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Kotzebue Kotzebue
Aufenthalt in Wien und meine erbetene
Dienstentlassung" dcm Publicum Rechen-
schaft über sein Verhalten und einen nicht
uninteressanten Beitrag zur Geschichte
der Wiener Bühne gibt. Im Jahre 1800
begab er sich auf dringendes Verlangen
seiner Gattin nach Rußland zurück, wo
zwei seiner Sohne zu St. Petersburg im
Cadetenstifte erzogen wurden. Bald
nach seiner Ankunft in Rußland wurde er
aus bisher noch nicht aufgehellten Grün»
den verhaftet und nach Sibirien ver«
bannt. Auf dem Wege dahin entfloh er
und irrle einige Zeit in den liefländischen
Wäldern umher, wurde aber wieder
ergriffen und über Tobolsk nach Kuryan,
dem Orte seiner Bestimmung, gebracht.
Die Nachrichten über diese seine widrigen
Schicksale beschrieb er selbst in dem Buche:
„Na5 merkwürdig Zte Inhr meines MruZ".
Masfon, dessen „Nsmoires ssorets 3ur
1a Iwssis" Kotzebue scharf angegriffen,
bestritt die Wahrheit von Kotzebue's
Mittheilungen, worauf dieser mit einer
besonderen Vertheidigungsschrift.' „Nnrze
nnd geladene Anwart nnt eine lange nnd heftige
Schmähschrift beg Herrn na« Ntaäsan" (Berlin,
Sander, 8".) erwiderte. Bald wendete
sich das Blatt. Kaiser Paul , wie es
heißt, durch eine von Kotzebue's Schilf«
ten anderen Sinnes geworden, begna»
digte ihn, rief ihn auS der Verbannung
zurück, überhäufte ihn mit Gnaden«
bezeugungen, übertrug ihm dieDirection
des deutschen Theaters in St. Peters»
bürg und verlieh ihm die Würde eines
Hofrathes, spater auch jene eines Col»
legienrathes. Nach dem Tode des Kaisers
entlassen, kehrte er 1801 nach Weimar
zurück, wo er sich
bald mit den dortigen
literarischen Persönlichkeiten bitter ver>
feindete. Kotzebue, der nie ein Maß in
seinen Angriffen kannte, schrieb einen
größeren Aufsatz, worin er zu beweisen suchte, daßGoethe eigentlich kein Deutsch
verstehe (!). Auch die beiden Schlegel
hatte er sich früher schon auf den Hals
gehetzt, durch sein im Jahre 1800 in
Leipzig gegebenes Stück: „Ner hWrbo-
rimche Gsel oder llie heutige Bildung", in wel»
chem die Aphorismen Friedrich Schle»
gel's aus dem „Atheneum" und der
„Lucinde" einem starkgeistigen Jung«
linge in den Mund gelegt werden, dieser
aber in Folge dessen von aller Welt ver«
höhnt und endlich in's Tollhaus ab«
geführt wird. Schlegel rächte sich
dafür,
als Kotzebue in Verbannung geschickt
worden, durch das Pamphlet: „Ehren-
pforte für den Theater-Präsidenten Kotze«
bue", in welcher Burleske Schlegel
einen großen Theil von Personen aus
Kotzebue's Stücken auftreten läßt, um
ihren Vater und Erzeuger auS Sibirien
zu befreien. So gestaltete sich Kotze-
bue's Aufenthalt in Weimar eben
nicht erquicklich. Und als er gar, nachdem
Goethe's „Natürliche Tochter" mit
geringem Erfolge in Weimar gegeben
worden, die Anhänger Schiller's zu
einer Demonstration gegen Goethe zu
vereinigen suchte, und dieses Unter»
nehmen fehlschlug, übersiedelte er 1302
von Weimar nach Berlin, wo er mit
großen Ehren empfangen und sogar in
diedortigeAkademie aufgenommen wurde.
Im Jahre 1803 begann er die HerauS«
gäbe des „Freimüthigen" und über seine
Verbindung mit Merkel gibt Merkel
selbst in seinen „Darstellungen und Cha«
rakteristiken" wichtige, die bisherigen Ver»
sionen über ihre Gemeinschaft wesentlich
berichtigende Aufschlüsse. I n den folgen«
den Jahren gründete K. noch mehrere
andere Journale, und zwar: 1808 „Die
Biene", 1809 den „Geist der Journale"
und 1811 „Die Grille". Die Kriegsjahre
1812 und 1813 sahen ihn als Verfasser
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon