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Jahre 4787 war der Fürst Major beim
Dragoner'Regimente Harrach. 1788. im
Türkenkriege, bei der Hauptarmee stehend
zeichnete er sich vor Belgrad unter den
Augen des Kaisers durch mehrere kühn
Reiterangriffe dergestalt ans, daß ihn
der Kaiser zum Oberstlieutenant der alten
Pappenheimer, damals Kinsky.Chevaup
legers, ernannte. Als die Türken gegen
das Ende deS Krieges das österreichische
Belagerungscorps vorCzettin in einer stur-
mischen Nacht übersielen, um die Festung
zu entsetzen, schwang sich der Fürst auf
ein ungesatteltes Pferd, stellte sich, da der
Oberst gerade abwesend war, an die
Spitze des Regiments und warf sich mit
solchem Ungestüm auf den mit Wuth
angreifenden Feind, daß dieser in wilder
Flucht seine Rettung suchte und keine
weitere Störung der Belagerung unter«
nahm. Bei der Erstürmung von Czettin,
am 20. Juli 1790. erstiegen der Fürst
Johann und Ignaz Graf Gyulay
>M. VI, S. 77). die Ersten, die Mauer.
Der Fürst wurde für sein ausgezeichnetes
Verhalten in der 23. Promotion (vom
49. December 1790) zum Ritter des
Maria Theresim«Ordens ernannt und
bald darauszumObersten befördert. Nach
beendetem türkischen Kriege kam der Fürst
zur Armee in den Niederlanden. Hier
folgte eine glänzende Waffenthat der
andern, jene bei ^.vssnkL 1s 3eo am
12. September 1793, auch das Reiter-
gefecht von Bouchain genannt, über»
strahlt alle. Der Fürst stand mit seinem
Dragoner»Regimente und mit 3 Com«
pagnien des O'Donnell'schen Freicorps
auf Vorposten, als der Feind in zwei
Colonnen, 6009 Mann Infanterie, zwei
Reiterregimenter und 22 Geschütze stark,
aus den Festungen Bouchain und Carn«
bray herankam. Erst brachte der Fürst
durch rasches Vorrücken einiger Schwa« ^ dronen die feindliche Kavallerie in Un-
ordnung und endlich zur Flucht. Die von
ihrer Cavallerie verlassene französische
Infanterie formirte nun, von den Unse»
rm gedrangt, ein großes und ein kleines
Quarre. Der Fürst, zuerst seine Reiter,
um einen ordentlichen Anlauf zu gewin.
nen, in's Weite sprengend, stürzte, der
Erste, von vorne in das Ouarrö der
verblüfften Infanterie, während General
Bel legardein die Rechte und zwei
Schwadronen Royal'Allemand in die
linke Flanke einfielen. DaS Quarre war
gesprengt, und was im blutigen Kampfe
entkam, wurde bis unter die Kanonen
von Bouchain gejagt. Ueber 2000 Mann
wurden gefangen, ebenso viel deckten das
Schlachtfeld, und 3 Fahnen, 18 Kanonen.
2 Haubitzen, an 3000 Gewehre u.dgl. m.
wurden erbeutet. Das Regiment, welches
der Fürst zu dieser in der Kriegsgeschichte
ohne Gleichen stehenden Waffenthat ge-
führt, erhielt allein 24 Tapftrkeits-Me.
daillen. Im folgenden Jahre vollführte
er an der Spitze desselben Regiments
einen Angriff auf das feindliche3ager bei
Maubeuge, welcher so sehr die Bewunde»
rung seiner Waffengefährten und aller,
welche sie hörten, erregte, daß er überall,
wo er sich zeigte, mit jauchzendem Zuruf
begrüßt wurde. Am 12. Juni d. I . de-
orderte ihn der Monarch zum General-
Major; der Fürst zählte damals 34 Jahre
und hatte sich seine verschiedenen Beföc.
derungsn insgesammt durch Waffmthaten
erkämpft. Ist auch aus dem Bisherigen
die unvergleichliche Bravour des Fürsten
ersichtlich, so ist doch noch folgender Hand-
streich bemerkenswerth. Im genannten
Jahre ritt der Fürst eines Tages bei her-
nbrechender Dämmerung, von einer ein-
igen Ordonnanz begleitet, auf Recogno-
cirung. Plötzlich, wie er am Saume einer
ziemlich ausgedehnten Waldung ange-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon