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La Koche La Noche
Sanger und Schauspieler zugleich thatig
war, bis auf die Gegenwart, in derer
altere Rollen, aber von allen Farben
spielt, wird am leichtesten erkennen lassen,
mit welch' einem KĂĽnstlergenius seltener
Art wir es zu thun haben. Noch in
Weimar, wo er mit Genast in den
meisten ersten BaĂźrollen alternirte, sang
er den Don Bartolo im „Barbier von
Sevilla", — den Kaspar im „Frei.
schütz", — den Leporello im „Don
Juan", — den Figaro in „Figaro's
Hochzeit", — den Lord in „Fra Dia»
volo", — dm Thomas im „Geheim»
niĂź". In Schau- und Trauerspie-
len gab er aber zu jener Zeit den Car«
los in „Clavigo", — den Wurm in
„Kabale und Liebe", — den König
Phil ipp in „Don Carlos", — den
Lorenz Kindlein im „armenPoeten".
— den Geßler in „Wilhelm Tell". —
den Franz in den „Räubern", — den
Burlei gh in „Maria Stuart". — den
Lear im gleichnamigen Stücke, — den
Shylok im „Kaufmann von Venedig",
— den Fallstaff in „Heinrich V.", —
den Iago im „Othello", — den
Schewa in Sheridan's „Jude", —
den Paul Werner in „Minna von
Barnhelm", — Hofrath Wacker in
„Porträt der Mutter"; Rollen, von
denen er mehrere wie vor dreiĂźig Jahren
auch noch heut spielt; in Lustspielen:
den Ferdinand in den „Drillingen",
— den Herrn von Götze in Töpfer's
„Zurücksetzung", — den Brand in
„Onkel Brand". — den Herzog im
„Tagesbefehl", — den Tartüffe im
gleichnamigen Stücke, — den Lamme i>
mayer in „Künstlers Erdenwallen", —
den Magister im „Hofmeister in Tau-
send Aengsten". Als er vor dreiund»
dreiĂźig Jahren im Hoftheater seinen
Gastrollencyklus gab, spielte er den Daniel im „Erbvertrag", — den
Ossipp in „Ifidor und Olga", — den
Mephisto in Goethe's „Faust", —
den Pfeffer in „Nr. 777". — den
Oberförster in den „Jägern", — den
Posertim „Spieler",— denHassan
im „Fiesco", — den Anwalt in den
„Quälgeistern", und als er zur Benesice
fĂĽr Madame Lukas im Theater an der
Wien spielte, den EliaS Krum im Lust»
spiel „Der gerade Weg ist der beste". Von
seinen spateren Leistungen sind — wir
bemerken, daĂź wir nur die CabinetsstĂĽcke
aus den Kunstgemälden nennen, welche
dieser Genius schafft — anzuführen:
Cromwell in Raupach's gleichnami»
gem Stücke, — Just in „Minna von
Barnhelm", — der Kl oft erb rüder in
„Nathan der Weise", — Ambrosius
in „Viel Lärm um Nichts". — Dorf-
richterAdamim „ZerbrochenenKrug",
— „Bloom in „Rosenmüller und
Finke", —Piepenbrink in den „Iour«
nalisten", — Birnbaum in„Birnbaum
und Sohn", — Gellert in „Gottsched
und Gellert", — Rohrbeckin „Geadel»
ter Kaufmann", — Brömser in „Ein
Luspiel", — Reisland in „Alter Ma-
gister", — Hartmann in „Die Neu»
berin", — Kammerrath in „Die Ver»
wirrungen", — Malvolio in „Was
Ihr wollt", — Commerzienrath in
„Zur Ruhe sehen" — und den älteren
Klingsberg in den „beiden Klings-
berg". Ueberhaupt ist das Rollen-Reper»
toire dieses Künstlers sehr groß und um«
faßt bloß während seiner Thätigkeit auf
der Wiener HofbĂĽhne ĂĽber 270 Rollen.
So scharf L. zu charakterisiren versteht,
mit seinem Humor schleift er alle Kanten
und Spitzen ab und legt ein gemüth«
liches Element in seine Rollen, das
unwiderstehlich wirkt. Ebenso im Niedrig»
komischen wie im Bereiche der feinen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon