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Liechtenstein Liechtenstein
besindet, zählt an 60000 Bände. Sie ist
Privatbibliothek und zuc Benützung des Pu«
blicums nicht geöffnet. Sie enthält viele söge«
nannte erste Drucke (Incunabeln). ist reich
in den Ausgaben der classischen Autoren in
Geschickte, Kunst und Kriegskunst. Unter
den Seltenheiten ist ein unter der Leitung
des briühmten Anatomen und Physiologen
Bartt?, r>on dem vortrefflichen Zeichner
und Augenarzt Beer in Minwtur gemaltes
Werk, welches die ganze Anatomie umfaßt.
Auch sin5 zahl't'iche kleine und große Prackt»
ausgaben von Didot. Bodoni und an-
deren berühmten Buchdruckern. Prachtwelke
zur Naturgeschichte, viele der sogenannten
UU5L2., als HluLeum I?1orsiiiiliuiu, ?io-01k-
uieutiliulli u, s. w. , vorhanden. — Die
Minera l ien-Sammlung enthält die von
dem Fürsten AIois um 30.000 st. angekaufte
Sammlung des Grafen Kolowrat und
dann eine große Menge von dem Fürsten
selbst auf einer Reise nach Italien gesammelte
Fossilien, Längere Zeit stand di>se werth'
volle, an prächtigen Malachiten, reichen Gold-
erzen, dunklen Rothgolderzen aus Joachims
thal und Hüttenberger Eisensteinen reiche
Sammlung unter der Aufsicht des berühm«
ten Mineralogen Mohs. Zugleich mit der
Mineralien'Sammlung — und lxide im
fürstlichen Palais in der Herrengasse — ist eine
Conchylien^ Sammlung aufgestellt. Die Be«
sichtigung d».r naturwissenschaftlichen Scnnm«
lungen findet nur gegen besondere Erlaubniß
Statt.
V. Zie Familiengruft der Liechtenstein. Die
Liechtenstein besaßen im Laufe der Zei»
ten verschiedene Familiengrüfte. die eigent«
liche ist jedoch die zu Wranau in Mähren,
von Maximi l ian Fürst L. im Jahre 1633
gestiftet und von dein Fürsten Johann in
unseren Tagen (1819—1822) erneuert. Sonst
finden stch die Ruhestätten der L i echten»
steine stark zerstreut; so ist ein Di tmar
von 3., der zu Ottocar's Zeiten gelebt,
in Heiligenkreuz begraben; eine größere
Reihe der Ahnen liegt in der von Otto
dem Aeltereu und seinen Söhnen Rudolph
und Otto dem Jüngeren, zu Murau in
Steiermark um 1500—1311 erbauten Erb»
gruft; die Aebtissin Barbara liegt im Non»
nenkloster zu Goeß beigesetzt; später — zu
Ende des 14. Jahrhunderts — besaßen die
Liechtensteine wieder eine Erdgruft bei
Mar ia 'St iegen in Wien „zu der chappeln
unser Frawn auf den Stetten", wo der be- rühmte Hanns L., „der gewaltige Hofmei»
ster', der dahin auch eine ansehnliche Stif«
tung gemacht, und dann der zweite Hanns
oder Johann, der wüste Gemal der unglück»
lichen Bertha von Rosenberg, die als
„weiße Frau" noch beut zu Tage. wenn
wichtige Vorfälle in der Familie oder bei
den mit ihr verwandten Fürftenböfen ein-
treten sollen, sich zeigt, beigesetzt ruhen. Sie
selbst, „die weiße Frau", ruht seit April
1476 bei den Schotten zu Wien. Wieder
andere, wie Heinrich der Hinkende (gest.
1456). ruht zu Feldsberg in Mähren, sein
Sohn Georg (gest. 1348) bei den Michae»
lern zu Wien. Die heutige fürstliche Fami«
liengruft zu Wranau ließ Fürst Johann er-
bauen. Wranau, ein Dorf, drei und eine halbe
Stunde WNW. oon Brunn gelegen, besaß bis
zum Jahre 1784 ein Paulanerkloster, welches
nun zur Pfarre eingerichtet ist. Unter der Kirche
besindet sich die von dem Fürsten Johann
(1819—1822) neu angelegte Familiengruft,
welche von der älteren unter dem Hochaltare
befindlichen durch ein künstliches Eisengitter
abgeschlossen ist. Der Eingang zur Gruft ist
mit sinnigen Bildhauerarbeiten, darunter zwei
Figuren: „Die Trennung" und „Das Wieder»
sehen", von Klieber, geschmückt. Wolny
in seiner „Topographie Mährens" zählt
27 Glieder der älteren fürstlichen Familie
— darunter der berühmte Feldmarschall I o»
seph Wenzel— auf, welche daselbst ruhen.
Noch ruht ein Schwiegersohn des Fürsten
Johann, der am 19. October 163s zu
Brunn verstorbene k. k. General'Major Vin«
ceng Graf Eßterhäzy, in dieser Gruft.
Eine ausführlichere Beschreibung und Abbil«
düng im Holzschnitt von I . Iaresch ent»
hält die „Allgemeine Theater.Zeitung" von
A. Bäuerle, im 2-z. Jahrgange (1835).
Nr. 14.
VI. Das Wappen der Fürsten Liechtenstein.
Das Wappen, wie es bereits der Kampfheld
und Sänger Ulrich von Liechtenstein
beschreibt, ist „ein weißes Schild und
zwei schwarze Bar, schief nach dem
Schwerdt zu Thal". Dieses heraldisch
ausgedrückt: zwei von der rechten zur linken
schräg laufende schwarze Querbalken im filber<
nen Felde. Jetzt find diese Querbalken nicht
mehr schräg, sondern theilen den Liechten»
steinischen Herz» und Mittelschild gerade
in Gold und Noth. Allem Anscheine nach
aber haben die verschiedenen Linien meist die
Stellung und wohl auch die Farben mit»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon