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Fandau 69 Amdau
gemeinden unterwarfen sich denselben
freiwillig. Streitfragen, sowohl in theo»
retischen Lehrsätzen als in praktischen
Fällen, in Rechts- und GlaubenSangele»
genheiten wurden ihm zur Entscheidung
vorgelegt und er selbst von der hohen
Schule der Rabbiner zu Jerusalem zur
Auflösung subtiler rabbinischer Zweifel
beigezogen. Die Kehrseite dieses glänzen«
den Bildes ist aber, daß er starr am
Alten festhaltend jeder Neuerung Wider-
stand entgegenstellte, der Anführer jener
Partei war, welche gegen jede Reform
seiner Glaubensgenossen eiferte, und somit
auch als ausgesprochener Gegner Men»
delssohn's, dessen Bestrebungen, soweit
es in seiner Macht lag, zu lahmen bemüht
war. Jedoch muß zur Richtigstellung seiner
Charakteristik ausdrücklich bemerkt wer»
den, daß
sich
in diesem Festhalten an dem
Althergebrachten nur Strenggläubigkeit
kundgab und daß sein Mißtrauen gegen
die durch Mendelssohn hervorgerufene
freiere Bewegung der Geister nie in
Fanatismus ausartete. Denn neben seiner
Strenggläubigkeit war er doch ein hell»
denkender Kopf, ein entschiedener Gegner
des Mysticismus und der Kabbala, und
vor Allem darauf bedacht, der Secte der
sogenannten Sabbathäer. die damals in
Prag noch viele Anhänger zählte, mit
aller Entschiedenheit entgegen zu treten.
Im Drucke hat er mehrere Werke heraus»
gegeben, und zwar: „M?F<x ö^'s ^Ha",
2 Theile (Prag 1778, zweite Ausgabe
Zotkiew 1828, dritte 1839), Abhandlun-
gen über den Talmud. sein Hauptwerk,
voll Scharfsinn uud ein Schatz großer
Gelehrsamkeit; — „Ss?ae/^ 3 Bände
(Prag 1783. 1791 und 1798). Erklärun-
gen über einzelne Tractate des Talmud;
— „Da^o? M>naöll« (ebd. 1704).
Bemerkungen zum juridischen Codex; —
(ebd. 1830), Predig' ten; die beiden letzteren Werke wurden
aus seinem Nachlasse von feinem Sohne
Samuelsf. d. S. 70, im Texte) heraus,
gegeben und mit Anmerkungen begleitet.
Seine auf den Tod der Kaiserin Mar i a
Theresia in jüdischer Mundart gehal.
tene Trauerrede wurde von einem 3. T.
in's Deutsche übersetzt und ist in dieser
Uebersetzung (Prag 1780, I . F. Edler v.
Schönfeld) im Drucke erschienen.
babkoka. Eine Trauerrede auf den
Tod des Rabbi Ezechiel Landau, Ober«
rabbiner in Prag. Gehalten von R. Baruch
Ieit teles (Prag 1793). — Pascheles
(Wolf), Sippurim. Sammlung jüdischer
Volkssagen, Erzählungen u. s. w. (Prag 1858,
gr. 8<>.) 4. Sammlung, S.325, in der Lebens.
Hlizze „Rabbi Ionathan Eibenschütz" von
Gutm. Klemperer.
Landau, Moses I . (Rabbiner, gest.
zu Prag 4. Mai 1882). Der Enkel deS
gelehrten Oberrabbiners EzechielL. ss. d.
Vorigen^. Als Buchhändler und Verleger
in Prag lebend, beschäftigte er sich neben
den eigentlich rabbinischen Studien auch
mit philologischen Forschungen, nament»
lich über die Sprache seines Volkes und
galt unter den orientalischen Sprachfor»
schern als eine Autorität. Nicht wie sein
Vater strenge am Althergebrachten hal>
tend, war er vielmehr von dem humanen
Geiste zeitgemäßer Reformen in seinem
Volke erfüllt, gewann durch sein bedächti«
ges Vorgehen und die Ehrenhaftigkeit sei»
nes Charakters nicht nur das Vertrauen
seiner Gemeinde, sondern auch jenes der
höchsten Behörden und Aller, die ihn
kannten, wenn sie auch nicht seines Glau»
bens waren. Dieses Vertrauen berief ihn
auch im Schooße seiner Gemeinde zu den
wichtigsten Aemtern, denn er war Stadt»
rath, israelitischer Cultusgemeindevorste«
her, Director der israelitischen Kleinkin«
derbewahranstalt, des israelitischen Insti«
tutes für Krankenpflege und anderer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon