Seite - 167 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Bild der Seite - 167 -
Text der Seite - 167 -
Liechtenstein 167 Liechtenstein
tags erschien unter entsetzlichem Kriegs«
geschrei eine mehrere Tausende zählende
Masse von Kämpfern aller Art vor der
Festung, siel in das kaiserliche Lager von
verschiedenen Seiten ein, schwamm zum
Theile durch die Unna, besetzte zum
Theile, um sich den Rückzug zu sichern,
verschiedene Puncte. Wohl fuhr das Ge-
schütz der Belagerer fort zu feuern, aber
die reißende Schnelligkeit, mit welcher die
Bosnier und Tataren der Festung zu.
eilten und in scheinbar ordnungslosen
Haufen überall durchbrachen, verringerte
sehr die Wirkung des Geschützes, auch
hatte sich eine größere Abtheilung der
Feinde so aufgestellt, daß man alsbald
ihren Angriff gewärtigen mußte. Der
Kampf von allen Seiten war ein hitziger,
der Fürst selbst war einen Augenblick in
der Gefahr, von den Bosniern, nachdem
diese eine der aufgestellten Huszaren«
Schwadronen durchbrochen und ihn um>
rungen hatten, gefangen zu werden. Nur
die Umsicht des Obersten Ie l la6 i6 , der
ihn noch rechtzeitig in das Quarrs des
2. Banal-Regiments ^aufnahm, und mit
demselben gegen die Lanzen der anspren»
genden feindlichen Reiter unerschütterlich
Stand hielt, bewirkte des Fürsten Net.
tung. Eine Abtheilung der Feinde hatte
sich mit Uebermacht auf unsere Bresch»
batterie geworfen, dieselbe erobert und
die Besatzung vernichtet. Da gewahrte
General-Major Schlaun. der an Stelle
des schwerverwundeten Grafen Khuen
das Commando in den Laufgräben über«
nommen hatte, wie dieserHaufe nunmehr
beschäftigt war, die Festung mit Lebens»
mitteln, Munition und neuen Kämpfern
zu versorgen. Rasch mit einer Abtheilung
von Preiß'Infanterie und einigen Zügen
Croaten drang er im Sturm mit gefälltem
Bajonnete auf denselben ein, hieb Alles,
was sich zurWehr setzte, nieder und hatte so die Batterie zurückerobert. Die Türken,
von diesem unvermutheten Angriffe über»
rascht, ergriffen die Flucht und das Ge«
fecht, daS bisher mehr als zweifelhaft
geschienen, war in kurzer Zeit zu Gun-
sten der Unseren entschieden. Den Tag
über blieb AlleS noch kampfbereit unter
Waffen, und die Einnahme von Dubitza
ien nur auf kurze Zeit verzögert
zu sein. Aber noch am nämlichen Tage
brachte ein Officier von Alt'GradiSca
die Nachricht, daß ein 10.000 Mann
starkes Corps Türken von Berbir her im
Anzüge sei. Auch kamen den Tag über
noch Nachrichten von anderen feindlichen
Zuzügen von verschiedenen Seiten. Die
Stärke der überdieß durch große und
andauernde Strapazen erschöpften Be.
lagerungstruppen war einer solchen feind-
lichen Uebermacht nicht gewachsen, es
mußte also vorderhand der ganze An«
griffsplan geändert, die Belagerung Du»
bitza's zunächst aufgegeben und eine neue
Stellung genommen werden, die den
Feind hinderte, etwas Erfolgreiches zu
unternehmen. Jedoch gab derFürst seinen
Plan der Einnahme von Dubitza nicht
auf und traf alle Voranstalten, die auch
den späteren Fall der Festung unter
seinem Nachfolger ermöglichten. Denn er
selbst war in Folge seiner rastlosen Thä»
tigkeit schwer erkrankt, hatte anfänglich
Heilung in Petrinia gesucht, wo sich daS
Leiden aber so verschlimmerte, daß er nach
Wien gebracht werden mußte, wo er auch
nach mehrmonatlichem schweren Siech-
thum demselben erlag. Der Fürst zählte
zu den Lieblingen des Kaisers Joseph I I . .
der ihn in den engeren Kreis seiner ver>
traulichen Umgebungen zog. Ueber seine
militärische Tüchtigkeit gibt Prinz De
Ligne in seinen Memoiren über den
bayerischen Erbfolgekrieg ein kurzes aber
ehrenvolles Zeugniß:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon