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Kossuth Kossuth
der Hand unentschieden, bewirkte aber
seine Ernennung zum Staatschef unter
dem Titel eines provisorischen Landes
gouverneurs, als welcher er am 3. Iun
in das mittlerweile von den Ungarn
wiedereroberte Pesth seinen feierlichen
Einzug hielt. Die Intervention der frem»
den Mächte, auf welche K. gerechnet und
sie der Nation auch in Aussicht gestellt
hatte, blieb aus; die Entwickelung der oster
reichischen Steitkrafte nahm, wenngleich
einen langsamen, aber um desto sichereren
und wirksameren Fortgang, zu welchem,
zu allem Ueberfluß, der für Oesterreichs
spätere Politik so folgenreiche Einmarsch
der Rnffen sich gesellte. Wie die Sachen
jetzt standen, war an eine Umkehr nicht
mehr zu denken. Kossuth griff nun zu
den überschwenglichsten Maßregeln, um
das ganze Volk zum Verzweiflungskampfe
gegen den zweifachen Feind aufzustacheln:
er ließ einen förmlichen Kreuzzug predigen
und verschmähte, um die Massen zu fana-
tisiren, auch nicht die von Revolutionen
nicht immer in besonderenEhren gehaltenen
Mittel der Processionen und kirchlichen Fa-
sten. Dabei versuchte er. Görgey, der sich
ihm für seine rascheBeförderung nicht eben
sehr dankbar gezeigt und schon im Iän>
ner 1849 dem von Kossnth organisir-
ten und geleiteten 3andesvertheidigungs-
Ausschufse den Gehorsam versagt hatte,
wieder zu gewinnen; übergab ihm nach
Dembinski 's und Vetter's unfrei-
willigem Rücktritte den Oberbefehl über
die Hauptarmee und nach der Unabhaw
gigkeits-Erklärung zugleich das Kriegs»
Portefeuille. Als aber Görgey nichts-
destoweniger noch immer seine eigenen
Pläne verfolgte, entsetzte ihn Kossuth
am 2. Juli aller seiner Aemter, um jedoch
sogleich diesen Befehl zu widerrufen und
Görgey die Wahl zwischen dem Porte-
feuille des Kriegsministeriums und dem ^ Obercommando zu lassen. Görgey b>
hielt das letztere und setzte wie bisher seine
Operationen fort. Inzwischen unterhan-
dälte Kossuth mit Bem um Ueber,
nähme des Oberbefehls. Auch waren die
Ereignisse in der Zwischenzeit Ursache ge«
worden, daß das Repräsentantenhaus
und die revolutionäre Regierung ihren
Sitz des vordringenden Feindes wegen
von Debreczin nach Szegedin zu verlegen
genöthigt waren. Kossuth selbst hielt
nun öffentliche Volksversammlungen, rief
das Volk unter die Waffen, hob täglich
Tausende aus, hielt in Szegedin. Arad,
mit Dembinsky, mit Bem Berathun«
gen, während Görgey und der Finanz«
minister Duschek das Herannahen der
Katastrophe beschleunigten. Görgey's
Vorgehen veranlaßte Kofsuth, ihn in Sze«
gedin öffentlich des Verrathes anzuklagen;
Duschek aber, der, seitdem Kossuth
Landesgouverneur geworden, dessen Por«
tefeuille der Finanzen übernommen hatte,
wußto allerlei Mittel zu siaden, um die
Thätigkeit der Banknotenpresse zu hindern.
Anfangs fand man über und über Hinder»
nifse für ihre Aufstellung; als er endlich letz»
tere nicht länger mehr hintertreiben konnte,
beschränkte er ihre Thätigkeit und druckte
die kleinen Kreu^ernotm mit doppelten
Farben, wodurch sehr vicl Zeit in Anspruch
genommen wurde. Sogeschal) eS, daß die
Truppen Geldmangel litten, welcher Ca«
lamität bald andere, die dann nie ausblet»
ben, folgten. Einige Niederlagen der Revo»
lutionöarmee, u.;. jene bei Szöregh, dann
eine zweite bei Temesvä.r führten die Ka>
tastrovhe herbei. Insbesondere war es die
letztere, welche eine eigentliche Wendung
der Dinge zur Folge hatte. Nach dersel«
ben, die am 9. August stattgehabt hatte,
machte Kossuth dem Fürsten Paskie«
witsch eine Eröffnung, welcher zufolge
die ungarische Krone einem russischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon