Seite - 156 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Klácel-Korzistka, Band 12
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Knoblecher 166 Knoblecher
und gelobte als unerläßliche Bedingung
am 29. Juni 1844 feierlich, den Vor-
stehern der Propaganda pünctlich zu
gehorchen und ihnen aus den europäi-
schen Missionen jedes Jahr. aus denen in
anderen Welttheilen abcr jedes zweite
Jahr über das Gedeihen seiner Mission
Bericht zu erstatten. Im März 1843 er»
hielt er die h. Weihen und las in der
Kirche des Profeßhauses 8. ^. die erste
heilige Messe. Er war anfänglich für eine
Mission nach Hindostan bestimmt. Be-
reits reisefertig, zählte er nur noch wenige
Tage bis zur Abreise. Mein plötzlich er«
fuhr er, daß die Propaganda ihn zu der
katholischen Gemeinde nach Stockholm
schicken wolle, da man von dort um
einen der deutschen und der französischen
Sprache kundigen Priester gebeten hatte.
Er trennte sich schwer von seiner Lieb-
lingshoffnung, unter den Heiden zu wil>
ken; allein auch nach Schweden sollte er
nicht gehen und in kurzen Zwischenräu-
men wurde er „für drei eben so interes«
sante als von einander weit entfernte
Missionen" vorgeschlagen, nämlich: für
eine neu zu eröffnende in Australien; für
eine zweite in Hindostan und für eine
dritte in Persien. Er wurde für Persien
bestimmt. Eilig brachte ihm sein väter«
licher Freund Cardinal Mezzofante
die persische Grammatik, und mit der
bekannten Energie und Ausdauer ver>
legte sich Kn o blech er auf daS ein.
gehende Studium von Sprache, Lebens-
art, Sitten und Gebräuchen des seiner
Thätigkeit bestimmten Wirkungsplatzes.
Mittlerweile hielt Kno blecher mit
noch neun Collegen unter Leitung des
Rectors?. Ry llo Missionen im Apen-
ninengebirge der Sabina. Hier feierten
diese Freunde auch ihr Abschiedsmahl,
da dieselben kurze Zeit darauf in alle
fünf Theile der Welt hinaus zerstreut werden sollten. Während sich der Glau»
bensapostel für seine Mission vorberei»
tete, erhielt er die Nachricht, daß er auf
eine baldige Abreise aus Rom verzichten'
sollte, indem die Propaganda ihn in
Rom behalten wolle. Es wc<r nämlich
im Plane, ein griechisch - ruthenisches
Collegium in Rom nebst einer altslavi«
schen Lehrkanzel in dcr Propaganda zu
errichten; Knoblecher sollte nun diese
Lehrkanzel und die Stelle eines Vice«
Nectors im neuen Collegium überneh»
inen. Diese angebotene Allszeichnung,
diese hohe Anerkennung seiner Tüchtig-
keit und seines Glaubenseifers von Seite
der Vorgesetzten nennt er „seine Harteste
Probe". Der lang gehegten Hoffnung
auf eine Mission entsagen zu sollen, hätte
ihn einen harten Kampf gekostet, und er
entschied sich endlich, seine Oberen drin-
gend zu bitten, die ihm zugedachte Aus«
zeichnung einem Andern zuzuwenden, ihn
aber in eine Mission zu schicken. Nur un»
gerne wurde ihm dic Bitte gewährt und
er sollte „nach freigestellter Wahl" in
das große Vicariat von Agra nach In«
dien gehen. Allein auch bei dieser Be-.
stimmung blieb es nicht, er schien für
größere Zwecke vorbehalten zu sein. Die
Mitglieder der h. Congregation der Pro'
paganda hatten in ihrer Versammlung
am 26. December 1843 die Sahara mit
ganz Inner-Akrika, von Senegambien
bis Abyssinien, zu einem ausgedehnten
apostolischen Vicariate erklärt, wählten
einen apostolischen Vicar mit bischöflicher
Würde für dasselbe und bestimmten?.
Ryl lo und Knoblecher als Missio-
näre, mit der Weisung,. in diese neue
Mission zu gehen und an Ort und Stelle
zu untersuchen, wie und mit welchen
Mitteln man dieselbe begründen könne.
So war seine Leidensgeschichte mit den
schwankenden Bestimmungen und vielfäl-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon