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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Seite - 274 -
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Seite - 274 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15

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274 bürdete, an den aber jetzt doch wohl Niemand mehr glaubt! — Ebenso oberssächlich ist de Vorwurf der mangelnden Melodie in den symphonischen Dichtungen und anderen Werken Liszt's. Es könnte damit nur jene populäre Gestaltungsweise musikalischer Ge danken gemeint sein, wie sie einfache Volks wcisen. Tänze, Märsche u. s. w. zeigen. Diesl Art von populärer Melodie kommt auch in den Instrumental<Compositionen Haydn's, Mozart'S, Beethoven's selten vor. In Beethoven's 9. Symphonie kaum eine ein< zige; dagegen gibt es darin doch keine absolut unmelodische Periode, d. h. keinen Gedanken, der nicht eine Seelenregung offenbarte. Auch fehlt es den Liszt'schen Compositionen nicht an einzelnen populären Melodien, alle seine Gedanken aber. die nicht der Art sind, offen. baren doch einen Seelenausdruck. Was drit« tens Liszt's grauseHarmonie betrifft, so sind in seinen sämmtlichen Werken keine anderen Accorde zu finden als die Theorie sie erlaubt, nur neue Verbindungen und Folgen enthalten sie. Daß darunter manche erscheinen, die dem Ohr der Gegenwart noch herbe klingen, soll nicht geleugnet werden, wenn aber jeder Componist nur die Harmo nieverbindungen hätte gebrauchen dürfen, an welche seine Zeitgenossen gewohnt warm. so hörten wir heute noch keine anderen Accorde als Dreiklange oder gar nur Quinten«, Quar« t?n< und Octavengänge. Was folgt'daraus? Dciß harmonische Kühnheiten im Anfange ge» wöbn'ich mißfallen, später aber, nachdem man sie öfter gehört, zulässig, angenehm und als Bereicherung der harmonischen Ausdrucks« mittet befunden werden. Liszt w i l l Ob« jecie schildern, welche der musikali« schen Schilderung garn icht zu gang« lich sind? Dieser Albernheit zeiht man Liszt, den wissenschaftlich und ästhetisch so außerordentlich durchgebildeten Geist! Man führt gewöhnlich Mazeppa, den auf cin Pferd gebundenen Hetmann, an. Liszt habe die äußere Erscheinung malen wollen, den dabin stürmenden Galopp des Pferdes :c. Nicht mehr als sie dem Dichter in der be> kannten Redesigur der Congruenz und Har» monie in engerer Bedeutung erlaubt ist. Wir etinnern nur an die bekannten Verse, welche das Pferdegetrappel und den rollenden Stein malen. Beethoven malte in seiner Pasto« ralsymphonie das Rieseln des Baches, den Gesang der Nachtigall, den Schlag der Wachtel, den Ruf des Kukuks, das Gewitter mit seinem Windsturm, den rollenden Donner u. s. w., in seiner Victoriasymphonie alle Erscheinungen, bis zu dem Kanonendonner und Pelotonfeuer; C. M. von Weder in der Wolfsschlucht, das Flattern der Vögel, das Grunzen und Vorüberrauschen des Ebers; Mozart in der Zauberflöte, C. M. von Weber in der Euryanthe die Windungen der verfolgenden Schlange. Haydn in seiner Schöpfung sogar das Chaos, das eintretende Licht, die Bewegungen einer Menge von Thieren. Mendelssohn in seiner Ouvertüre zum Sommernachtstraum das Spiel der Elfen, in Meeresstille und glücklicher Fahrt das ruhende Meer. Wem fällt es ein. diese Meister wegen der Mitaufnahme des Aeuße« ren in ihre Schilderungen der inneren Be« wegungen, des Unsinns, der Nichtkenntniß der ästhetischen Regeln ihrer Kunst, oder der willkürlich barbarischen Ueberschreiiung der< selben zu beschuldigen?" Diese unbefangenen Ansichten über Liszt 's Tondichtungen schließt der Kritiker mit folgenden Worten: „Noch vor Kurzem schrieb Bank im Feuilleton des Dresdener Journals über Beethoven's Quartett, 0?. 130: Diese letzten schöpferischen AusdruckZformen Beethoven'S beruhen fest und sicher auf höchster Herrschaft über die Technik und höchster Concentration des Ge» dankens. Und darum erscheint uns, wo er vor nicht zu langer Frist verworren, f o r m l o s und krankhaf t genannt n>urde. jetzt vol lkommen klar und mehr und mehr bewundcrun gswür» dig. wenn nur der Ausführung nicht die technische Ueberwindung und das poetische Verständniß fehlt." — OesterreichischesMorgenblatt (Prag) 1838, Nr. 10—13: „Franz Liszt und seine Instrumental'Compositionen", von A. W. Ambros (gelegenheitlich des unter Liszt 's persönlicher Leitung in Prag stattgehabten Concertes zum Besten dürftiger Rigorosanten der Medicin am 4!. März 1858). — Be< leuchtung des durch Franz L i s z t's „Faust, Symphonie" in Breslau hervorgerufenen Zei« tunasstreites von Eugen von N lum (Bres« lau 1864. W. Iacobsohn). - Vrendel (Franz), Franz Liszt als Symphoniker <keip» zig 1839. C. Merseburger. gr.. 8«.), — Oester» reichisches Bürger .B la t t (Linz. 4°.) 3s. Jahrg. (1826). Nr. 33: „Aphorismen über Musik und Musiker der Gegenwart. VI . Franz Liszt". Von G. Frankenstein. — Gleich (F.), Charakterbilder aus der neueren Ge»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Leon-Lomeni, Band 15
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Leon-Lomeni
Band
15
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
499
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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