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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Seite - 135 -
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Liechtenstein 138 Liechtenstein Geschichte der Stiftungen, Erziehungs» und Unterrichtsanstalten in Wien u. s. w. (Wien 1803, kl. S".) S. 383 u. 46l.) — 58. Ulrich von L. (geb. um 1200, gest. 26. Jänner l276), ein berühmter Kampfheld und Minne- fänger. Sohn Ditmar'S (II.) ss. d. S. 121, Nr. 11), des ersten Erbkämmerers im Lande zu Steier und Ahnherr der steirischen Stamm» tinieLiechtensteiN'Murau. Ulrich, über dessen Leben seine eigenen Dichtungen den besten Aufschluß geben, gehört den lieblichsten Minne« und Meistersängern seiner Zeit an, wenn er nicht gar der Erste von Allen ge- nannt zu werden verdient. Sein von Tieck herausgegebener „Frauendienst" ist eine wahre Perle alter deutscher Dichtung und eine reiche Fundgrude culturhistorischer Zustände seiner Zeit. In seinem zweien großen Gedichte: „Itwitz oder der Frauen Puech" (Frauen» buch), das nicht weniger drnn 2112 Verse zählt, schildert er in einem Gespräch zwischen Ritter und Dame die unter den Männern und Frauen eingenistete Perderbniß der Sitten. Das Gedicht: „Frauendienst", aber enthält die Geschichte seines eigenen Lebens von 1211 bis 1233; wir erfahren daraus, daß er Edel» knecht bei Herzog Heinrich von Mödl ing gewesen. Nach dem Tode seines Vaters kehrte er in seine Heimat zurück und nun begann er ein Wanderleben, indem er drei Jahre umher ritt und iurnierte in Knechtes Weis', um es zu erlernen. Bei Gelegenheit des pracht» vollen Beilagers Agnesens, Tochter des Babenbergers Leopold VII., mit Bern- hard von Sachsen im Jahre 1222, erhielt Ulrich den Ritterschlag. Zwölf Turniere be» stand er noch in diesem Sommer. Eine Liede, die er aus seiner Knabenzeit noch im Herzen trug, war noch nicht erloschen und durch Vermittlung seiner Muhme (Niftel, wie er sie nennt) sucht er sich seiner Herzensoame zu nähern. Forschungen weisen dahin, daß vermuthlich Beatr ix, Erbtochter Otto's I I . , Pfalzgrafen von Burgund, und Enkelin Kai« jer Friedrich's Barbarossa — 12U8 von ihrem Oheim K. Phi l ipp dem Staufer — dem Herzog von Andechs<Meran,OttoI., vermalt — diese tiefe Leidenschaft dem Herzen Ulrich's eingeflößt habe. Die durch seine Niftel der spröden Herrin gebrachten Liebes» verse Ulrich'S blieben ohne Erfolg; ja eine Hindeutung auf seinen „ungefüge stehenden" Mund machte ihn besonders trostlos und brachte ihn zu dem verzweifelten Entschlüsse, slch den Mund „schneiden" lassen, was auch ein Wundermann in Gratz ausführte. Nack« dem er diese leidensvolle Operation und viele Schmerzen — da er mit dem verschnittenen Munde nichts genießen konnte — überstan» den, besucht er seine Muhme, und aus einem Briefe seiner Herrin an die Muhme erfährt er, „daß sie ihn gerne sehen würde, um seinen Mund, wie der ihm steh und um nichts anders". Er begibt sich wohl an Ort und Stelle, bringt auch seine Verslein mit. aber zieht ohne besseren Erfolg wieder von dannen. In den Jahren 1223 oder 1226 er» scheint Ulrich auf dem Turnier zu Friesach, das gelegentlich der Aussöhnung Herzogs Bernhard von Kärnthen mit Markgraf Heinrich von Istr ien stattfand. Im Waf< fenspiele verflicht Ulrich mehr als hundert Speere und war doch — wie er selbst gesteht — da nicht der Beste und auch nicht der Böseste. Die Kälte seiner Herrin drängt ihn zu neuen ritterlichen Thaten, und er turniert zu Kibenz (Koben; bei Seckau ir. Steiemiark). zu Trieft, zu Brixen, wo ihm ein Finger ausgestochen und schlecht geheilt wird, Finger, Herz und Hoffnung auf Minnelohn verschlimmern sich. Er reitet nun nach Nom, wo er zwei Monate zubringt und kehrt wieder heim (1227). Als seine „Herrin" dem Boten Ulrich's vorhält, Ulrich habe sie belogen, denn er habe ja noch den Finger, den er wum sie verloren zu haben vorgebe, wenn er auch krumm geworden, wird der Dichter dahin gebracht, diesen fatalen Finger an der rechten Hand sich abschlagen zu lassen und ihn mit einem Büchlein von Versen seiner Herrin zu senden! Die Dame ist nicht wenig darüber entsetzt und ruft ganz verständig aus: „O weh, das ist eine große Gesckicht. die Dummheit hätte ich ihm nichi zugetraut, daß je ein verständiger Mann so rvas thu7. kann"! Aber den Finger behielt sie doch in ihrer Lade. Im Winter 1227/28 reiste Ulr iä, nach Venedig und rüstete sich hier zu seiner abenteuerlichen Fahrt als „Frau Venus" mit glänzender Damengarderobe und Begleitung, Diese abenteuerliche Fahrt von Venedig bis Feldsberg in Mähren wird nun ganz weit' läufig beschrieben und hat thatsächlich nickt geringen culturgeschichtlichen Werth. Ganz eigen erscheint darin die Episode eines Stell« dicheins bei seiner Herrin, die er niit seinem leidenschaftlichen Verlangen die Seine nennen möchte. Achtzehn Jahre später nach der eben erwähnten Venusfahrt, 1246, unternahm er eine zweite, unter der Maske des fabelhaften
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Leon-Lomeni, Band 15
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Leon-Lomeni
Band
15
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
499
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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