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Kyselak 448 Kyftlak
seineS NamenS gesehen, lebt noch eine,
Franz Haydinger. der bekannte Alter-
thümler Wiens, der ihn an der alten
Pfarrkirche zu Petersdorf bei Wien hoch
auf einer Leiter mit Farbe und Pinsel
stehen sah, während er eben an die Wand
Namen und Jahreszahl hcnmalte. Als
ihn ein dortiger Bewohner warnte, daß
die Witterung seine Schrift bald ver«
löschen würde, erwiderte er, er wisse
schon, wo er hinschreiben muffe. Und in
der That. seine Aufschriften finden sich
gewöhnlich an Stellen, die eine schöne
Fernsicht bieten und doch durch vorsprin
gendeS Gestein, Dacher oder sonst gut
geschützt sind. An einer Stelle aber besin
det sich sein Name. wo er ihn nicht selbst
hingeschrieben, wenngleich diese seine
Manie Ursache der Aufnahme desselben
ist, nämlich in diesem Lexikon, in welchem
er die ungemein reiche Namensreihe des
Buchstabens K. abschließt.
Ich habe nichts unversucht gelassen, über dieftn
merkwürdigen Sonderling Zuverlässiges zu
erfahren. Wiederholte Besuche bei WienS alte.
sten Schriftstellern, u. A. bei dem Herrn Archivs»
Director Tr iml (bekannter unter dem Dichten-
Namen E m i l), dem Touristen Weidmann.
Briefe und Anfragen bei verschiedenen Per-
sonen, von denen ich Mittheilungen erwarten
durfte, unter Anderen bei dem, seiner anti-
quarischen Kenntnisse in Wiener Sachen so
geschätzten Gastw^rthe in St. Margarethen,
Franz Haydingcr l^d. V I l l . S. lt)?^, blieben nahezu erfolglos, und waren dir ver-
schiedenen Mittheilungen der Genannten zu»
sammengehalten eher dazu angethan, das
bereits Festgestellte zu verwischen, statt di?
Zweifel aufzuhellen. Da wurde mir bekannt
gegeben, daß ein Bruder oder doch sehr naher
Verwandter K.'s noch am Leben sei, und
mir der in Pension (in Wien, Neubau. Stift<
gasse Nr. 3l) lebende Criminalrath Herr Franz
Kyselak als solcher bezeichnet. Ich suchte
denselben sofort auf und verdanke ihm, da er
den Vetter gekannt und Manches, was ihn
betraf, aufgezeichnet, die zwar noch immer
lückenhaften, aber im übrigen authentischen
Daten. Ich kann nicht umhin, dem liebens-
würdigen Greise für feine freundliche, mir so
nutzreiche Bereitwilligkeit hier öffentlich meinen
Dank auszusprechen. Die sonstigen Quellen
— die sich zumeist auf Anekdotisches beschrän-
ken — unterlasse ich hier anzugeben, da die
wichtigsten ohnehin in der obigen Lebensskizze
angedeutet sind. Man findet meistens das Jahr
l837 als jenes angegeben, in welchem K.
seine Manie, sich überall aufzuzeichnen, in drr
wunderlichsten, oft wunderbarsten Weise aus»
geübt habensoll. Nun gibt die „Wiener Zek«
tung" im October l83l in ihrem Tootenver-
zeichnisse vom 16.—26. OctoberKy selak auS.
drücklich unter den an der Cholera Verstorbenen
an. Es ist also über sein Todesjahr kein Zweifel
zulässig, und sind somit alle von ihm im Jahre
is37 und später vorgenommenen Aufzeichnun-
gen seines Namens in's Reich der Fabel zu
verweisen oder nack ihm von Anderen aus-
geführt worden, wie es denn auch kaum zu
bezweifeln ist, daß lustige Brüder, nachdem
der Name Kyselak bereits in Aller Mund
war. sich nicht selten den Scherz gemacht,
ihm in's Handwerk zu pfuschen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon