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Liechtenstein Liechtenstein
teS bis auf die Gegenwart als eine förmlich,
Tvopöe dar. Wir erinnern nur an den stei>
rischen Landeshauptmann Ot to . den Anfüh«
rer der Steirer in der Marchfeldschlacht; an
Heinrich von Liechtenstein von der mäh»
rischen Linie, der wider die heidnischen Preu
ßen focht; Blut und Flammen bezeichneten
feinen ehernen Tritt in den Gauen dieser
heute wie damals wort' und bundesbrüchigen
Götzendiener. Wie sein Neffe Otto die Stei<
rer, so führte Heinrich die Oesterreicher in
der Marchfeldschlacht gegen den von seinem
Ehrgeize geblendeten Ottvcar. nahm aus
des sinkenden Conrad von Haslau Hand
das blutige Banner Oesterreichs und rettete
durch eine Kriegslist den Sieg und die Ehre
des Tages für Rudolph von Habsburg.
Christoph ist einer der leuchtendsten Sterne
des Ritterthums, dem ein Bertrand von
Guesclin und ein fremder König als seinem
Retter gehuldigt; Hartneid 3. focht gegen
den Böhmenkönig Johann; ein Johann
L, soll mit Herzog Leupold gegen die
Schweizer gekämpft und bei Semvach (9, Juli
1386) den Heldentod gefunden haben. Welch
eine Rolle spielt Matthäus, im Volks«
munde „der Schwarzkünstler" genannt, in
jenen Tagen des blühenden Naubritterthums!
Heinrich den Hinkenden störte sein Leiden
nicht, als des Ladislaus PostHumus
Feldhauptmaiin die Stadt Sleyer zu belagern
und sie endlich zu nehmen. Die beiden Brüder
Kar l und Maximi l ian kämpften gegen
die rebellischen Bauern Oesterreichs, gegen die
aufständischen Barone in Böhmen und Mäh»
ven. gegen die Türken und die verschiedenen
Parteigänger in Ungarn, wie Bocskay,
Bethlen Gabor; zwei Phi l ippe uer<
Kren daS Leben in der Schlacht: Ph i l ipp
Erasmus in Italien an der Spitze einer
Handvoll Tapferer, den Uebergang des öster»
reichischen Heeres über die Bormida (13. Jän-
ner 1704) deckend; Phi l ipp Joseph ein
halbes Jahrhundert später vor Prag (7. Mai
t757); der Felomarschall Joseph Wen-
zel erkämpft, krank auf dem Pferde sitzend
und commandirend. den herrlichen Sieg
bei Piacenza (l6. Juli l?46) wider die
Vereinten Spanier und Franzosen; und
w der Frist eines Jahrhunderts, durch
welches der Maria TheresieN'Orden besteht,
haben nicht weniger denn sechs Liechten«
steine sein von keinem anderen Orden über»
ttossenes Ehrenzeichen getragen, nämlich die
Fürsten Alois, Franz, Friedrich, Io< bann, Moriz und Wenzel, und einer von
ibnen, A lo is , erwarb zwei, ein anderer, der
Fürst Johann, sogar alle drei Grade des
OrdenS! Viele Regimenter der kaiserlichen
Armee trugen und tragen mit Stolz — bis
in die Gegenwart — den Namen dieses er<
tauchten Geschlechtes: so die Infanterie-Regi.
menter Nr. 5, 12, 36, die Huszaren«Regimen»
ter Nr. 7. 9.13. das UhlanewRegiment Nr. 3.
das Chevaurlegers'Regimenr Nr. l (jetzt Uhla»
nen Nr. 6) und das Aürasfier»Regiment Nr. 6.
Bekannt ist auch der Empfang der siechten«
steiwHuszaren, als sie in neuester Zeit im
Kampfe für Schleswiss,Holstein gegen Däne-
mark den^Glanz ihres Namens bewährten,
und das von einem Unbekannten gedichtete
Lied.- Ihr Liechtensteiner Reiter,
Ihr Mannen, kühn und frei,
Ihr kaiserlichen Streiter,
Willkommen an der Schlei,
die Runde durch ganz Deutschland machte.
— Auch in der Staatstun st hat dieses
Haus seine Meister auszuweisen, wir erin«
nern nur an Otto (IV.). Rudolph's
des Weisen rechte Hand in den VerHand»
lungen und Bündnissen mit Ungarn und
Polen; an Johann, den „gewaltigen
Hofmeister", den (Künstling zweier Fürsten,
des Bähtnenkönigs und des österreichischen
Herzogs, welch letzterer freilich du-rch Ränke-
macher aufgestachelt, ihm später schwere Unbill
zufügte; an Heinrich L., der von Kaiser
Rudolph I I . als außerordentlicher Botschaf'
ter nach Constantinopel gesendet wurde; an
Kar l , den Vorstand des Untersuchungs« und
Strafgerichtes wider die Rebellen in Prag;
an Anton Flor ian L.. den Erzieher Kaiser
Karl 's VI.. früher Botschafter in Rom und
London, und an Joseph Wenzel, den
Botschafter am Tuilerienhofe. Alle diese, wie
überhaupt jeden regierenden Fürsten des Hau«
ses, schmückte das goldene Vließ. — Unter den
Namen der Kirche erscheint iener der Liech.
tenstein eigentlich nur einmal, aber voll
Glanz, u.z. in Georg von L.. dem berühmten
Trienter Bischof, einem der einflußreichsten Prä»
laten des Constanzer Concils. Nohl wurde
der frühere General Maximi l ian Fürst L.,
Karl'S und <Vundaker's Bruder, in seinem
späteren Alter Mönch, doch hat er als solcher
k»ine Bedeutung uno ein anderer, der Fürst
Wenzel, der bereits Domherr zu Cöln und
Salzburg roar, vertauschte den Chorrock mit
dem Schwerte, als der Fcankentaiser Oesrer-
reich und Deutschland zu vergewaltigen drohte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon