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Lmdenau 206 Lindenau
resien-Ordens verliehen wurde. I m Octo«
ber 18l)3 wurde 3. zum Inhaber des
29. Infanterie-Regiments ernannt. Noch
einmal, im Jahre 1809. aber nur auf
kurze Zeit, betrat er den Kriegsschauplatz.
Nach der Schlacht von ASpern zog er
sich als Feldzeugmeister in den Ruhestand
zurück und verlebte den Rest seiner Tage
tn Wien. Man erzählt von ihm, daß er,
wie Friedrich der Große, in voller
Generalsuniform mit Stiefel und Sporn
in stoischer Ruhe im Lehnstuhle den Tod
erwartete. 3. war ein gebildeter Soldat,
seine militärischen Schriften, von Fach»
mannern geschätzt, bekunden eine tüchtige
wissenschaftliche Ausbildung im Kriegs«
wesen. ES sind folgende: „Aeder Winter-
pastirungen unll dahin einschlagende Sicherheits-
und Vertheidigungsanstalten" (Potsdam 1783,
8o , mit 4 K. K.. und dann Leipzig 1789.
gr. 80., mit K. K.); — „Ueber die Hähne
preussische Gaktik, deren Mangel und Tnzmeck-
Massigkeit". 2 Theile (Leipzig 1789 und
1790, Beygang, gr. 8".. mit K. K.),
diese Schrift soll Ursache seines Ueber-
trittes aus der preußischen in die österrei»
chische Armee gewesen sein; als über die»
selbe im Jahre 1790 bei Reimer in
Berlin von einem Ungenannten „Anmer-
kungen", mit dem Beisatze: „Ueber ihre
(der Schrift) zeitherige Unrichtigkeit", er-
schienen war, erwiderte'3indenau mit
der Broschüre: „Beleuchtung der AnNerkun-
gen ein« Vngenannten zu meiner schritt über
die hühere preussische Taktik" (Leipzig 1790,
gr. 8o.). I m Vorstehenden wurde nur
der Soldat Lindenau ins Auge gefaßt
und seine gedrängte militärische Lebens-
stizze gegeben. Aber L.. in Wien schlecht-
weg „der General" genannt, war lange
Zeit eine in der Residenz beliebte Volks-
lhümliche Erscheinung, deren Andenken
noch in seinen edlen letztwilligen Verfügun-
gen und in einer Unzahl von Schnurren, Witzen und Anekdoten, die entweder von
ihm abstammen oder ihn zum Gegen»
stände haben, fortlebt. Unten in den
Quellen folgt zum Verständniß dieser
originellen Figur eine Charakteristik des
Generals. Ein menschenfreundlicher Mann,
der unter seiner baroken äußeren Erschei»
nung ein edles, für Wohlthun begeistertes,
tieffühlendes Herz barg. that er schon
bei Lebzeiten heimlich viel Gutes und
half manchem verschämten Armen; sein
Testament, welches Gräffer, Schim-
mer, dieser vollständig, u. A. dem gan-
zen Wortlaut nach mittheilen, charakterisirt
schon den Mann und sein theilnehmen»
des Gemüth. Hier mögen nur folgende
Posten stehen. Ueber sein baares Vermö»
gen, das etwaS über 18.700 st. W. W.
betrug, verfügte er: 4000 st. für das Er-
ziehungshaus seines Regiments; 4000 fl.
für das Kloster der Elisabethinerinen
in Wien; 4000 fi. für das Kloster der
Barmherzigen Brüder; 4000 si. für die
Armen der beiden protestantischen Ge-
meinden der lutherischen und der resor-
mirten Confession. Der übrigbleibende
Rest von 2700 und mehr Gulden,
welchen er mit seinen Pretiosen, Sil-
ber, Lotterielosen und anderen bis in's
kleinste Detail aufgezählten und geschätz-
ten Objecten auf eine Gesamrntsumme
von 11.862 st. berechnete, sollte nach
Abzug der Leichenkosten, welche „so ein»
fach als möglich zu bestreiten seien, denn
waS nützen hier überflüssige Verschwen«
düngen", in drei gleichen Theilen den
oben genannten Legaten, für die Elisa»
bethinerinen, Barmherzigen Brüder und
Armen beider evangelischen Gemeinden,
zugeschlagen werden. Alle seine Die-
ner, eine Aufwärterin, die denselben zu«
weilen aushalf, sein Pudel, für den er,
bis er wieder einen guten Herrn erhielt,
eine angemessene Summe auswarf, waren
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon