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Laroche 162 Laroche
Hanswurst in keiner Posse fehlen durfte,
so war jetzt mit dem Kasperl derselbe
Fall und endlich muĂźte er selbst im Titel
des StĂĽckes seine bleibende Stelle haben.
Am23.October1781 erschien: „Kasperl,
der Mäusefallen- und Hechelkrämer",
und nun folgten nach einander: „Ka»
sperls Schelmereien"; — „Kasperl Herr
und Diener"; — „Kasperl der Haus-
herr in der Narrengaffe"; — „Kasperl
unter den Menschenfressern"; — „Kasperl
als Mahomet"; — „Kasperl der Plau»
derer"; — Kasperl der Nachtwachter";
— „Kasperl das Original-Genie"; —
„Kasper! bleibt Kasperl";— „Kasperl
als Amor";— „Kasperl als Fagottist";
und als der „Don Juan" für das Leo-
poldstädter Theater eingerichtet wurde,
mußte, wenn man eine nachhaltige Wir»
kung erzielen wollte, der Leporello
in einen Kasperl verwandelt werden.
Die Mittel, deren sich Laroche bediente,
um eine solche Anziehungskraft auf sein
Publicum auszuĂĽben, werden von einigen
Zeitgenossen, welche diesem Capitel der
Culturgeschichte ihre Aufmerksamkeit zu»
gewendet, ziemlich übereinstimmend ge«
schildert. „Laroche hatte wirklich zu
seiner Rolle Gaben von der Natur: Eine
wahre komische Pobelsphysiognomie;
eine Stimme die zum Hausknecht,
Mandolettikramer und Nachtwächter ge>
stimmt ist. Seine Geberden, wenn das
zu Uebertriedene vollends wegbliebe, sind
zu der Rolle, die er spielt, immer paffend;
den schwatzenden DĂĽmmling. den unge-
schickten Recruten, den fĂĽr feinen Neffen
duldenden Oheim spielt er wirklich mit
vieler Natur." Castell i, der ihn noch
selbst gesehen, schildert ihn als einen ge-
drungenen Mann. von mittlerer Statur,
mit lebhaften Augen und stark markirten
ZĂĽgen. Alle seine Bewegungen waren
eckig und wurden eben dadurch lacherlich; sein Dialekt war der gemeine Wiener.
Dialekt, nur sprach er ihn mehr breit
als rund und hing oft an einzelne
Worte, besonders an das Wort „Er"
ein a an, worĂĽber man nicht wenig
lachte. AuĂźer der BĂĽhne soll er ein
ernster, ja verdrieĂźlicher Mann gewesen
sein, wie viele Komiker. Er ertemporirte
viel, aber meistens nur SpaĂźiges, nie-
mals Witziges und der Beifall galt mehr
dem Gesichterschmiden, den Lazzis und
der geschickten Nnbehilflichkeit, womit er
sich zu benehmen wuĂźte. Laroche
schrieb auch und zwar gewöhnlich die
StĂĽcke fĂĽr seine Einnahmen. Das waren
dann immer förmliche Theaterereignisse;
acht Tage zuvor wurden die Logen be>
stellt, und am Tage der Vorstellung
drängte sich das Publicum in Haufen
vor dem Schauspielhaus. Alles wollte
an diesem Tage dem Manne, der es das
ganze Jahr mit seiner grotesken Laune
ergötzt hatte, sein Schärflein beitragen.
Die Gegengabe, welche dem Publicum
KaĂĽperl mit seinem StĂĽcke dargebracht,
war aber eine dramatische Nugeheucrlich.
keit, di^ jedoch immer um so wirksamer
war, von je kolossalerem Uiisnm sie strotzte.
Nm au dicse Thalfache zu glauben, gedenke
man nur der Benefizen von Scholz, die
ja in unsere Zeit fallen, und durch ihren
Unsinn berüchtigt worden sind. Kasp erl°
Laroche verschwand mit einemmale von
der BĂĽhne des Theaters wie des Lebens.
Er starb in den besten Jahren und seine
Flau Regina, welche am 13. October
1843 starb, hatte ihn um volle 36 Jahre
ĂĽberlebt.
3t oali 6, (Hunusüäten- und Memurabilien Leri--
km; von Wien (Wien !8i«, Lcx. v".) Bd. l l ,
S, 9<>, unter dem Schlagworte „Kaspar!";
S, lAll, unter dem Schlagwerke „Laroche". —
A u st r i a. Oesterreichischer Universal»Kalen»
der (Wien, Klang, gr. d«.) 1^ . Jahrg. (1848),
2. l87, im Aufsatze: „Die fünf Theater Wiens
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon