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Lobkowitz 316 Lobkowitz
beweisen seine Dichtungen, in welchen rr
seine Charlotte von Ferrara in begeister»
ter Weise feiert. Zum Ersatz seines Cölibates
nahm er aber vier Zöglinge von edler Abkunft
in sein Haus auf; es waren Nikolaus und
Sig ismund, zwei Söhne seines Bruders
Nikolaus, und dann Friedrich Knob-
loch und Wolfgang von Kaaden, an
welch' vieren er Vaterstelle vertrat. Neben
den ländlichen Beschäftigungen der Jagd und
des Feldbaues lag er vornehmlich seinen ge»
lehrten Arbeiten ob. So trieb er mit beson-
derer Vorliebe historische Studien, dann Ma»
thematik und Sternkunde und behufs letzterer
war er mit einer schönen Sammlung von
Instrumenten versehen. Die geistige Bewe«
gung seiner Zeit fest im Auge behaltend, hatte
er in verschiedenen Städten Europa's seine
Agenten und Abschreiber, die ihm seltene
Handschriften copirten oder sonst werthvolle
Gegenstände für ihn erstanden. So bezogen
der Candiote Nristobolus und das Hand»
lungshaus Fugger für Besorgung seiner
literarischen Angelegenheiten jährliche Gehalte.
Seine Arbeiten, die wohl zum Theile in Ge-
lehrtenkreisen bekannt sein mochten, denn wie
hätte ihn sonst seine Zeit mit Namen, wie der
„böhmische Ullysses", „Pliniuö der Jüngere",
„Horaz" u. dgl. m. belegen können, sind
erst 60 Jahre nach seinem Tode gesammelt
und von Thomas Mi t is unter dem Titel:
I^ucudiktioiisL oratorias (1563) und V'ai'i'aFo
?o6N2trm2 (1370) herausgegeben worden. Es
sind ein Aufruf in Versen an den Kaiser
zum Beginne des Türkenkrieges; eine beißende
Satyre auf die Sitten des Adels und drr
Bürger Böhmens, welches er bei Lebzeiten
nur seinem Freunde Victor in Schlechta
von Nisse hrad unter dem Siegel des tief»
sten Geheimnisses anvertraute; Elegien ver»
schiedenen Inhalts 2 Bücher. Inschriften und
Trauergedichte 1 Buch, Epigramme 3 Bücher,
eine Abhandlung über das menschliche Elend,
ein Buch über den Geiz, eine Lobrede auf
Peter Schottus. eine Abhandlung über
Stanislaus Polonus, eine andere über
die Glückseligkeit, fünf Bücher Briefe, ein
Vuch über die den Deutschen und Italienern
eigenthümlichen Erfindungen. Auch soll er
Annalen des Königreichs Böhmen nieder-»
geschrieben haben, diese aber verloren gegan-
gen sein. Alle diese Schriften waren in aus«
erlesenem Latein verfaßt; als Dichter rühmt
man an seinen Arbeiten Eleganz des Aus»
druckes, Schwung und attischen Witz. So werden u. a. sein Trauergedicht an die Koni»
gin Anna, sein Gedicht auf die Erfindung
der Deutschen (das Schießpuloer), auf das
Hofleben, auf die Heilquellen Karlsbads, als
poetische Meisterstücke bezeichnet. Leider raffte
ihn der Tod im kräftigsten Mannesalter von
erst 48 Jahren, am 11. November, nach
Anderen am 1t). und wieder am l2. Novem»
ber 1300. dahin. ^o/sT- e^oü. <?5n'sioF^,
Oi8LLi>tg.ti0 äs vita LUiumisgus in rem Ilt-
tsrklia.in ineritis LokULlai H^LSQstsinil,
Msri bkronis Kodaovioii (V^ittoberg. 1719
und wieder 1721, 4".). — Cornooa (Ign.),
Der große Bohuslaw von Lobkowitz und zu
Haffenstein, nach seinen eigenen Schriften
geschildert (Prag 1808. 8<>.). — Jeuinanw
^O^l'Hto^/i ^.ULUsi^ , I'i'OFlHuiiua äo Lo»
kuslai Ha82025toir>ii nomins at^ns luFonio
(I'i-HQot. 6t I^iMkS 1717, 40.). — Fok«s?a"
Ha?öz,'?n', Loksima, äoota ssu. virornm om»
niFsna eruäitioQy st äootrina elarorum
Loksmias Uoiaviks st silsgias iwnün»,
sloFia st littsraria mouiiNen-tg,. 0M5 z>02t>
kumum otL. sto. Väiäit I>. OauäiäuL
a 8. idorLsia sto. (piaZae 1777^ ^. (,'.
Ni-aba, 80.) I'i'aetHtus I, p. 53—64. — Pel<
zel (Franz Martin), Abbildungen böhmi-
scher und mährischer Gelehrten und Künstler
nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und
Wirken (Prag 1773. Wolfgang Gerle, 8«.)
I. Theil, S. 16 u. f. — F'anHil'nl /^ oeHaska
äs 82.son!a,riou3 libsr^inm aitimn in 33o-
bsrnia st Äloravia iatis eoinilisiltai'iUL (?i-a-
F s^ 1777, ^.. ^1. geduld, 8°.) z>. 231—239,
265, 268, 322, 334 st 442. — Schiffner
(Ios. Ioh.), Gallerie merkwürdiger Personen
Böhmens (Prag 1804 u. f., 8°.) Bd. IV,
S. 300. — Hormayr (Joseph Freiherr),
Taschenbuch für die vaterländische Geschichte
(Stuttgart. Frankh. kl. 8") Neue Folge, I. Bd.
(1830). S. 238 u. f. — N'na^z? <^.>,
1836) 120.). —
Budik (Peter), Leben und Wirken der vor.
züglichsten lateinischen Dichter des 13. bis
18. Jahrhunderts sammt metrischen Ueber«
setzungen ihrer besten Gedichte, beigefügtem
Originaltexte und Erläuterungen (Wien 1827,
Wallishausser, gr. 8".) Bd. I I I , S. 46 u. f.
— Beschreibung der bisher bekannten
böhmischen Privatmünzen und Medaillen.
Herausgegeben von dem Vereine für Numis»
matik in Prag (Prag 1850, 4».) I. Abthei'
lung: Personenmünzen, S. 134—156. —
Neues Archiv für Geschichte, Staaten»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon