Seite - 186 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Klácel-Korzistka, Band 12
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Koch Koch
nen Trieb zum Zeichnen und Malen
habe, und brachte durch Zureden der
Mutter bei. dem Sohne keinen Beruf
aufzudringen. Die Mutter fügte sich, und
auf Schn o l le r ' s Vorscdlag wurde
Koch noch auf ein Jahr in die deutsche
Schule zu Witislingrn. zwei Stunden
von Dillingen, geschickt, wo sich sein
Talent für die Kunst immer entschiedener
aussprach. Schnöller erinnerte nun
den Wcihbischof Umgelder in Augs-
burg an daS betreffs des Knaben
gegebene Versprechen, worauf der Prä»
lat den Knaben sofort zu sich nahm,
ihn zu einem Zeichnenmeister in Unter-
richt gab und alle Kosten für seine
Erhaltung bestritt. Jedoch bald hatte
der Schüler den Meister überflügelt und
Schnöller, welcher bei ihm Vaterstelle
vertrat, überredete den Weihbischof, den
hoffnungsvollen Jüngling nach Stutt«
gart zu schicken, wo er, nachdem seine Ar»
beitm geprüft worden, die unentgeltliche
Aufnahme in der Karlsakademie fand.
Koch's originelle, launickte, nicht selten
in die Caricatur hinüberstreifende Com»
Positionen und sein treues Wiedergeben
der Natur erregten Erstaunen. Aber srin
eigenwilliger, feuriger Geist widerstrebte
dem militärischen Zwauge der Akademie.
Er verließ sie. schickte ihr zum Andenken
seinen Zopf zurück und brachte fich. mit
allerlei eigenthümlichem Geistesschwindel,
mit manchem widrigen Geschick und har>
ten Sorgen ringend, lange Zeii mühsam
fort. Zuerst begab er sich nach Straßburg
(4794). wo er sich am Iacobiner-Clubb
betheiligte, daraufging er in die Schweiz,
von da nach Mailand und Florenz, wo
er die Werke alter und neuer Kunst
studirte. bis er endlich nach Rom kam
s4794), wo er spater seinen blcibenden
Aufenthalt genommen hat. und von wo
sein Ruhm als Künstler in seine Heimat, nach Deutschland und überall hin drang,
wo der Sinn für echte Kunst nicht erster»
ben ist. Mehrere Jahre lebte K. in Rom,
als die französische Revolution ihre blu.
tige Hand auch über die Halbinsel aus«
streckte und unter Bonaparte's Druck
Rom tief aufseufzte. Nun war auch dieses
Asyl der Kunst den unheimlichen Machten
deS Krieges verfallen. Die Künstler ver-
loren Beschäftigung und Verdienst und
stoben nach allen Richtungen der Wind»
rose auseinander. K o ch. der sich mittler»
weile verheirathet hatte, begab sich nach
Deutschland und lebte mehrere Jahre in
München. Dresden. Wien. Als endlich
auch in Wien, wo er drei Jahre zuge»
bracht, die Bestellungen seltener wur.
den, kehrte er auf den Wunsch seiner
Frau nach Rom zurück und blieb dort
bis an sein Lebensende. I n den letzten
Jahren war K. körperlich sehr herabge«
kommen, aber sein Geist blieb frisch, seine
Phantasie lebendig wie in jungen Iah.
ren. An äußerlichen Sorgen hat es auch
diesem großen Künstler nie gefehlt und
namentlich flössen ihm in den letzten Iah»
ren die Subsistenzmittel so spärlich zu,
daß er mehrmals in wirkliche Noth kam.
Wohl suchten die deutschen Künstler in
Rom dem würdigen Greise nach besten
Kräften das Drückende seiner Lage zu
lindern; allein eine dauernde Verbesse-
rung derselben dankte er erst seinem viel-
jährigen Freunde Cornel ius, der im
Jahre 1838 die Gegenwart eines hoch»,
gestellten Kunstfreundes in München
benutzte, um durch diesen den verdienst«
vollen Künstler der Gnade des Kaisers,
Koch's angestammten 3andeSherrn, zu
empfehlen. Die ihm nun huldvoll im
September 4833 gewährte Pension diente
aber leider nur mehr dazu, ihm den letzten
Schritt zum Grabe zu erleichtern; denn
schon kurze Zeit darauf starb der Künstler.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon