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Liechtenstein 114 Liechtenstein
nuel, der Stammhalter, schon ein volles
Jahr im Tode vorangegangen, erbte Ema<
nuel's Sohn Franz Joseph die Fürsten«
ttmmer und das Majorat, und wurde Stifter
der soqenannten älteren Linie, wie sein Bruder
Kar l Vorromäus Joseph jener der jün-
geren (Arummiuer) Linie wurde, welche beide
noch zur Stunde fortblühen.
Das ?sIixH.u,Ltri2.Xv. bs bat auch bei
den Liechtenstein einen Nachhall gefunden.
Durcb Heirath gedieh das Erbe vonWa llsee
und Capell an Liechtenstein; letzteres,
indem sich Margareth und Dorothea, die
Erbtöckter Eberhard's, des Letzten aus dem
uralten Hause von Cavellen, mit den Brü«
dern Hanns und Hartneid von 3 vermalten
und ihnen die schönen Capellischen Ritterlehen
Steiercck und Reichenstein zubrachten. Durch
fünf Vermälungen gewannen die 3i echten»
steine das ansehnliche Erbe der mit Johann
Ladislaus (gestorben zu Seefeld am 9. De.
cember 1394) erloschenen Kuen r inge,
deren Wappen ihnen auch Kaiser Ferdi-
nand I I . verlieh. Die Brüder Maximi l ian
und Kar l aber vermalten sich mit Anna und
Tlalharina, den Erbtöchtern der 5zcmöcra von
Vaskowitz. die mit Johann Szemdera
von Boskowitz (30. April 1397) erloschen,
und erbten Wappen, reiches Gut, namentlich
die lange unberührt gebliebene Schatzkammer
derVoskowitz. die als die eigentliche Quelle
des ungemeinen Geldreichthums Karl 's, des
ersten Fürsien Liechtenstein, bezeichnet
wird. Durch die Frauen traten aber die
Liechtenstein auch in nahe Verwandtschaft
mit den ersten Fürstenhäusern Europa's.
Schon der Murauer Niklas von Liechten-
stein war. wie aus einem im Murauer
Archive aufbewahrten Briefe.- „geben zu Zilli
am Sonntag vor St. Johannen zu Sonnen-
wenden 145U. mit welchem Friedrich Graf
von Cilly, Ortenburg und Segor seinem
Oheim Niklas von Liechtenstein die
Schlösser Grafschaft Sternberg in Kärnthen
und Weißenfels in Kram vermacht" erhellet,
mit dem Grafen von Ci l l i verwandt und
die daraus hervorgehende Verwandtschaft und
Versckwägerung der Liechtensteine mit
dem Luxemburgischen Kaiserhause bedarf kei<
nes besonderen Nachweises. Durch die Hei«
rath des Freiherrn Hartmann von 3. mit
Marianne, Tochter des Grafen Ulrich aus
dem bayerischen Zweige der Grafen Vrlenliurg
vom rheinischen Stammhaus? Sponheim
ist, wie Hormayr bemerkt, aus Stammtafeln — ohne zu genealogischen Schmeichelkünsten
greifen zu müssen — der Nachweis gegeben,
daß durch diese Ortendurgerin salisches. hohen»
stcmffisckes und welsisckes Blut in den Adern
der Li echten steine walle, der vielseitigen
Verbindungen durch H o henl ohe» Oettin»
gen, Löwen stein und Holstein gar nicht
zu gedenken. — Was die Würden, Erb-
ämter und allmäligen Standes erhöh un-
gen des Fürstenhauses betrifft, so sind die
letzteren aus der dieser genealogischen Darstel-
lung am Scklusse, S. N6. beigefügten Ueber-
sicht der handschriftlichen Quellen, welche mit
dem Iabre 1605, beginnen und bis auf unsere
Tage (1823) fortgeführt werden, am leichte,
steu ersichtlich. wl.'ßbüld auch zur Vermeidung
von Wiederholungen zunächst darauf hinge-
wiesen wird. Was die einzelnen von den 3.
bekleideten Erbämter betrifft, so kennen schon
das steiriscke Archiv D i tmar als Erbkäm-
merer, und das österreichische auf das Jahr
1204 als Landmarschall; thatsächlich führte
auch bei Kaiser Friedrich's IV. (III.) Leiche
der achtzigjährige Nik las, als Malschall.
Kärnthens Hauvlbanner, und seine Vettern
Andreas und Rudolph als steiriscke Erd-
kämmcrer das Trauerpferd. Aber mit dem
Tode Sigismund's. des Letzten von der
stririscken Linie, gedieh das kärntbnerische
Marschallamt an die Grafen von Wagens»
derg. das Erbtammeraint in Steier abcr an
die Fürsten oon (5ggenberg, und als diese
ausstarben, an die Grafen von Wilden»
stein. In neuester Zeit wieder wurde den
Cbefs der beiden noch blühenden Linien, und
zwar dem regierenden Fürsten Johann und
dem (im April 186.1 verstorbenen) Fürsten und
Odecstbofmeister Ka rl mit Allerd. Handschrei»
ben vom 18 April !8lii die erbliche Reichs»
ratdswürde des Herrenhauses verliehen, Was
diese Würde nach der im September 1863
erfolgten Sistirung des österreichischen Reichs«
rathes — welche Sistirung später als mit voll-
ständiger Auflösung gleichbedeutend erläutert
wurde — noch zu bedeuten habe. ist nicht zu
bestimmen. — Der blendendste Glanz dieses
Hauses rührt von der fast sprichwörtlich gewor»
denen Tapferkeil seiner Abkömmlinge her, die
sich vom Urahn bis auf den jüngsten Enkel
vererbt. Wenn wir mit den Ritterfahrten deS
Minnesängers Ulrich beginnen, der in vielen
Turnieren luehrece hundert Lanzen zersplittert,
ohne, wie er von sich selbst singt, der böseste,
aber auch nicht der beste gewesen zu sein. so
stellt sich die ganze Geschichte dieses Geschlech»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon