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seinen Erinnerungen meldet, lebt L. Jahr
ein Jahr aus in der pannonischen Quel<
lenstadt (Baden bei Wien), seinen Studien
und literarischen Arbeiten hingegeben.
Eine Schwester 3.'s ist an den Dichter
der Schwarzwalder Dorfgeschichten, Dr.
Berthold Auerbach, verheirathet.
Chezy (Wilhelm). Erinnerungen aus meinem
Leben. Erstes Buch: Helmina und ihre Sohn,
(Schaffhausen 1853, Fr. Hurter. 8°.) Vdchn. I,
S. 315—321. — Jahrbuch für Ifraeliten
5616(1835—1825), Herausgegeben von Joseph
Wertheim er (Wien 1835). Neue Folge,
zweiter Jahrg., S. l91. im Aufsatze: „Ehren»
tafel österreichischer Juden". — Zur litera-
rischen Charakteristik Farm's. Neber sein „Am
Kamin" : Blät ter für literarische Unter»
1837. S. 665. von H(ermann) M(argqraff);
— Deutsches Museum von R. Prutz.
1858. 2. Semester. S. 774. — Neb er sein
„ In t imes Leben": B lät ter für litera.
rische Unterhaltung l86l. S. 90. — Ueber
das Gedicht „Abdul" : ebenda 1832. S. 735.
— Ueber seine „Erzählungen eines Heim»
gekehrten": ebenda 1858. S. 702. — Marg»
graff charakterisict Lorm als Novellisten:
„L.'s Erzählungen sind eigentlich psycholo«
gische Studien in erzählender Form, scharf«
sinnige Versuche, psychologische und gesell'
schaftliche Probleme an lebendigen Menschen»
eremplaren zu erörtern und zu lösen. In
dem Dogma, zu welchem man das realistische
Princip jetzt auch in der Dichtung erheben
möchte, wurzeln sie nicht; der Verfasser bc.
müht sich vielmehr bei Vermeidung alleS von
der sogenannten Romantik Ueberkommenen
dennoch das so verschrieene Recht subjektiver
Freiheit und Natur zur Geltung zu bringen
und das wirkliche Leben noch auf anderem
Gebiete als auf dem Dorf zu zeichnen, das
in der Literatur nachgerade anfängt um so
lügenhafter zu Gerden, je mehr es die einzige
deutsche Wirklichkeit zu sein beanspruchen
möchte. Der Verfasser . . . . verschmäht es,
effectreich zu erfinden und die Neugier auf
die Folter zu spannen, aber er weiß sinnvoll
und sinnig zu combiniren und eigenthümliche
Situationen zu schaffen, aus denen sich die
Fäden für die Darstellung eines tieferen
Seelen» und Gemüthslebens herausspinnen
lassen. In seinen Erzählungen behandelt 3.
nicht erschütternde, hochtragische Conflicte,
nicht religiöse, conMonelle und politische Streitfragen, sondern die innerlichen Vor-
gänge, die im stillen und geheimen Grunde
des Gemüthslebens stattfinden, die Conflicte
zwischen Herzen und Herzen, Seelen und
Seelen." — Ju l ian Schmidt hat nach
dem Erscheinen der „Gräfenberger Aquarelle"
dieselben ihrer humoristischen und realistischen
Darstellung wegen in einer Weise gelobt, wie
es ihm selten in den Sinn kam ein Buch
zu loben. Nun aber, obwohl er in seiner
Geschichte der deutschen Literatur manches
Duodeztakntchen, das sich mit dem wirklichen
Talente L.'s nicht im Entferntesten messm kann,
als literarischrrVormund freundlich behandelte,
so nimmt es Wunder, daß er seines einstigen
Schützlings nicht mehr gedenkt. — Daß auch
Gottschall in seiner Geschichte der deutschen
Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahr.
Hunderts L.'s nicht gedacht, ist nicht minder
bedauerlich. Dieses UebÄrschen L.'s in den deut»
schenLiteratur'Geschichtswerken veranlaßt einen
Kritiker von Lorm's „Novellen" im Feuille-
ton der Wiener „Presse" (1361. Nr. 194)
zur folgenden freilich in ihrem Schlüsse auch
zu weit gehenden Apostrophe. „Da Hierony»
mus 3. ein Wiener, kein Berliner, Manche»
ner, Stuttgarter Autor ist. so haben sich unsere
Literatur'Güschichtsschreiber nicht im minde»
sten um L. gekümmert und selbst in Wien
gingen die Stimmführer der Kritik über die
meisten Bücher, oie L. erscheinen ließ. hinweg
zur Tagesordnung der Theater.Besprechungen
über. Nur dann, wenn em dramatisches Werk«
chen L.'s das Lampenlicht erblickte, erhielt diese
literarische Persönlichkeit gleichsam erst die
Eristetiz-Berechtigung und L.'s Herren und
Damen, welche sich aus den Coulissen hervor»
bewegten, protegirten vielleicht beim Publicum
die Helden und Heldinen der L.'schen Romane
und Novellen. So viel steht für uns fest,
in mehreren seiner kleinen erzählenden Pro»
ductionen hat L- entschiedener ein poetisches
Vermögen bekundet, als mancher „drama«
tische Dichter" in Oesterreich durch seine feisten
Trauerspiele; ja au5 manchem bloßen Feuille»
ton L.'s grüßte Einem ein tiefsinnigerer Geist,
als in den pomphaften Wölbungen vieler
wissenschaftlicher Bücher, wo nicht selten das
Grauen wohnt, sichtbar ist."
Landesmanu, siehe auch: Lands»
manu IM. 80).
Landfras, Alois Joseph (Buch.
Händler und Schriftsteller, geb,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon