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nur des Gedichtes von Castelli in der
„Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Thea«
ter und Mode" 1832, Nr. 68, gedacht. —
Wappen. Ein von Roth und Silber in die
Länge getheilter Schild, in welchem eine mit
gleichen, aber abwechselnden Farben Pfahl»
weise gestellte Lilie auf der Schildesthcilung
liegt. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehr»
ter gekrönter Helm und auf der Krone erhebt
sich abermals eine, und zwar von Roth und
Silberfarbe in die Länge getheilte Lilie. Die
Helm decken sind beiderseits roth. mit Silber
belegt. — Mroui's Charakteristik als Mensch
und Gelehrter. „Ehrenhaft, wahrheitsliebend,
mild und theilnehmend erschien er denen, die
ihn näher kannten. Scharfsinn, richtiges Ur-
theil, schnelles Erfassen, klares Ordnen und
organisches Verarbeiten dessen, was er geistig
erworben, sind bezeichnend in seiner Indivi«
dualität als Gelehrter. Seine außerordentliche
Belcsenheit hatte ihm einen reichen Schah von
Bildung vermittelt. Seine literarische Frucht«
barkeit sucht ihresgleichen. In der Geschichte
der Wissenschaft wird er als einer der aus»
gezeichnetesten Astronomen und astronomischen
Schriftsteller seiner Zeit fortleben. Die Klar<
heii seines Verstandes spiegelt sich besonders
in der trefflichen Darstellung auch der schwie-
rigsten Materien. Euler und Lessing waren
seine Stylmuster und er hinterläßt manches
was diesen Heroen ähnlich gesagt ist. Seine
„theoretische und praktische Astronomie" und
die „Vorlesungen über Astronomie" sind wahre
Grundbücher des Faches. Sie werden nur
denjenigen Veränderungen unterliegen, welche
die Fortschritte der Wissenschaft mit sich brin»
gen. Herschel hat darum auch zur Ver-
pflanzung derselben auf englischen Boden
durch eine Uebersctzung aufgefordert. Das
Werk „die Wunder des Himmels" steht ebenso
rühmlich als populäre Darstellung da. In
nicht ganz vier Jahren wurden von diesem
Werke zehntausend Exemplare abgesetzt. In
seinen „Elementen der Algebra und Geometrie
und den verwandten Schriften", die sich alle
durch hohe Originalität auszeichnen, hob er,
der Erste, die Scheidewand zwischen Elemen«
ten und höherer Mathematik auf. Seine
Werke über Optik werden stets zu den besten
gehören und ihm gebührt das Verdienst, den
ersten Anstoß zu der Ausführung der Dia
lyse bei achromatischen Objecten gegeben zu
haben, die in den Händen eines Stein»
he i l , P lößl und Anderer so reichliche
Früchte getragen hat. Ebenso werden ihm seine Schriften über Witwen'Instiiute und
Leidrenten einen bleibenden Namen sichern
und seine Mitbürger müssen ihm danken,
was er mit seltenem Muth und tiefer Sach-
kenntniß bei dieser so wichtigen Gelegenheit
für das Gemeinwohl praktisch ausgeführt
hat. Seine „Chorographie" und seine „Gno<
monik", seine „Kalendariographie" und so
viele andere werthvolle Schriften zeugen von
der Vielseitigkeit, die er in seinem Fache
besaß. . . . Die Hauptrichtung seines ganzen
öffentlichen Wirkens ging auf das Brauch«
bare — er wollte namentlich auch abstracte
Lehren für das gemeine Leben nützlich machen
und in wissenschaftlichen Kreisen mehr ver»
breiten. In diesem Sinne unternahm er auch
die deutsche Bearbeitung von Whewell 's
„Geschichte der inductiven Wissenschaften", und
es mag den guten Namen bezeichnen, dessen
sich L i t t row auch bei den Briten erfreute,
daß der Verfasser jenes Werkes selbst die Ver»
breitung durch ihn im deutschen Idiom unter»
stützte, obgleich sich Li t t row früher mit frei«
müthiger Satyre über desselben Verfassers
„^stronora^ anä. FLQSi-2.1 Vk^ioZ" ausge«
sprochen hatte, ein Werk, welches, unter ganz
eigenthümlichen Verhältnissen concepirt und
ausgearbeitet, die Nügen des deutschen Ge<
lehrten allerdings verdient hatte. L i t t row
durfte übrigens wohl über das Schiefe, Matte,
Ungesunde in der Literatur sich bisweilen ein
freies Wort erlauben, weil er in den eigenen
Schriften sich immer als Meister seines Stosses
erwies, weil er die Zeit und die Menschen sehr
richtig zu fassen und zu würdigen verstand,
und weil man auch in seinem Tadel den
wohlgesinnten freundlichen Kern des Mannes
wie einen tiefgefaßten Juwel durchblitzen sieht."
— Schließlich zur Charakteristik dieses liebens»
würdigen Gelehrten nur noch Einiges. Als
Mitarbeiter der achten Auflage des Brock«
haus'schen Conoersations'Lerikons strich er —
seine eigene Biographie. — Sein Wahlspruch
war das Ariom der Stoiker: äve/» x«!. «^ä^u
(dulde und entbehre), für das er auch öfter
das bekanntere Ovid'sche xsrtsi' at odäura
(dulde uno harre aus) anwendete. — Mäd«
ler in seiner „Selenographie" benannte nach
ihm einen Mondfleck. Da schrieb L i t t row
an seinen damals noch lebenden — ja ihn
mehrere Jahre überlebenden Vater: „Unter
anderm habe ich Ihnen noch immer nicht ge»
meldet, daß ich ein Gutsbesitzer geworden bin.
Man hat mir eine Herrschaft angewiesen, die
zwar keine Steuern, aber — auch keine Ein«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon