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von dem junge renfürstlichen Zweige,
aus deffen Ehe mit Mar ia Ludmil la
Gräfin Czernin. Von sieben Brüdern
der jüngste und einzig am Leben geblie-
bene, bildete er den Gegenstand dsr zärt-
lichsten Sorgfalt der Eltern und erhielt
eine vortreffliche Erziehung. Als der»
einstiger Erbe des Majorates, wurde
von dem Eintritte in den Staatsdienst
ganz abgesehen und in seiner frühzeitig
erwachten Neigung für die Künste wid-
mete er sich vorzugsweise der Förderung
künstlerischer Interessen, mit denen er
bald jene humanistischer Zwecke verband.
Als Mitglied der böhmischen Privat-
gesellschaft patriotischer Kunstfreunde,
wurde er zu ihrem Referenten und Ge»
schllftsführer gewählt und wirkte in die-
ser Eigenschaft 46 Jahre um Vervoll»
kommnung und Ausbreitung der Kunst
in Böhmen. Die seit Jahren dauernden
Kriegswirren hatten zahlreiche Verar»
mungen zur Folge und es galt, der über-
Hand nehmenden Noth abzuhelfen. Es
entstanden mehrere Wohlthätigkeitsver'
eine, u. a. die Privatvereinigung zur
Unterstützung der Armen mit Nahrungs»
mitteln, der Verein zur Unterstützung der
Armen mit Feuerungsstoff, dessen Vor»
stand er wurde, und aus beiden Vereinen
bildete sich dann der Privatverein zur
Unterstützung der Hausarmen, den er
von semer Entstehung. im Jahre 4810,
bis zu seinem Tode mit segensreichem
Erfolge leitete. Ebenso wirkte er als
Mitglied und Protecior anderer zu ahn»
lichen Zwecken gebildeter Vereine. Im
Jahre 4808 stiftete der Fürst die böh-
misch »hydrotechnische Privatgesellschaft,
welche sich mit den Vorarbeiten zur Vet>
emigung der Moldau und Donau be«
schästigte. Als die dem Vaterlande dro-
hende Gefahr dem Einzelnen persönliche
Opfer auferlegte und sich im Jahre 4808 die Landwehr orgamfirte, bildete L. aus
den Unterthanen seiner Herrschaften ein
Bataillon, zu deffen Commandanten er
ernannt wurde. Als im Juni 1809 die
Gefahren immer drohender wurden, er«
klärte sich 3. bereit, mit seinem Bataillon
über die Grenze dem Feinde entgegen
zu gehen und machte in Folge dieser
Erklärung die Expedition nach Sachsen
gegen Thielemann mit, und über«
nahm in dieser Zeit zweimal das Com»
mando der Stadt Dresden. Der Fürst
wurde Oberstlieutenant und nach Auf»
lösung der Landwehr Oberst in der
Armee, erhielt im Jahre 1840 das Com»
mandeurkreuz des Leopold-Ordens, spä»
ter die Würde eines Oberstlandkäm»
merers von Böhmen. Bald nach Been«
digung der Befreiungskriege machte er
auch noch eine kleine Stiftung von
800 fi. C. M., mit deren Interessen jähr«
lich drei Soldaten, vom Unterofficier
abwärts, welche
sich
in der Schlacht bei
Leipzig ausgezeichnet, zu betheilen sind.
In Ermangelung solcher Krieger treten
Kinder von solchen Invaliden, die sich
ausgezeichnet, an die Stelle jener Sol»
daten. Der Fürst war auch ein großer
Freund und Förderer der Tonkunst.
Ueber diese seine Neigung berichtet I . Fr.
Reichardt in seinen „Vertrauten Brie»
fen", wenn er über seinen Aufenthalt in
Wien, in den Jahren 4808 und 4809,
erzählt. Im Hause des Fürsten wurden
italienische Opern aufgeführt, so wurde
auch der damals in Wien lebende Com«
pomstLiverati von dem Fürsten mit
Kompositionen beauftragt, und schrieb
für denselben die beiden allegorischen
Opern: „U ^e^ i o ä'NtGruitä." und
„I ! Oonvito äsFli Doi". Reichardt's
Oper „Vrg.äaiQant6" wurde im Hause des
Fürsten vollständig probirt. Reichardt
nennt das Haus des Fürsten „die wahre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon