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Auranda 416 Kurelac
Oesterreichs und Englands Interessen nicht
Harmoniren; daß aber England Oesterreich
als Bundesgenossen selbst suchen werde, wenn
die orientalische Frage an die Reihe kommt.
Die Consequenz dieser Betrachtungen führt K,
zuletzt aufFrankreich und hier entwickelt er
in eigenthümlicher Weise seine Ansicht „Können
wir", fragtK., „mit einer Macht, die Verträge,
auf welchen ihr Name unterzeichnet steht,
nicht ausführte, uns einlassen? Ist eS möglich
durch eine Verständigung mit ihr, ich sage
nicht eine Allianz. die italienische Frage zu
einem europäischen Abschlüsse zu bringen?
Ich glaube nach den neuesten Wendungen,
dieses mit einem Ja beantworten zu sollen.
Es ist eingestanden nicht bloß von französi»
schen RegierungZmännern, sondern von fran<
zösischtn Demokraten, von Proudhon, daß
die italienische Unification eine Gefahr für
Frankreich sei. Das ist auch das österreichische
Programm. Ein zweiter Punct ist für mich
persönlich delicatec Natur; ich meine die
Erhaltung der weltlichen Herrschaft des Pap>
stes. Auch in dieser Beziehung ist es klar.
daß Frankreich und Oesterreich als zwei katho»
lische Staaten dieselben Interessen habcn.
Nun denn. ist es wahr. daß Frankreich und
Oesterreich in Italien in der Hauptfrage
gemeinsame Interessen haben, weßhalb soll
Oesterreich nicht Frankreich die Hand reichen,
damit endlich Frieden werde? Wenn das bis«
her nicht geschehen ist, so muß man vermuthen
unsere Regierung hege im Herzen
nach wie vor noch Leg i t im itäts« und
Re
st
aurations» Ideen, über welche Frank«
reich allerdings hwauS ist, und welche ein
EinVerständniß mit dieser Macht verhindern.
Ich glaube, es ist unsere Aufgabe, anzuerken«
nen, was nicht rückgängig zu machen ist; nicht
aber Gewehr im Arm dazustehen und sicd
finanziell zu ruiniren, um vielleicht einige
bessere Bedingungen, legicimistische Restaura»
tionen zu erlangen. Die oütsuts coräials mit
Frankreich localisire ich rein auf das Gebiet
gemeinsamer Interessen. Ein Einverständniß
zwischen Oesterreich und Frankreich in der
italienischen Frage würde uns England gar
nicht entfernen. Im Gegentheil, wenn wir
uns in einer Angelegenheit, welche England
nur in zweiter Linie berührt, und in der es
sich trotz aller Noten lau in Thaten zeigt, an
seinen Alliirten, Frankreich, wenden, anderer«
seits aber in der deutschen Angelegenheit nicht
ein Haarbreit uon unserem Rechte und unseren
Pstichten abweichen; wenn wir in der orien» talischen Frage zeigen, daß England auf uns
rechnen kann, dann werden wir ein einfluß«
reiches und vermittelndes Zwischenglied in der
französisch < englischen Allianz bilden. Oester-
reich wird endlich die ihm gebührende Welt»
stelluna wieder erlangen und schließlich in
der Jage sein, sein Kriegsbudget bedeutend
herabzumindern."
Kurelac, Franz (Sprachforscher,
geb. zuBruvno im Liccaner Militär«
grenzbezirke im Jahre 181t)). Sein Vater
war k. k. Major in der Armee. Der
Sohn besuchte die Schulen in Gratz und
Agram, lebte dann in Wien, später in
Pesth und beschäftigte sich mit dem Stu<
dium der französischen und italienischen
Sprache. K. gehörte zu der im Vormärz
oft genannten Partei deo Iungillyrier.
deren Führer Ljudevit Gaj ^Bd. V,
S. 138 j^ war. Im Jahre 1848 trat er in
den Vordergrund und agiticte unter seinen
Landsleuten mächtig gegen die Magyaren;
er erließ nicht nur Proclamationen gegen
dieselben, sondern reiste auch in Croatien
herum, um für die nationale Sache An«
Hänger zu werben. Nach hergestellter Ruhe
übernahm er ein Lehramt, und zwar
jenes der croatischen Sprache, am Gym>
nasium zu Fiume, welches er aber nur
wenige Jahre behielt, da er nach Er«
scheinen seiner Schrift: „0 ^spoT-oHu,
H«/?'FS s^ovl'nsäs na^F«" (Trieft 1833,
Druckerei d. Lloyd), worin er sich ent>
schieden für den ausschließlichen Ge»
brauch der nationalen Sprache aus-
spricht, im Jahre 1833 seines Lehramtes
enthoben wurde. Seither lebte er in
Fiume, wo er Sprachunterricht ertheilte,
bis ihn im Jahre 1860 Bischof Stroß.
mayer nach Diakovar berief, damit er
im dortigen Seminar das Altslavische
lehr-e. Sein Hauptstudium bildet das
Altcroatische, und aus dem Schatze der
alten Sprache fördert er zahlreiche Gold-
körner zu Tage; dabei nimmt K. die so
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon