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Löhner 398 Löhner
er in ruhigeren Zeiten durch seine Dich.
tungen sich besonders bemerkbar gemacht
hätte. Wie im Eingänge dieser Skizze
bemerkt worden, schrieb er unter dem
Namen Nehland und Mora jn Ge-
dichte, Märchen, Novellen. Während
seines Aufenthaltes zu Salerno im Jahre
1839/40 schöpfte er Anschauungen für
ein Hohenstaufenlied. mit deffen Aus»
fĂĽhrung er sich
damals trug; auch fand
er in jenen Tagen aus dem Umgänge
mit einer Bojarenfamilie den Stoff
zu einem spater vollendeten Trauerspiele:
„Basar und Zigeuner". Seine Dichtungen,
welche manche Perle enthalten, erschie-
nen unter dem anspruchslosen Titel:
.Gedichte" (Berlin 4848. A.Duncker. 8".)
unter dem Pseudonym Morajn. Was
Löhne r's Charakteristik als Reichstags-
redner betrifft, so ist wohl das in der
Reichstags.Gallerie von Adolph Neu«
stadt mit Worten gezeichnete Porträt
L.'s sehr zutreffend. Diese hohe hagere
Gestalt mit dem Van Dyk-Kopfe, mit
dem blaffen fein geschnittenen Gesichte,
der hohen Stirne, dem spärlichen Haare,
diese echte Faustphysiognomie seffelte
jeden, der sie ansah. Sein Vortrag
war anfangs leise und erhob sich erst
im Verlaufe der Rede zur allgemeinen
Hörbarkeit. Was er sprach, trug vor
allem den Charakter des Deutsch.
thumS, daher war er als Deutsch«
böhme den Czechm auch ein Dorn im
Auge. Aber das Deutschthum, d. i.
die Nationalität, war ihm nur Mit te l ,
nicht Zweck. Sein Deutschthum war
eher Alles mehr als Nationalitätsgefühl
in dem primitiven, damZls wie heute
noch gangbaren Sinne des Wortes.
Wenn er daher — und er that es dann
nur scheinbar— anderen rein natio
nellen Bestrebungen entgegentrat, so
geschah es nur dort, wo daS in dem Deutschthum krystallisirte Prin«
cip der wahren Freiheit verletzt
oder gefährdet, und wo demnach die
nationelle Bestrebung — wie
heute noch — aufhörte, geistigzu sein,
sondern purer Materialismus wird.
Darin wird, bemerkt treffend Neu«
stadt, manche Härte, die ihm vom
nationellen Standpuncte vorgeworfen
wird, ihre eigentliche wahre Lösung
finden. Löhn er besaß eine weituinfas«
ende Bildung. Scharfblick und schnelle
Auffassung des entscheidenden Momen«
tes, ĂĽberdieĂź eine Summe angeeigneter
Weltbildung. welche in seinen Darlegun«
gen und selbst streng politischen Erör-
terungen ohne Zwang durchschimmert
und seinen durch besondere Klarheit und
Festhaltung des Grundmotives aus»
gezeichneten Reden einen eigenen wohl»
thuenden Reiz verschaffte. Durch geistige
Ueberlegenheit, ruhige, streng logische
Entwickelung seiner eigenen und richti»
gen Zusammenhaltung fremder Anträge
war 3. jedenfalls zum FĂĽhrer einer Par-
tei berufen.. Löhner's Reden im Reichs»
tage sind unter dem Titel: „Reden, ge.
halten am österreichischen constituiren»
den Reichstage. Mit einem Vorworte"
(Wien 1830, Iasper, HĂĽgel und Manz.
gr. 8".) im Drucke erschienen.
Scheyrer (Ludwig). Die Schriftsteller Oester«
reichs in Reim und Prosa (Wien 1358. Za<
marski, 80.) S. 433. — Fttie,-H5e?-L, Kapsel
5lovnill6^ novinkrskF 2. ko2V6i-2aöni, d. i.
Kleines Taschen'Conoersations'Lerikon (Prag
185l), PospiZil, 12<>.) Theil l l , S. 362-368.
— Mährischer Correspo ndent (Brün»
nerpolit. Journal) 18li2. Nr. 110: „Aus dem
Jahre 1848. V. Demokraten als SchaustĂĽcke"
l^ auch im Gratzer „Telegrafen" 1864, Nr. 208).
— Wanderer (Wiener polir. Blatt) 1862.
Nr. 8: „Eine Erinnerung an Dr. Löhner". —
Spr inger (Anton), Geschichte Oesterreichs
seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1863,
gr. 8".) Theil I I , S. 407, 421, 429, 523. 550.
— Reichstags-Gallerie. Geschriebene
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon