Seite - 108 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Kosarek-Lagkner, Band 13
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Krafft
durch die von Ihnen verfertigten, aus
der jüngst verflossenen denkwürdigen
Epoche der österreichischen Zeitgeschichte
genommenen Compositionen so fest be«
gründet haben", ernannt. Diese Stelle
als Gallerie-Director bekleidete K. bis an
seinen Tod; er behielt aber auf kaiser-
lichen Befehl den Titel eines außerordent.
lichen Professors der Akademie. Bisher
zuerst ausübender, dann vorzugsweise
lehrender und Talente bildender Künstler,
wendete sich auf diesem Posten seine
Thätigkeit einer andern Richtung zu.
Die Säuberung und neue Aufstellung
der ihm anvertrauten Kunstschätze, letzte»
res soweit es der für solche Massen von
Kostbarkeiten eng bemessene Raum ge«
stattete, war seine Aufgabe, die er inner-
halb einer Iahreswoche, bis 1837, gelöst
hatte. Die Bereicherung der Gallerte mit
Werken neuer und alterer Künstler lag
ihm wohl sehr am Herzen; wenn er aber
nach dieser Seite nicht durchgreifend vor-
gehen konnte, so lag nicht an ihm. son>
dern an den Verhältnissen die Schuld;
so konnte er auch mit dem Gedanken
der Herstellung eines großen National«
Museums nicht durchdringen; hingegen
war er mit der Gründung eines Kunst«
Vereins glücklicher. Mit Hofrath von
Habermann vereint, betrieb er schon
im Jahre 1818, unterstützt von einer für
die Interessen der Kunst theilnahmsvollen
hohen Dame, die Gründung des noch
bestehenden älteren Kunstvereins in
Wien. K. war seit 1815 Mitglied der
churfürstlichen Akademie in Hanau, seit
1835 ordentlicher Rath der Akademie
der bildenden Künste in Wien, seit 1839
Ehrenmitglied der Akademie in Haag.
Aus der schlimmen Situation im Jahre
1848, als imOctober g.I.die sogenannte
Mobilgarde unter Bem's Commando
ihr Hauptquartier im Belvedere auf. Krafft
geschlagen hatte,, zog er sich durch sein'
gerades, offenes, fast soldatisches Wesen.
Den bei ihm eintretenden Bem empfing
er mit den Worten: „Mein Herr! Ich halte
Sie für einen Rebellen; aber nun haben
Sie hier die Gewalt in den Handen; ich
ersuche Sie, dafür zu sorgen, daß der
Gallerie kein Schaden zugefügt werde".
Bem beruhigte den Künstler mit der
Versicherung, daß die Gallerie ungefährdet
bleiben solle und hatte sein Wort gehal»
ten. Seit dem Antritte der Directorstelle
in der kais. Gallerie arbeitete K. nur mehr
zu seinem Vergnügen, auch nahm die
Herstellung der neuen Ordnung der
Gallerie so ziemlich seine Thätigkeit in
Anspruch; aber die Muße, die ihm blieb,
verwendete er zum Copiren alterer
Gemälde für Freunde oder zu historischen
Gemälden, die er immer mit Vergnügen
entwarf und malte. Obgleich ein steißiger,
productiver Künstler, benutzte er seine
Stellung nie, um sie zum eigenen Vor»
theile auszubeuten. In seinem glücklichen
Familienleben erlitt er aber durch den
Tod seines hoffnungsvollen Sohnes
Albrecht ^ d. S. 99). der als
Orientalist, Kunstschriststeller und Ar«
chaolog in jungen Jahren einen geachteten
Namen erworben hatte, einen schweren
Verlust. Von drei Töchtern überlebten
ihn zwei. Die eine, Marie, später ver»
malte Trol l ^s.d.S.404). selbst Kunst,
lerin, sieht ihr und ihres Vaters Talent
in zwei Töchtern fortblühen; die zweite,
Julie, war an den Archivar Kalten«
back j^ s. d. S. 105) verheirathet und
schloß nach dessen Tode mit dem Hof«
rathe Ferdinand Ritter von Litzelhofen
am 2. Mai 1864 die zweite Ghe. Die
Zahl vonKrafft's Gemälden ist sehr
groß; seine ungemein zahlreichen Bild»
niffe befinden stch meist im Privatbesche.
Hier folgt eine Uebersicht seiner berühm»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon