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bei seiner Arbeit sahen, der er bis in
sein hohes Alter oblag und der noch als
Greis vom frühesten Morgen bis tief in
die Nacht mit zitternden Händen und
mit doppelten Augenglasern die feinsten
Bestandtheile ausführte Seine Vorzug»
lichsten Arbeiten auf dem Gebiete der
Uhrenfabrication stnd zwei astronomische
Pendeluhren, die er nach besonderen, von
ihm vereinfachten Principien verfertigte
und die sich trefflich bewährt haben. Die
eine dieser Uhren befindet sich auf der
Präger«, die andere auf der Triester
Sternwarte. Diese beiden Uhren vollen-
dete K. in seinem Greisenalter und er»
hielt, um stch der Ausführung derselben
vollends hingeben zu können, über An»
trag des damaligen Unterrichtsministers
Leo Grafen Thun von Sr. Majestät
vorerst für drei Jahre eine Unterstützung
von jährlichen 800 fl. Berühmt sind ferner
seine Ringuhren und seine Schiffs- oder.
wie sie gewöhnlich genannt werden, Lan»
genuhren. Wie schon oben bemerkt wurde,
war K. auch Miniaturmaler und übte
diese Kunst, mit der er längere Zeit hin»
durch sein Leben gefristet, zu jener Zeit
aus, als er mit einem Male das Kloster
verließ und sich nach Prag begab. Bedeu-
tendes leistete K. noch in anderen Fächern
der Mechanik. So erfand er die bekann»
ten Aufsetzer für die Zündhütchen bei
Percussionsgetvehren, eine Erfindung, die
ihren Meister überlebte; K. ist als Er«
sinder derselben kaum mehr genannt
und gekannt. Durch die Uhrenerzeugung
wurde er auf die Erfindung einer neuen
Art vortrefflicher Echappements geführt,
die sich. wie nicht minder viele andere
seiner sinnreichen Vereinfachungen, ganz
ausgezeichnet bewährten. Auch war er
in Böhmen der erste Uhrmacher, der
Edelsteine bohrte, bei den Uhren in An»
Wendung brachte und sich eines eigenen l Aossek
Bohrapparates dazu bediente. Für den
Feldmarschall Karl Fürsten Schwär-
zenberg, der, vom Schlage gerührt,
nur mehr in sitzender
Stellung zu schlafen
im Stande war, ersann er eine be»
queme, das Halten des Kopfes entbehrlich
machende Kopflehne. Nach gemeinschaft»
licher Berathung mit seinem Freunde,
dem berühmten Tonsetzer Tomaschek,
brachte er Metronome zu Stande, die
vor den Mälzel'schen den Vorzug der
Bequemlichkeit und Billigkeit hatten. I n
seinem Nachlasse fand man eine große
und, wie sich aus K.'s Leistungen schließen
läßt, werthvolle Sammlung Zeichnungen
von Uhren und Uhrenbestandtheilen vor,
die sämmtlich von ihm entworfen waren.
Der böhmische Gewerbeverein würdigte
K.'s Verdienste durch Ernennung zum
Vereins'Verdienstmitgliede, und zeichnete
ihn schon im Jahre 1829 gelegentlich
der ersten böhmischen Industrie»Ausstel«
lung für seine ausgezeichneten Leistungen
im Fache der Kunstuhrenerzeugung mit
der goldenen Medaille aus. Die Nachricht,
daß ihm in Anerkennung seiner Leistuw
gen im Fache der höheren Uhrmacher«
kunst das goldene Verdienstkreuz verlie«
hen wurde, erreichte ihn auf dem Sterbe»
bette; denn am nämlichen Tage, als ihm
die Nachricht davon zukam, schied er
auch aus dem Leben. K. wurde 78 Jahre
alt und hinterließ eine betagte Witwe
mit drei unversorgten Töchtern. K. wurde
auf dem Wolschaner Friedhofe beigesetzt.
Befremdend erscheint es, daß K. bei seiner
Berühmtheit, seinem eisernen Fleiße und
seiner Geschicklichkeit nicht nur kein Ver-
mögen gesammelt, sondern, im wahren
Sinne des Wortes, arm gestorben ist.
Die Erklärung dafür liegt aber einfach
in dem Umstände, daß K. eine echte
Künstlernatur und kein — Geschäfts«
mann war. Seine trefflichen Arbeiten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon