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183 Liharirk.
aber vor den großen Nachtheilen warnte,
welche die in seiner Gegenwart zu wieder«
holten Malen mißlungenen Stamme!»
Operationen mit sich geführt hatten.
Nachdem seine Bemühungen, eine Assi.
ftentenstelle an der Wiener geburtshilf.
lichen Klinik zu erlangen, erfolglos ge«
blieben waren, trat er an die Seite des
seinerzeit sehr gesuchten Geburtshelfers
Dr. Hussian und wurde 1844 durch
seinen Schwiegervater Dr. Göh, einen
ausgezeichneten Kinderarzt, in die Praxis
der Kinderkrankheiten eingeführt. Hier
übernahm er die Führung der von
Dr. Gölis gegründeten ersten Kinder-
Krankenanstalt und jenes Impf'Insti-
tutes, welches, als das erste in Oester»
reich, von Göl is im Jahre 1800 mit
dem von Ienner aus London erhal-
tenen genuinen Impfstoffe begründet
worden war. In diesem umfangreichen
Wirkungskreise, der durch eine stets
wachsende Praxis außer dem Hause noch
bedeutend erweitert wurde, hatten nun
im Laufe der Zeit mehr als 30.000 Be-
obachtungen ihm die subjective Ueber»
zeugung verschafft, daß das Größen-
Verhältniß der Lunge zur Ge«
samm tmenge des im Körper cir>
culirenden Blutes den wesent«
lichsten Factor zur Bestimmung
der körper l ichen Tücht igke i t
eines Indiv iduums begründe.
Diese aus der übersichtlichen Abschätzung
des Brustkorbes und des ganzen Körpers
entstandene Ueberzeugung brachte ihn zu
dem Entschlüsse, sie durch genaue Meffun»
gen bestimmter Körpertheile objectiv,
d. i. durch die Ziffer festzustellen und
so allgemeingilt ig zu machen. Die
Resultate dieser Forschung, deren feste
Grundlage 3000 an Individuen jeden
AlterS und Geschlechts Mit größter Sorg»
fält ausgeführte Messungen der größten Kopfperipherie und des Brustumfanges
über beide Brustwarzen abgeben, sind
unter dem Titel: „Ms Gesetz des wenzch-
lichen 2Vllch5thums und der unter der Nllrm
zurückgebliebene Brustkorb, als die erste und
wichtigste Ursache der AhachitiH, Srraphulllöe
und Guberruluse" (Wien 1888, Carl Ge<
rold) erschienen. Diese gemessenen
Thatsachen und die ihnen parallel
laufenden Diagnosen ergaben nicht nur
den zwingenden Schluß, daß die erste
und wichiigste Ursache der Rhachitis,
Scrophulose und Tuberculofe in einer
relativ zu kleinen Respiration
zu suchen sei, sondern es ließen sich aus
denselben auch die ersten Grundzüge
des Gesetzes des menschlichen Wachs-
thums ableiten, und zwar vorerst in ihrer
Anwendung auf die gemessenen, oben
genannten zwei wichtigsten Körpergrößen,
nämlich auf die größte Kopfperipherie
und den Brustumfang. Mit diesem Werke
begab sich Dr. Lihar 2ik zu Alexander
von Humboldt nach Berlin, um über
sein Werk das Urtheil dieses tiefen Den-
kers persönlich einzuholen. Nicht nur in
einer längeren Unterredung sprach sich
Humboldt in anerkennender Weise
über L.'s Forschungen aus, sondern über»
nahm es auch, mit seiner bekannten Be>
reitwilligkeit, diese Schrift der Akademie
der Wissenschaften zu Berlin einzureichen
und eigenhändig einzubegleiten. Da die
Grundzüge des Wachsthums bloß für die
oben genannten zwei Körpergrößen mit
einer Wachsthumsdauer von 23 Epochen
bestimmt waren und in den. quantitativen
Bestimmungen sich noch sonst viele Lücken
und Mängel zeigten, so setzte Dr. 3. seine
Beobachtungen weiter fort und zog auch
die anderen Körpertheile in den Kreis
der Messungen ein. Nachdem aus diesem
Grunde neuerdings von mehr als 3000
Individuen jeden Alters und Geschlech«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon