Seite - 112 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Laicharding-Lenzi, Band 14
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Langer Langer
men, nach Einigen soll er eine Satyre
oder Epigramme geschrieben haben, durch
welche sich hochgestellte, einflußreiche Per
sonen verletzt fühlten, kurz 3. mußte
Knall und Fall Prag verlassen und da
er wirklich das Studiren, d. i. nämlich
den Collegienbesuch — aufgegeben hatte
— so stimmte diese Maßregel eben
auch mit dem Wunsche der Eltern
sammen. So war er um die Mitte des
Jahres 4830 wieder in seinem Geburts«
orte. noch ganz niedergedrückt durch
die Trennung von seinen Freunden, zu
denen Am erlin g, Brauner, Franta,
Pel ikan, Sembera und Tomiöek
u. A. zählten. Die Einsamkeit und Abge«
schiedenheit seines, vom Weltverkehre ab«
seits gelegenen Geburtsortes war für sein
aufgeregtes Wesen, das eben dm be>
fruchtenden Verkehr mit gleichgestimmten
Freunden in einer belebten Hauptstadt ge.
nofsen hatte, wenig fördernd. Sein Leben
fließt nunmehr geräuschlos dahin, und sein
Biograph selbst gibt nur aus Langer's
Briefen einzelne mehr literarische als
biographische Mittheilungen. Von der
Redaction des ^öeadoLlHv", der übri»
gens mit dem achten Hefte sein Dasein
geendet, war er abgetreten, sobald er Prag
verlassen hatte, und das nächste Lebens«
zeichen, das er von seiner geistigen Thätig.
keit gab, war das früher im „öasopis",
dann aber besonders erschienene Gedicht:
„HoHFa)l666H/7-«Kc^)2H"i d. i. die Hand«
schrift von Bohdanec (Prag 1831), daS
eigentlich mehr ein poetischer Scherz ist.
Was er in der Folge schrieb, veröffent«
lichte er meist in der Museums-Zeitschrift,
das erheblichste darunter ist die humori-
stische Erzählung: «von v Kooour-
kovs«, d. i. Der Tag in Krähwinkel.
Im Uebrigen lebte er in seinem Geburts«
orte ganz zurückgezogen, half seinem
Vater im Schreibgeschäfte aus, erhielt manchen Besuch von gleickgestimmten
Freunden und war nach und nach ver>
schollen. I n den letzten Lebensjahren
geistig und körperlich verkümmert, fand
er nicht einmal den Trost im Schaffen,
wozu er einen so schönen Anlauf genom»
men, und in Verbitterung über sein ver«
fehltes Geschick, verbrannte er seine
Manuscripte. Im Jahre 1846, erst
vierzig Jahre alt, starb er, wmn gerade
nicht ungekannt, so doch unbeachtet und
fast vergessen. Der neueren Zeit sollte es
vorbehalten bleiben, sein Andenken in
der Nation wieder aufzufrischen und der
geeigneteste Weg war wohl die Heraus»
gäbe seiner gesammelten, freilich nur im
kleinsten Theile vorhandenen Schriften,
welche in dem Sammelwerke: „äp i^
vsk)'ok", d. i. Werke der hervorragenden
öechischen Dichter der Neuzeit, in zwei
Bänden unter dein Titel: ,,^'sl/ ^>o>
va I^NF6?-a", d. i. Schriften des
Iaroslaw Langer (Prag 1861. Kober,
Taschenformat), herausgekommen sind.
Der erste Band enthält die Handschrift
von Bohdanec, den Tag in Krähwinkel,
Gedichte, 36 öechische Krakowiaken, die
Nesseln (eine Folge satyrischer Gedichte),
und die Fabeln; der zweite Band: alt»
russische Gedichte: die «echischen Hoch-
zeitöbrällche und Lieder, welche L. über
Schotky 'S Aufforderung zuerst in
deutscher Sprache bearbeitet hat: an>
dere volksthümliche Bräucbe und Lieder;
Marina Zaleska, ein dramatisches
Gedicht in Versen. und die Idyllen
lÄnky), in Prosa und in gebun-
dener Rede. Daß Langer's Talent
und seine Bedeutung seiner Zeit stlbst
von deutscher Seite Würdigung gefun»
den, einen Beleg dafür giut die Bemer»
kung in dem Werke: „Oesterreich im
Jahre 5840", in welchem es (Bd. I I ,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon