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prüfendem Blicke nichts entging, blieb
aber, so Großes er bereits wirkte, dabei
noch immer nicht stehen. Das Augen
merk der Menschheit war auf die Kohle,
auf diesen Schatz, kostbarer als Gold,
gefallen, und auch 3. wurde in diesem
Sinne ein leidenschaftlicher Schatzgräber.
Schon hatte er den als Geognoften und
Mineralogen bekannten Naturforscher
Zippe veranlaßt, im Süden Böhmens
nach nutzbaren Mineralien zu forschen,
jedoch war die Mühe nicht belohnt wor
den. Glücklicher war 3. auf einer anderen
Seite. Eine von einem Bergmanne auf
eigene Rechnung unternommene, aber
wieder aufgegebene und zum Verkauf
angetragene Kohlengrube bei Kladno
ließ 3. durch Zippe untersuchen, und da
dieser Gelehrte das Vorhandensein eines
Kohlenlagers von einiger Ergiebigkeit in
Aussicht stellte, affomrte sich 3. mit dem
bekannten Industriellen Klein ^Bd. XI I ,
S. 44^ und mit dem Prager Bürger
Nowotny, und bald stieß man beim
Graben auf ein Kohlenlager von fünf bis
sechs Klafter Mächtigkeit. Dieß ist der
Anfang des jetzt so großartigen Kohlen»
Werkes zu Kladno, dessen ursprünglicher
Eigenthümer, der Bergmann Wania,
von den wackeren Unternehmern zum
Director der neu angelegten Werke er«
nannt wurde. Da sich unweit Kladno
reiche Lager von Eisenstein fanden, so
beabsichtigte 3. in Kladno Hochöfen an>
zulegen und dort Eisen zu fabriciren.
Aber dieser Gedanke fand bei seinen
Collegen keinen Anklang, überdieß erklär»
ten die Sachverstandigen, daß die Klad-
noer Coakse für den Hochofenbetrieb
ungeeignet seien und noch andere nicht
geringe Hindernisse stellten sich den Ab»
sichten 3.'s entgegen. Dieser aber ließ
den Gedanken nicht fallen, wenn er sich
auch für jetzt dessen Ausführung eben nicht zur Hauptaufgabe machte. Vor
Allem wollte 3. den Gegenstand und
dessen technische Verarbeitung in allen
Einzclnheiten genau kennen. Er machte
also, um sich mit der Hochofenmanipu»
lation genau bekannt zu machen, Reisen,
besuchte bloß aus diesem Anlasse Schott-
land, um dort aus eigener Anschauung
den vervollkommneten Hochofenbetrieb
kennen zu lernen. Nun hatte er sich
selbst überzeugt und die Gutachten der
Sachverständigen erwiesen sich ihm als
mangelhaft. Seinem praktischen Blicke,
dem Instincte seines eigenen Geistes in
diesem Falle mehr vertrauend, als den
Auösprüchen der nicht selten mit eigen»
ihümlicher Blindheit geschlagenen Sach.
kenner, begann er im Jahre 1853 allein
in Kladno Hochöfen neuer Construction
anzulegen und in der That, die verlernn«
deten Kladnoer Coakse eigneten sich zu
seinem Betrieb über alles Erwarten.
Dem ersten Hochofen folgte unter so
günstigen Auspicien alsbald ein zweiter.
Sollte aber mit dem Kladnoer Eisen»
werke und den Kohlengruben der volks»
wirthschaftliche Zweck nach seinem ganzen
Umfange erfüllt werden, dann mußte die
Beischaffung deS Eisensteins aus den
entfernten Erzlagern erleichtert und daö
fertige Fabricat, ebenso wie die Kohle,
bequemer und billiger in's Land, beson-
ders nach Prag tranSportirt werden
können. Erst wenn eö gelang, das Buöt«.
hrader Revkr, in welchem auch Kladno
lag. durch Eisenschienen mit dem Haupt«
ströme des commerciellen 3ebms zu ver«
binden, erst dann war an einen wirklichen
Flor seiner vielfachen Werke und auch
Aadno's zu denken. So bildete sich durch
3anna's Bemühungen eine Actiengesell«
schaft zum Bau einer Eisenbahn von
Kladno nach Kralup, der Station an der
Staatsbahn. Diese Bahn, die BML.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon