Seite - 180 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Klácel-Korzistka, Band 12
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Kobylica 18tt
sie auf Niemanden zu hören haben, nicht
auf die Obrigkeit, nicht auf das Kreis«
amt, nicht auf daS Gubernium, noch
sonst auf irgend Jemand, sondern nur
auf ihn. AuS allen Dorfschaften seines
Wahlbezirkes berief er einige Deputirte
nach Wischnitz. worauf sich viele Bauern
dort einfanden, denen er wieder einschärfte,
daß sie Niemanden, als nur ihm zu gehör,
chen haben. Als sich mehrere Dorfrichter
deffen weigerten, entfernte er die Wider'
spenstigen von ihrem Posten, setzte an
ihre Stelle neue ein, umgab sich mit
einer Menge bewaffneten Volkes und
trug sein Abgesandten>Zeichm auf einer
weißen Binde, welches er vom Kaiser für
seine Verdienste erhalten haben will. Die
Bauern ehrten ihn wie einen Gott, nann«
ten ihn Imperator, und Kobyl ica
räumte ihnen sofort Rechte auf Wälder
und herrschaftliche Gründe ein. Die
benachbarten Gutsbesitzer flüchteten vor
Schreck vor dem aufgewiegelten Volke
in die Stadt." Später wieder meldeten
andere Blatter aus Czernowitz unter dem
20. April 1849: „ In diesen Tagen wur-
den an zweihundert Bauern aus den
ruthenischen Bergen eingebracht, man
sagt, es seien Anhänger Kobylica's und
beschuldigt sie, den Aufstand in den Ber-
gen angefacht und die herrschaftlichen
Wälder und Gründe stark beschädigt zu
haben. Der Schaden, den sie an Holz
allein auf fremden Gründen angerichtet,
ist ungeheuer groß und betragt an
200.000 Baumstämme. Auch die Orts-
obrigkeit im Vereine mit Militär war
nicht im Stande, dieser Verwüstung Ein-
halt zu thun." Lange Zeit konnten die
diesem Unfuge zu steuern auf das sorg»
samste bedachten Behörden des Koby«
lica nicht habhaft werden. Unzählige
Gerüchte, meist abenteuerlicher Gattung,
waren über ihn im Gange. Endlich am 27. Mai 1830 wurde er unter starker
militärischer Escorte nach Czernovitz ae«
bracht und dem Kriegsgerichte übergeben.
Die „Neue Zeit", eine bei ihrer dama»
ligen Haltung nicht eben sehr zuverlässige
Quelle, wollte bei dieser Gelegenheit
erfahren haben, es seien unter den
Schriften K o b y l i c a ' s mehrere sehr
compromittirende aus dem Reichstage (!)
gefunden worden. Nach einer längeren
mit Kobyl ica durchgeführten Unter»
suchung wurde er im Juni 1831 zu ein«
monatlichem Kerker verurtheilt, woraus
klar hervorgeht, daß seine Frevel das
Gerücht vergrößert haben, weil ja sonst
seine Bestrafung hätte schärfer ausfallen
müssen.
/il'ttST'sösT'L, Xüpssni 8l0VQi('0lc novinälLky
i konvsrLaöui, d. i. Kleines Taschen<Conver«
sations'Lerikon (Prag 1350 und 185l. 12«.)
Theil l l , S. l!)4.
Koch, Anton Ignaz (k. k. Berg.
rath, geb. zu Frauenthal im Mar»
burger Kreise Steiermarks um das Jahr
1773). Hörte die philosophischen Stu«
dien und die fur da5 Baufach erforder-
lichen Wissenschaften in Grah, ging dann
nach Schemnih und trat i797, nachdem
er die Kollegien der Bergakademie been«
det. in den Staatsdienst. Er wurde 1798
Werksüberseher bei der k. k. Messing»
fabrik in Frauenthal. 180! Controlor
daselbst, !821 Obervcrweser, in wel.
cher Eigenschaft er seiner ausgezeichneten
Dienstleistung wegen im Jahre 1833
eine jährliche Personalzulage erhielt. Im
Jahre 1844 mit dem Titel eineS k. k.
Bergrathes ausgezeichnet, trat er 1846,
als der Aerarialbetrieb aufgelassen und
die Mesfmgfabrik in Frauenthal verkauft
wurde, nach 49jahriger Dienstzeit in den
Ruhestand. I m Gebiete deS Schmelz,
wesens, und namentlich in der Behand»
lung des Messings hat fich K. unbestrit«'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon