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Aumenecker 368 Kumenecker
und kam im Jahre 1846 als Lehramts-
Candidat zu den kl?. Piaristen. Dort
legte er den pädagogischen Curs, der für
Präparanden vorgeschrieben ist. mit gutem
Erfolge zurück und darauf wurde er vom
«Konsistorium an der Schule seines Va«
ters als Schulgehilfe angestellt. Seiner
Neigung zur Musik bot sich auf dieser
Stelle ein dankbares Feld. Sein Vater
hatte als Ks^ens okori an der dortigen
Pfarrkirche die Chormusik zu besorgen
und so hatte der Sohn Gelegenheit ge»
funden, seine musikalischen Kenntnisse
nach allen Seiten zu erweitem. Schon
damals versuchte sich K. in der Compo«
sition und als der Vater sein Talent er«
kannte, ließ er ihn den Generalbaßcurs
bei St. Anna mithören. Aus jener Zeit
stammt sein Lied „Sonst und Jetzt", wel^
ches in einer von Doret t i bei Gustav
Albrecht in Wien herausgegebenen
Liedec-Sammlung Aufnahme und Bei-
fall gefunden. De.r talentvolle Naturalist
schritt nun zu eifrigen und ernsten Stu»
dien; diese aber wurden durch die Ereig»
niffe des Jahres 1848 unterbrochen. K.
vertauschte Fibel und Leyer mit dem
Schwerte und wurde eifriger National«
gardift. Die Folgen davon waren seine
Entlassung vom Schulfache und die*un»
freiwillige Abstellung zum k. k. Militär.
Nachdem er nahezu zwei Monate inpoli«
lischer Untersuchungshaft gewesen, wurde
er am 2. Jänner 4849 von Amtswegen
als Krankenwärter zum k. k. Militär
afsentirt und in dieser Eigenschaft dem
k. k. GarnisonS'Hauptspitale in Wien zur
Dienstleistung übergeben. Alle Bemühun«
gen, ihn dem Civilstande wieder einzuver«
leiben, blieben zu jener Zeit erfolglos;
eine schwere Krankheit, bei welcher er das
Augenlicht am linken Auge verlor und
wodurch er zu allen militärischen Dienst-
leistungen gänzlich untauglich ward, trat rettend dazwischen, denn erst aus diesem
Anlasse wurde er zu Anfang des Jahres
1850 bis zur Entlassung beurlaubt und
seinem Vater übergeben. Während seiner
militärischen Dienstzeit bot sich ihm jedoch
glücklicher Weise öfter Gelegenheit, seinem
Vater in der Chormusik auSzuhelfen; auch
stahl er sich, der Gefahr exemplarischer
Bestrafung trotzend, nicht selten vom
Krankenzimmer weg, um dann in bereit-
gehaltene Civilkleider zu schlüpfen, und
bei der Chormusik in der Alt-Lerchenfelder
Kirche mitzuwirken. Wahrend seiner Beu»
laubung beschäftigte er sich mit Unterricht»
ertheilen, zugleich aber nahm er bei Joseph
Schlesinger Unterricht im General-
basse. Schon hatte e> den Anschein, als
ob seine Zukunft sich freundlicher gestalten
sollte, als er neuerdings in gewaltsamer
Weise aus seiner friedlichen Beschäftigung
gerissen wurde. Die Sache verhielt sich so.
Während K. im Garnisonsspitale unfrei»
willig Krankmwärterdienste verrichtete,
fand in Ungarn der unheilvolle Revolu»
tionSkrieg Statt und mehrere schwer ver-
wundete Kriegsgefangene, darunter auch
Honved-Ofsiciere, wurden in's Spital
zur ärztlichen Behandlung und Pflege
gebracht. Ihr Zustand flößte K. Mitleid
ein und so bescheiden auch seine Stellung
als Krankenwärter war. so hatte er doch
Gelegenheit gefunden, den Verwundeten
manche Erleichterung zu verschaffen, kurz
ihnen ihre traurige 3age in soweit ertrag»
licher zu machen, daß diese dem barmher-
zigen Krankenwärter sich verpflichtet fühl-
ten. So geschah es, daß, als dieselben
genesen, frei in ihre Heimat entlassen wur-
den, sie auch den mittlerweile beurlaubten
Krankenwärter, der wieder im Elternhaus
sich aufhielt, vor ihrer Abreise aufsuch-
ten, um ihm nochmals zu danken. Sie
thaten dieß unglücklicher Weise in ihrer
auffälligen Honvedtracht, welche in einer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon