Seite - 281 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Bild der Seite - 281 -
Text der Seite - 281 -
Litta 281 Litta
Jahre 1809 mit. focht bei Sacile. Raab,
und erkämpfte sich bei Wagram den
Capitänsrang und das Kreuz der Ehren«
legion. In den letzten Tagen des Kaiser»
reichs befehligte er an der adriatischen
Küste eine der beiden Artillerie-Abthei.
lungen, welche im Jahre 1811 gegen die
versuchten Landungen der Englander
errichtet worden waren. Noch einmal,
am 13. Februar 18 l 4, wird fein Name
bei der Vertheidigung Ancona's gegen
die an Macht bedeutend stärkeren nea>
politanischen Truppen mit Auszeichnung
genannt. Litta befehligte damals die
Artillerie und brachte mit derselben eine
solche Wirkung unter den Stürmenden
hervor, daß der Handvoll Belagerter, die
bereits keine Lebensmittel und keine Aus-
ficht auf Verstärkung karte, eine ehren-
volle Capitulation zugestanden wurde.
Nun enden die militärischen Thaten des
späteren Gelehrten. Mit Napoleon's
Sturze trat er aus den Reihen der Krie>
ger und lebte sofort ganz der Wissen»
schoft. Von früher Zeit her, noch als er
im Heere diente, beschäftigte ihn der Ge>
danke, eine Geschichte der berühmten
Familien seines Vaterlandes zu schreiben.
Nach dieser Richtung hin verfolgte er
auch emstg seine Zwecke, forschte in
Bibliotheken nach alten Handschriften,
las die wichtigsten Werke über die Ge«
schichte Italiens, machte sich die genaue«
sten Auszüge u. dgl. m. So zum Bei-
spiel hat er sich bloß zum Zwecke seiner
Arbeit einen Auszug aus Murator i 's
Annalen Italiens gemackt. eine Arbeit,
deren Mühe und Geduld nur jener er>
messen kann. der dieses classische und
umfangreiche Geschichtswerk jemals ernst-
lich zu benutzen benöthigt war. Dieser
Auszug. so wünschenswerth für den
wissenschaftlichen Gebrauch seine weitere
Verbreitung wäre, blieb bisher unge« druckt. Bald nach seinem Austritte aus
dem Heere besuchte er Frankreich und die
verschiedenen Staaten Italiens, theils
Materialien für seine Arbeit sammelnd,
theils Verbindungen mit Gelehrten an-
knüpfend; dann kehrte er nach Mailand
zurück und verließ diese Stadt, ausge«
nommen, wenn er sich auf sein Landgut
Limida in der Provinz Como begab, oder
in den letzten Lebensjahren die Bäder im
Veltlin besuchte, nicht wieder. Er lebte
nur feiner Arbeit, und in ihr, und wenn
er genöthigt war. ihm übertragene
Ehrendienste, die er nicht gut ablehnen
konnte, zu versehen, so that es ihm nur
um seine Arbeit leid, der er wieder einige
Stunden täglich entziehen mußte. Im
Jahre 1819 erschien das erste Heft seiner
Familien Italiens und seither in ununter-
brochener Folge im Ganzen 78 Hefte,
welche die Genealogie von 113 Familien
enthalten. Mit großem Kostenaufwand
fügte er seinen Genealogien Abbildun»
gen von Münzen, Denkmalern, Bild»
nifsen und anderer Gegenstände bei.
Anfänglich wurde das Werk auswärts
gedruckt, spater aber hatte er in sei-
nem eigenen Hause eine Buchdruckerei
und Kupferstecher« errichtet, und för-
derte so mit allen nur denkbaren Mit«
teln, die ihm sein großer Reichthum
gewährte, die Fortsetzung seines Werkes.
Daß es ihm dabei, so sehr er von Seite
der Wissenschaft gewürdigt und geehrt
wurde, nicht an Verfolgern und Feinden
fehlte, liegt in der Natur dieser Arbeit.
„Ich schreibe Geschichte und nicht Lobreden,
mein Ideal ist die Wahrheit", pflegte er
oft zu sagen und ließ die Schmähungen
derjenigen, die sich durch sein Werk verletzt
glaubten, mit Ruhe über sich ergehen.
Unter diesen Beschäftigungen floß sein
Leben in Ruhe dahin, nur den Anfor»
derungen seiner Mitbürger entzog er sich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon