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Kossuth Kossuth
Prinzen angeboten ward. Als dieser An«
trag abgelehnt wurde, übertrug Kossuth
am 41. August zu Arad die Militär- und
Civilgewalt förmlich an Görgey. Den
Antrag Bem's, den Kampf und seine
Stellung von Neuem aufzunehmen, lehnte
er entschieden ab und wandte sich mit
einigen Anhängern der türkischen Grenze
zu, welche er am 17. August überschritt.
Seine Absicht, nach England zu fliehen,
wurde vorderhand vereitelt, weil er erkannt
und angehalten wurde. Man brachte ihn
zuerst nach Widdin, später nach Schumla
in Haft. in welcher Stadt erbis EndeMärz
1831 gehalten wurde. Lange Zeit war er
mit der Auslieferung an Oesterreich be-
droht, endlich wurde er mit seinen Genossen
zu Kiutahia in Kleinasien internirt, bis er
aufVerwendung der englischen und nord»
amerikanischen Regierung im August 4851
die Freiheit erhielt, und auf einem nord'
amerikanischen Staatsschiffe nach England
fuhr. welches ihn am 47. October d. I .
an's Land sehte. Unterweges hatte er in
Marseille, ohne jedoch landen zu dürfen,
ein Manifest in Sinn und Phrase der
französischen Socialdemokratie erlassen.
Nach seiner Ankunft in London begann
er nun ein eigenthümliches Spiel. Wäh>
rend der ersten vierzehn Tage seines Auf-
enthaltes in England wechselte er sein
Bekenntniß ebenso ost wie seine Audienz
so daß sein Gefährte Kasimir Graf Bat-
thyany sich öffentlich von ihm lossagte,
ihm das Unglück seines Vetters Ludwig
zur Last legte und m dem (Paris 29.Octo>
ber 1831 datirten) Briefe an Mr. Ur-
quhart schrieb: „Ich stehe keinenAugen-
bück an zu erklären, daß bevor Kossuth
England verlassen hat, die Engländer
allen Grund haben werden, die Ehren zu
bedauern, die sie so verschwenderisch auf
einen so höchst werthlosen Charakter aus-
geschüttet". Noch im November d. I . reiste K. nach Nordamerika, wo er im
Norden gegen, im Süden für die Scla»
verei auftrat, und nach etwa 300 gehal«
tenen Reden eine Enttäuschung ohne Glei-
chen zurückließ und der deutschen Emigra-
tion daselbst Allianz zwischen Deutschland,
Ungarn, Italien mit Ausschluß Frank«
reichs glühend anempfahl.Im Jahre4832
kehrte er wieder nach London zurück, wo
er durch einige seiner Agenten — es wur»
den u. A. ein Graf Sz i rma i und ein
Oberst K i ß bezeichnet— zu Paris eine Ver«
bindung mit Ludwig Bonapar te anzu-
knüpfen versuchte. Als im Jahre 1833 zu
Mailand dieMazzinischeEmeute ausbrach,
erschien auf den Wällen dieser Stadt eine
von Kossuth unterzeichnete Proclama-
tion an die dort stationirten ungarischen
Truppen, sie zum Anschluß an die italie-
nischen Insurgenten aufrufend. Als die
Niederlage der Insurgenten bekannt ge»
worden, erklärte Kossuth diese Prokla-
mation, die nichtsdestoweniger echt war,
in der ,,^im68" öffentlich für eine Fäl»
schung. Solche Proben, die Lüge der
Wahrheit zusubstituiren. ganz wie es ihm
eben paßte, enthielt fast jeder seiner Briefe,
die er mit seinen politischen Freunden des
jeweiligen Augenblickes wechselte. Als im
Jahre 4833 der russisch.türkifche Krieg
ausbrach, schrieb er anUrquhar t und
Crawshay von der Nothwendigkeit
des Bestandes der Türkei, von der Ge<
meinsamkeit der Interessen Ungarns und
der Türkei, und bot sich an, im Interesse
der Türkei nach Constantinopel zu gehen,
aber nicht mit leeren Händen, daher er
Crawshay auffordert, die Geldmittel
aufzutreiben; denn ich hasse, schreibt er
und verachte die Kunst, Revolutionen zu
machen^). Während er aber so den Ur»
quhartiten gegenüber von Revolutions-
s) „I tks artskoo ot
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon