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Kur«nd« 409 Auranda
der Weise niedergehalten wurde, ziemlich
vernehmbar pulste. Abwechselnd in
Stuttgart und in Tübingen, wo er die
Universttats - Collegien horte , lebend,
spornte ihn der Umgang mit Männern,
wie Ernst Münch, Gfrörer, David
Strauß. Moh l , Uhland, Graf Ale-
xander von Württemberg u. A. zu ein<
dringlichen und ernstenStudien; Geschichte
und Literatur, vornehmlich die deutsche,
beschäftigte ihn in ihrem ganzen Umfange.
Von Stuttgart ging K. nach Paris, wo
er Empfehlungen an Cousin hatte und
und wo sich seinem regen Wissensdrangs
neue Gebiete eröffneten. Von Paris be-
gab er sich nach Brüssel, um dort einen
bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Da»
selbst hielt er einige Zeit starkbesuchte
Vorträge über deutsche öiteratur. I n
Belgien, das eben in jener Zeit nach einer
Sicherstellung seiner Nationalitat suchte
und sich von Frankreich bedroht sah.
erhob sich eine einstußreiche politische und
nationale (die flamische) Partei, welche
Alles zu pflegen begann, was die Rich»
tung nach dem germanischen Leben kenn«
zeichnete. Unter solchen Umständen war
Kuranda's Auftreten zeitgemäß und
erfolgreich. Seine geistreichen Vorträge
wurden als „Vorlezingen over dehoog»
duitsche letterkunde door den Heer Ku»
randa" in den Jahrbüchern für flam»
mändische Literatur durch den Vicepräsi-
denten des Tribunals erster Instanz
Delcour übersetzt. Das Journal „ I / In-
(Iep6uä2.nt") damals das Journal des
Königs, das. über den Parteien stehend,
dieselben mit Geist und Ruhe zu be>
gütigen strebte, brachte Uebersetzungen
mehrerer seiner Vorträge in's Fran«
zösische, welche der Akademiker Van
Hasselt besorgt hatte. Unter solchen
Umstanden wuchs sichtlich die Theilnahme
für den jungen Deutschen und seine gei» stigen Bestrebungen. Insbesondere machte
Minister Nothomb seinen ganzen Ein»
stuß zu Gunsten Kuranda's und seiner
Pläne geltend. Von diesem und dem be»
rühmten belgischen Dichter und Novelli«
sten Henrik Conscience kräftig unter»
stützt, gelang es K.. im Jahre 484l das
Wochenblatt die „Grenz boten" zu
gründen. Anfänglich sollte das Blatt
Belgien mit Deutschland politisch'litera«
risch vermitteln. Der preußische Gesandte
in Brüssel, Baron Heinrich Arn im,
der diese Zeitschrift unter seine Bot«
Mäßigkeit und preußischen Einfluß brin-
gen wollte, dabei aber an Kuranda's
Unaohängigkeitssinn scheiterte, bewirkte
endlich, daß die „Grenzboten", welche,
um nach Deutschland zu gelangen, das
Postamt zu Aachen passiren mußten,
dort jedesmal confiscirt wurden. Hier«
durch war K., dessen Energie durch die
Schwierigkeiten nicht erlahmte, veran-
laßt, die Uebersiedelung des Blattes
von Brüssel nach Leipzig zu bewerkstel»
ligen. Diese weit und breit berühmten
„grünen Hefte" begründeten und mit
Recht Kuranda's Ruf. Diese im Vor-
märz vervehmten, aber insgeheim viel
verbreiteten und noch mehr gelesenen
Wochenhefte waren für Jeden, der sich
über Oesterreich unterrichten wollte, die
einzige authentische Quelle. Die „Grenz,
boten" nahmen eine ganz eigenthümliche
und hervorragende Stellung in der pu»
blicistischen Literatur der Jahre 1852 bis
4848 ein. Im Allgemeinen war Deutsch,
land gewohnt, sobald" über Oesterreich
im „liberalen" Sinne geschrieben wurde,
die Existenz dieser Monarchie bekämpft,
das geistige Leben derselben herabgewür»
digt, seine Stellung zu Deutschland als
ein Joch. als unberechtigt in gehässigster
Weise geschildert zu sehen. Mit Erstaunen
sak) man daher die in Leipzig erscheinende
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon