einem Zeiträume von
etwa 40 Jahren haben die Gebrüder
Klein öffentliche Arbeiten für mehr als
40 Millionen Gulden hergestellt. Dieser
Capitalurnfatz begreift aber nicht die
Summe in sich, welche sie bei ihren eige«
nen industriellen Schöpfungen und durch
Betheiligung an Privatunternehmungen
verwendeten. So z. B. haben sie, über
Anforderung Sr. kaiserl. Hoheit Erzher-
zogs Stephan und unter freundlicher
Theilnahme deS Fürsten von Schwär-
zenberg und anderer großen Grund-
besitzer, dann mehrerer Großhändler von
Prag, den Impuls zur Erbauung der
Dampfmühle in Prag und jener in der
getreidereichen Gegend von Lobositz gege-
ben. So wurde für diese Orte und na»
mentlich für Prag, im Jahre 1834,
aber auch für entfernte Gebirgsgegenden
ein billigeres Mehl erzielt. Ihre eigenen
Industriewerke, die sie im Jahre 1844
durch Kauf der Herrschaft Wiesenberg
erlangten, förderten den Gang ihrer
großen Bauten sehr wesentlich-, ja ohne
denselben waren sie kaum un Stande ge>
wesen, in Rücksicht der übernommenen
Eisenbahnbauten ihren Verpflichtungen
so vollkommen zu genügen. Jene liefer-
ten das nöthige gute Eisenmateriale, die
Werkzeuge und Hilfsmaschinen, deren Bei-
schaffung sonst Hunderttauscnde betragen
hätte. I n dem Augenblicke, wo man
derselben bedürfte, waren sie da und die
Brüder unabhängig von fremder Thätig-
keit und um so machtvoller bei der eige»
nen. Dadurch war es möglich, den Bau über die Moldau, welcher in der techni»
schen Welt so vieles Aufsehen erregte, in
einer sehr kurzen Zeit zu vollenden. Auf
die Hilfsmittel dieser Industriewerke stütz,
ten sie sich. als sie den Bau der Schlepp,
bahn mit ihren eisernen Brücken und
den riesigen Tunnelbau am Semmering,
mit einem Nachlasse von 18^ Percmt
zu Gunsten des Staatshaushaltes, über»
nahmen. Bei allen Gelegenheiten gab sich
auch der humane Geist dieser Männer
aus dem Volke kund. So schenkten sie
im Jahre 1846 der Stadt Brunn einen
Dampf-Kochapparat sammt Zugehör, in
dem 2000 bis 2500 Portionen täglich
bereitet werden konnten. Auch in Zövtau
bei Wiesenberg erbauten sie einen Dampf»
Kochapparat auf 400 Portionen. Da<
durch wurden nicht nur die Arbeiter der
dortigen Werke gegen ein geringes Ent-
gelt mit Rumfordersuppe versehen, son-
dern überdieß täglich 150 bis 180 Por<
tionen an die Armen der Gegend in der
Weise vertheilt, daß die Suppe selbst in
die entfernteren Ortschaften des Gebirges
geführt und an Arme und Mittellose
unentgeltlich gespendet wurde. Den Er«
krankten wurden nach Anweisung der
Aerzte Stärkemittel, z. B. Wein, dann
Arzeneien unentgeltlich verabfolgt. Sie
errichteten auf der ganzen Herrschaft
Wiesenberg Spinnschulen, ließen Spinn«
meister kommen und waren überhaupt
bemüht, den Gebirgsbewohnern durch
Einführung einer besseren Spinnmethode
den Unterhalt zu sichern und das Spin-
nen für sie viel einträglicher zu machen.
Die geistigen und sittlichen Eigenschaften,
welche sich beim Ueberblicke des inhalt«
reichen, im Vorstehenden skizzirten 3e-
benslaufes darstellen dürften, war allen
Brüdern gemeinschaftlich. Im vorzügli-
chen Grade treten sie aber bei Franz
Klein hervor. Rast- und ruhelos, immer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon