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Grundlage erhielten, sondern ihm über
die sinanciellen Kräfte, die politischen,
ökonomischen und statistischen Verhältnisse
des Kaiserstaates interessante Aufschlüsse
und Gelegenheit zu Parallelen mit an»
deren Staaten boten. So kam der von
ihm längst gehegte Entschluß, ein nach
dieser Richtung arbeitendes Institut zu
begründen, endlich zur Reife, und wurde
im Jahre 1790 von ihm das kosmo-
graphische Institut in Wien in's Leben
gerufen. Es wird hier auf die wichtige,
ganz vergessene und umfassende ge-
schichtliche Darstellung in den „Annalen"
sfiehe die nähere Angabe in den Quellens
hingewiesen. Dieses Institut bestand auS
einer kleinen Gesellschaft von Wissenschaft«
lichen. gleiche Zwecke verfolgenden Man-
nern, welche, sich ihrer Aufgabe bewußt,
mit Eifer und Sachkenntniß an deren
Lösung oder Entwickelung arbeiteten.
Aber die damaligen Zeitverhältnisse
waren einem Unternehmen, das mehr als
j^des andere der Segnungen und fördern»
den Ruhe des Friedens bedarf, nickt
günstig. Sieben Jahre hielt es L. mit
allem Aufgebot seiner Kräfte aufrecht, im
Jahre 479? löste es sich wieder auf,
jedoch wurde von 3. die Idee, in der
begonnenen Richtung fortzufahren, nicht
aufgegeben. Vielmehr arbeitete er nun
selbst fort, nahm fähige Leute auf und
setzte das Begonnene mit eigenen Mitteln
fort. So unternahm er selbst im Jahre
4797 eine trigonometrische Aufnahme
des Landes ob der Enns, wobei er viele
der früheren Grundausmessungen berich-
tigte und sicherstellte und eine Menge der
den allgemeinen Verbindlichkeiten ent-
zogenen und verheimlichten Gründe ent-
deckte. Wesentliche Dienste für das ge-
meine Wohl leistete er zur Zeit der fran-
zösischen Invasion im Jahre 4809. Einen
Antrag, in französische Dienste zu treten und die Direction des statistischen Bu.
reaus in Paris zu übernehmen, lehnte
er auf das Bestimmteste ab, obgleich er
sich eben damals in drückenden Verhält«
niffen befand. Seine still genährten Hoff<
nungen schienen sich im Vaterlande ver»
wirklichen zu wollen, da nämlich Minister
GrafO'Donnel ein statistisches Bureau
in Wien zu errichten beabsichtigte und den
durch seine Leistungen- bereits bewährten
Freiherrn von 3. mit der Ausarbeitung
eines Planes betraute; aber der plötz«
liche Tod des Ministers vereitelte das
ganze Project. Darauf schritt 3. für seine
Person um Genehmigung zur Errichtung
eines solchen Institutes ein, konnte aber
diese, die spater erfolgte, nicht länger
abwarten, sondern mußte zu Ende des
Jahres 1849 nach Dresden und von
dort zu den Verwandten seiner Frau in
Preußisch-Schlesien reisen. Das Motiv
dieser plötzlichen Reise, von welcher er
nicht mehr nach Oesterreich zurückkehrte,
ist nicht aufgeklärt. Man hat zerrüt>
tete Vermögensverhältniffe, richtiger
aber tiefe Mißstimmung über so viele
vereitelte Pläne und gänzliche Nicht«
berücksichtigung von maßgebender Seite,
nachdem er doch dem Allgemeinen große,
persönliche Opfer dargebracht, angege«
ben. I n Preußisch»Schlesien lebte er
ausschließlich seinem schriftstellerischen Be>
rufe und erwarb sich um die Einführung
des Seidenbaues große Verdienste. Aber
die Aufopferung seines Vermögens im
Dienste seines eigentlichen Vaterlandes,
ohne seine Zwecke erreicht zu haben, über»
mäßige geistige Anstrengungen — so
z. B. genoß er täglich kaum vier Stun»
den Schlaf — und manche schwere
Schläge des Schicksals, hatten endlich
seine physischen Kräfte erschöpft und nach
zweijähriger Krankheit, die ihm in der
letzten Zeit sogar sein Denkvermögen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon