Seite - 401 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15

Loschenlwh!. 40t Löschenlwhl lichen Ausführung wegen künstletischen Werth. I n einem Saale, wo das Bild der Kaiserin Mar ia Theresia hängt und die Büste der russischen Kaiserin aufgestellt ist, befinden sich, theils sitzend, theils stehend gruppirt, der Kaiser Joseph, der Erzherzog Maximi l ian, der Großfürst und seine Gemalin. Her zog Friedrich Gu g en von W ü rtt e m- berg und seine Gemalin. die Prinzessin Elisabeth, der Prinz Friedrich August Ferdinand von Württem- berg, Fürst Kaunitz, die Heerfüh- rer Oesterreichs: Graf Lacy, Graf Hadik, Freiherr von London, Graf Nädasdy, Fürst Liechtenstein und Graf Wurmser, ferner der russische Fürst Solt ikow und seine Gemalin, eine geborne Fürstin Dolgoruky. Jede der genannten Personen ist sehr gut getroffen. Das Blatt, ein wahres historisches Gedenkblatt, kostete, als es erschien, zwei Ducaten. Die Bildnisse der darauf befindlichen Personen waren aber auch einzeln im Kupferstich erschie- nen. Spater faßte L. minder das künst- lerische als das rein geschäftliche Moment in's Auge und ricdtete seine Hauptspecu« lation auf die Benützung des Augen» blickes der Gegenwart, Löschenkohl war der Gelegenheitsbilder-Fabricant, oft, wie Graffer witzig bemerkt, schon Älitioi^anäo. Alle möglichen > neuen Vorfallenheiten wurden benützt, die Er« öffnung der Iosephimschen Akademie, der Luftballon, der Emser Congreß u. m. a. Die französische Revolutions- Periode gab natürlich den reichhaltigsten Stoff. Dabei war Löschen kohl ein guter Patriot und manifestirte seinen Franzosenhah in seiner Weise. Die Frau- zosen wurden immer als zaundürre, aus. gehungerte, zerlumpte Vautriens dar- gestellt. Auf einem Bilde halt ein solcher u. Wurzbach, biogr. Lexikon. XV. eine große Weltkugel in den magern Händen und sperrt den Rachen auf, um sie zu verschlingen. Auf einem anderen Blatte sehen wir über ein Dutzend Soldaten, die alle zusammen nicht die Courage haben, einen einzelnen österrei- chischen Nhlanen, der noch dazu ein aus» gestopfter ist, anzugreifen. Ein anderes Blatt in Quer'Folio zeigt uns: Orleans sterbend auf dem Bette, der Teufel bringt ihm eine Arzeneistasche, worauf steht: „Trink, Orleans, es ist Blut"; ein anderes gleich großes einen Reiter, dessen Kopf an der Stelle des Pferdekopfes, während der Pferdekopf auf des Reiters Schultern und ohne Zügel, mit der Unterschrift: „Der Franzos. das dumme Roß, ist zügellos". Das war in Löfchenkohl's Tagen Zeitgeschmack. Aber trotz höchst mangelhafter Zeichnung und Colorirung — denn die Dinge wur« den mit einer Haft ohne Gleichen auf den Markt geworfen und blieb zu einer besseren Ausführung gar keine Zeit übrig — riß man sich förmlich darum. Von dem Kupferstiche: „Mann ThereZill's Ichtr Stunde", wurden in wenigen Tagen siebentausend Exemplare, das Stück zu zwei Gulden, verkauft. Graffer in einer drastischen Schreibweise meinte: „was gäbe man darum, die ganze Sammlung diefer Gelegenheits» Bilder, eigentlich Karikaturen, zu besitzen oder nur betrachten zu können? Eine Schau» stellung ä, lu. Prater gegen Entrö; reich könnte man werden. Löschen kohl. ward es auch". I n seiner rastlosen industriösen Thätigkeit producirte er unermüdlich und immer etwas Anderes, Silhouetten, Miniaturportrats, Katen« der; legte eine Dosenfabrik, eine Fächer, fabrik. eine Knopffabrik an und brachte mancherlei in die Mode. 3. war eine der Originaltypen Wiens im 48. Jahr. l. Mai l866.^ 26