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Kunst 384 Kunft
cum. als er im dritten Acte die Worte
Hamlet'S sprach: „Ja. lieber Freund, so
sind wir Menschen, wir lieben die Ver-
änderung". in ein humoristisches stürmi-
sches Bravo auSbrach und so dem Kunst
ler die Verzeihung m der jovialsten
Weise zuerkannte. Nicht ganz ein Jahr
war K. nun in Wien geblieben und
hatte in dieser Zeit sich sein Talent zu
seinem Vortheile entfaltet. Dann machte
er eine Kunstreise durch Süddeutschland,
von wo er im October desselben Jahres
nach Wien zurückkehrte, wo er bis Ma5
1837 blieb. Nach neuen Kunslauöftüger
kehrte er im Frühjahre 1838 wieder, wo
er zuerst ein Gastspiel im Iosephstadter
Theater eröffnete, aber bald auch für jene,
an der Wien gewonnen wurde. Nun
spielte er abwechselnd auf beiden Bühnen
ein Fall. der unfereS Erinnerns bei keinem
a:ideren Künstler noch vorgekommen
Nachdem er längere Zeit in Wien geblie
bon. ging er wieder auf Wanderung und
blieb dieses Mal längere Zeit aus. erst
1840 zurückkehrend. Nach einigem Auf<
enthalte wurde ihm aber anläßlich einer
Orgie, welche in seiner Wohnung von
blutigen Folgen begleitet war ssiehe die
Quellens mit einem Male die Weisung
gegeben, binnen drei Tagen Wien zu ver«
lassen. Mit diesem Jahre — Kunst zählte
damals 41 Jahre — beginnt allma«
lig. noch immer sehr langsam, sein Verfall',
wohl glänzte er noch hie und da bis 1846
auf verschiedenen Bühnen und in manchen
Rollen, aber die Directionen geizten nicht
mehr danach, ihn als Gast auf ihren
Bühnen begrüßen zu können, und es kam
auch die Zeit, wo sie den armen ergrauten
Komödianten fast nur wie aus Gnade auf.
treten ließen. Größere Bühnen hatte sein
Fuß mehrere Jahre schon nicht betreten.
Ein festes Engagement war in früherer
Zeit mit ihm nicht abzuschließen und in späterer Zeit lohnte es sich nicht, es zu
thun und wurde gar nichts versucht, als
man gehört, er könne nichts Neues mehr
memoriren. I n wahrhaft tragischer Weise
entwickelt sich die Katastrophe seineS Un-
terganges. Im December 1857 hatte er
noch in Fünfkirchen gastirt und. wie auS
einem dem Schreiber dieseS vorliegenden
Briefe Kunst's zu entnehmen ist. ^sein
Gastspiel dort mit dem glänzendsten Er»
folge beendet", »hatte dort einige sehr
schöne Stunden verlebt, die aber auch mit
einigen sehr trüben vermischt waren",
als er nun seine Schritte wieder nach
Wien lenkte, wo er längere Zeit größten-
theils von den Wohlthaten seiner Colle<
gen lebte, bis ihm. ein letzter Sonnen-,
strahl in seinem umnachteten Alter, die
angenehme Hoffnung ward ,' er werde
ein vortheilhaftes Engagement zu Gast-
spielen in Nordamerika abschließen. Nun,
in der That, Kunst war nur mehr in
Nordamerika, in diesem 3ande dcö Hum.
bugs, möglich. Ein unternehmender
Amerikaner hatte nämlich einen Theater-
agenten in Frankfurt a. M. beauftragt,
Wilhelm Kunst zu etigagiren. Dieser
erhielt also durch den Agenten den An«
trag. ein Jahr lang in verschiedenen
Städten Nordamerika'S zu gastiren, und
zwar sollte er 100 Dollars für jede Rollo
erhalten. Ein zehnmaliges Auftreten in
jedem Monate war ihm garantirt und
überdieß freie Reise und freie Wohnung
zugesichert. Ein Frankfurter Banquier»
haus sollte die Garantie für das Honorar
übernehmen; der Theateragent aber 109
Thaler bei Abschluß deS ContracteS und
6 Percent von der Gesammteinnahme
erhalten. Kunst ging alle diese Bedin«
gungen ein und eS wurde nach New>Z)ork
geschrieben, damit der dortige Directoc
dm Contract unterzeichnen und die
Sicherstellung des Honorars bewert»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon