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Lichtenftein Lichtenfteiner
äs mortuiZ. ^Pest'Ofner Zei tung lsäS.
Nr. 292: Brief aus Preßburg.)
Lichtenstein, die Fürsten, siehe:
Liechtenstein.
Lichtensteilier, Mcinrad (gelehrter
Benedict iner. geb. in der Vorstadt
Gumpendorf zu W i e n 48. Jänner
4739, gest. zu Wien 2. Mai 4834).
Sein alterer Bruder B e n e d i c t, damals
ein junger Priester, unterrichtete ihn in den
alten Sprachen und in der Philosophie.
Dabei verlegte er sich selbst mit großem
Eifer auf das Französische und, erst
17 Jahre alt. gab er: „Augustin Cal-
met's Abhandlung, in welcher der Vor-
zug der hebräischen Geschichte vor den
Geschichten aller übrigen Nationen be»
wiesen wird. Aus dem Französischen über»
setzt von Joseph Lichtensteiner" (Wien
1776, Rudolph Gräffer, 8«.) im Drucke
heraus. Der Name Joseph war fein
Taufname, den er erst nach seinem Ein»
tritte in's Kloster mit dem Namen Mein»
rad vertauschte. Der Titel dieser Schrift,
wie er in der „Oesterreichischen National»
Encyklopädie" angegeben wird: „Cal»
met's Abhandlung über das Alterthum
der Hebräer", ist ganz unrichtig. Gleich
seinem Bruder wählte er das Kloster-
leben und trat in den letzten Tagen des
October 1778 in das Stift zu den
Schotten in Wien, legte om 23. Jänner
1783 die Ordensgelübde ab und las cim
3. October d. I . die erste heilige Messe.
Seiner Lehrgeschicklicbkeit wegen wurde
er Katechet an der Schule der Stifts«
pfarre und versah durch zehn Jahre
diesen Posten. Während dieser Zeit
viel im persönlichen Verkehr mit her-
vorragenden Gelehrten, übersetzte er auf
deren Zureden Bonaventur« Racine's
Kirchengeschichte, welche in 20 Bänden
(in erster Auflage. Wien 1784—1789.
bei David Hörling, 8<>.), in dritter ver» besserte Auflage aber unter dem Titel:
„Herrn MtZ Aarine Kirchengeschichte uns dem
F'raiislMSchen iiberürht, nach t>rr neuen mit einigen
Anmerkungen nnd Ansätzen vermehrten Anklage"
(Wien 1790—1796, bei demselben Ver-
leger) erschien. L. ist auf dem Titelblatte
als Uebersetzer nicht genannt, wohl aber
auf der bei der dritten Auflage vor-
kommenden Vorrede als Ueberseher unter»
schrieben. Im Jahre 1793 wurde er
Cooporator in der Pfarre am Schotten«
feld und blieb es durch zwei Jahre;
dann erhielt er die zum Echottenstifte
gehörige Landpfarre Gaunersdorf. Von
1801 bis 1803 war er Pfarrer zu Hoe-
bersbmnn, später in der Nachbarpfarre
Martinsdorf, wo er, kundig der fran»
zösischen Sprache, in jener für Wien und
das ganze Land so traurige Epoche voll
Geistesgegenwart die friedlichen Woh«
nungen vor der Wuth des Feindes
rettete. Als im Jahre 1807 das ehe-
malige IesuiteN'Gynmafium von Sanct
Anna an daS Schottenstift übertragen
wurde, berief ihn sein Abt von der
Pfarre zur Präfectur des Gymnasiums,
der er bis an sein Lebensende vorstand.
In der Zwischenzeit war er zweimal,
1817 und 1823, Decan der philosophi«
schen Facultät, im Schuljahre 1823/26
Keotor iua^niüoii8 der Universität und
seit 1820 Vicedirector der Gymnasial-
studien in Niedcrösterreich. Außer obiger
Uebersetzung der Kirchengeschichte erschien
von ihm noch im Drucke: „VcrnlMNiigrn
beim AnZImlche des gegenwärtigen Nrieges.
Gine Predigt, gelMrn bey Gelegenheit des
zweiten MMestes, ü«53 durch das Anfgenolh das
Vaterland izt gereitet ruarden" (Wien 1799.
Anton Pichler, 4".), auch wird ihm die
Schrift: „Nie Pflichten dr2 Priesters. Her-
llN5grgeuen uon (thribtaph Nenge l " (Wien
1782, 8".) zugeschrieben, da man auf
der inneren Seite des Umschlages eines
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon