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denn?" — „Zwei und zwanzig Jahre
— „Und spielen Charakterrollen?" —
„Ja. weil ick zu sonst nichts tauge, wei
weder Figur noch Organ etwas Anderes
zulassen und weil meine ganze Neigung
mich dazu drängt". — „Haben Si«
Humor?" — „Leider nein, ich werde
dadurch in meinem Streben manche
Schranke finden, die mir unĂĽbersteiglich
sein wird." Laube begann fick nach dieser
und der weiteren Unterredung fĂĽr 3. zu
interessiren. gestattete ein Probespiel und
wählte dazu: den fünften Act des Franz
Moor, den ersten desPerinin „Donna
Diana", den vierten desCarl. os in „ Cla-
vigo". AmAbend des t0.April 1858fand
das Probespiel in Gegenwart aller vier
Regisseure, An schütz, 3öwe,Fichtner.
La Röche, Statt. Die Sache war unge>
mein gut gegangen, die Matadore deS
Burgtheaters erkannten in ihm ein be»
deutendes Talent. Als L. nach einigen
Tagen, indem er sich auf eine Bestellung
Laube's bei diesem einfand, die Bitte
stellte, ihn am Hofburg-TheaterfĂĽr kleine
Rollen zu engagiren, weil er dadurch
sein Repertoire vergrößern und an den
groĂźen Vorbildern lernen wĂĽrde, ging
Laube darauf ein und am 4. Mai d. I .
spielte 3. als Franz Moor seine erste
Antrittsrolle. Vor ĂĽbervollem Hause
wurde er an diesem Abende neunmal
gerufen. Am i8. Mai folgte der Car-
los in «Clavigo" als zweite Antrittsrolle
und der Erfolg war ein vielleicht noch
glänzenderer; mit Wurm in „Kabale und
Liebe" schloĂź er am 23. Mai den Cyklus
seiner Antrittsrollen und statt fĂĽr ein
untergeordnetes Fach, wurde der junge
KĂĽnstler sofort fĂĽr das erste Fach der
Charakterdarsteller, das seit Dawison'S
Abgang verwaist war, engagirt. Seit
dicser Zeit zahlt L. zu den Zierden der
Wiener Hofbühne und da Dawison die Kunst auf Reisen geschickt. La Röche
mehr die heiteren Charakterrollen spielt.
Dessoir bereits alt, Mar r aber schon
sehr alt ist. so ruht im Augenblick das
Fach der ernsten Charakterrollen auf
feinen Schultern. Weiter unten folgt
das Repertoir seiner auf dem Burg-
theater und auf einigen Gastspielen bis-
her gegebenen Rollen, welche der Mehr.
zahl nach den sogenannten classischen
StĂĽcken von Lessing. Schi l ler.
Goethe. Sh akespeare. Gr i l lpar»
zer angehören. Seit 22. Jänner 1863
ist 3. wirkliches (d. i. mit Decret ange-
ftelltes) Mitglied der HofbĂĽhne. Noch
ist einer anderen^ sowohl kĂĽnstlerisch als
humanistisch bedeutsamen Thätigkeit die-
ses Künstlers zu erwähnen, nämlich seiner
Vorlesungen, vornehmlich neuerer Dich-
terwerke. deren er bereits einige zur
UnterstĂĽtzung leidender und hilfededĂĽrf--
tiger Poeten, darunter eine fĂĽr den mitt-
lerweile verewigten Dichter Otto Lud»
wig gehalten hat. 3. bewährte stch als
ein genialer Vorleser, und nach Hol re i ,
der leider nicht mchr liest, als der
Einzige, der die Schönheiten der Dich-
tung mit dem ihr innewohnenden Zauber
wiederzugeben versteht.
Leu,i!i5ky's Repertoir. Vcr^ eichniĂź aller
van ihm im Burgthcatcr gespielten NoUen.
1858. 4. Mai: Franz Moor in „Die Räu<
ber" uon Schiller. — i8. Mai: CarloS
m „Clauigo" von Goethe. — 25. Mai:
Wurm in „Kabale und Lirbe" uon Schil«
l?r. — 4. Juni: Raoul in „Jungfrau von
Orleans" von Schiller. — 2a. -Juni:
Zanga in „Traum ein Leben" von Grill«
parzer — l. Juli: Mathias in „Sonn-
wendhof" von Mosenthal. — 27. Sep
tember: Medon in „Iphigenie auf Delphi"
von Halm. — 3. Octobcr: Chevalier
von I lo in „Die silberne Kapsel". —
<6. October: Cassius in „IuliuS Cäsar"
von Shakespeare. — 21. November:
Soldat in „Ahnfrau" uon Grillparzrr.
— 30. November: Don Juan in „Viel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon